Der Frust über mangelnden Zuspruch, fehlende Zuwendung und Umsatzrückgang sitzt tief bei Starnbergs Einzelhändlern. Immer weniger Kauflustige zieht es in die Kernstadt, viele Ladengeschäfte stehen leer, zunehmend droht Verödung. Schon seit Jahrzehnten versuchen die Geschäftsinhaber, diesem allgegenwärtigen Trend entgegenzusteuern: Verkaufsoffene Sonntage in Kombination mit Sport, Spiel und Spannung haben Tradition in der Kreisstadt. Das Motto: Während die Kinder sportlich aktiv sind, können Mütter und Väter in Ruhe einkaufen.
Die Neuauflage am Sonntag, 13. Oktober, steht jedoch unter neuen Vorzeichen: Relativ kurzfristig hat die „City Initiative Starnberg“ in Zusammenarbeit mit rund 30 heimischen Sportvereinen auch ohne finanzielle Unterstützung der Stadt eine Neuauflage von „Starnberg bewegt“ auf die Beine gestellt.
Mit großem Engagement und schmalem Budget hat der rund 50 Mitglieder zählende Verbund von Geschäftsleuten in Zusammenarbeit mit knapp 30 Sportvereinen in nur vier Monaten die Aktivitäten gebündelt und organisiert. Auf Maximilian- und Wittelsbacherstraße sowie in Teilbereichen der Josef-Jägerhuber-Straße und des Tutzinger-Hof-Platzes findet von 12 bis 17 Uhr ein buntes und sportlich geprägtes Mitmach-Programm für alle Altersklassen statt; der Bereich ist für den motorisierten Verkehr von 9 bis 18 Uhr gesperrt.
Grundsätzlich ist die Beteiligung von Vereinen an einem verkaufsoffenen Sonntag nicht neu: 2012 feierte „Starnberg bewegt“ aus Anlass des 100-jährigen Stadtjubiläums Premiere und blieb seither fester Bestandteil des munteren Herbstfests, aufgewertet durch Musikdarbietungen und Gastronomie. Nur der Einzelhandel, der davon eigentlich profitieren wollte, hatte immer weniger davon: Die Umsätze blieben unter den Erwartungen, immer mehr Geschäftsleute machten nicht mehr mit. Immerhin: Am 13. Oktober öffnen rund 25 Ladengeschäfte ihre Türen.



„Wir wollten bewusst Sichtbarkeit demonstrieren“, sagt Corinna Hjorth, Vorstandsvorsitzende der City Initiative. Obwohl „Veranstaltungen an sich nicht so unser Metier sind“, hat die Vereinigung der Geschäftsleute neben einer finanziellen Beteiligung auch Organisation, Anmeldungen, Werbung und Kommunikation mit potenziellen Partnern übernommen. Nach mehreren Treffen war man sich einig, zumal die Veranstaltung „auch Frequenz in die Stadt bringt“, sagt Hjorth – und das nicht allein am Kirchplatz. Die Stadt hat ihr finanzielles Engagement komplett heruntergefahren, der Betriebshof übernimmt jedoch die Absperrungen und den Transport von Biertischgarnituren.
Diesmal soll wieder der gesamte Innenstadtbereich „bespielt“ werden, unter anderem mit einem Bungee-Trampolin, zwei aufblasbaren Ninja-Parcours und diversen Vorführungen und Infoständen. Die Wasserwacht ist ebenso dabei wie die DLRG-Hunderettungsstaffel, die Energiegenossenschaft, die VHS oder die Caritas mit einem Rollstuhlparcours; Blasmusik und „Neues Tanzen“ gibt es beim Stadtmarkt (SMS), Ponyreiten am Tutzinger Hof. Besondere Attraktion ist eine „Gutschein-Rallye“, bei der zehn Stationen besucht und Fragen für ein Eis beantwortet werden sollen. Zentrale Aktionsfläche aber bleibt auch diesmal die „gute Stube“ Starnbergs, der Kirchplatz. Eine Bühne wird es aus Kostengründen nicht geben.


Im Fokus stehen bei „Starnberg bewegt“ vor allem die Sportvereine, die schweißtreibende Mitmachangebote bieten: Der Münchner Ruder- und Segelverein (MRSV) bringt Ruder-Ergometer, einen Achter und Wackel-Optis mit, die FT Starnberg setzt auf Mini-Tennis und Fußball-Zielschießen, der SV Wangen auf Laser-Run und der SV Söcking auf Tischtennis und Fußball-Torwand. Reitsportfreunde finden Erfüllung beim Voltigierverein und beim Reitclub St. Georg, Sportschützen am Stand der Starnberger Vereine. Der TSV Perchting präsentiert Line- und Squaredance, der TSV Starnberg American Football, Capoeira sowie den neuen Trendsport Pickleball, eine dem Tennis verwandte Disziplin.
Großes Geld ist für die Vereine, die allesamt ehrenamtlich am Start sind, mit Essen- und Getränkeständen kaum zu machen. Bestenfalls für die Jugendabteilungen bleibt ein wenig hängen. Ob die Präsenz bei „Starnberg bewegt“ sich auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen auswirkt, darf ebenfalls bezweifelt werden; einen „Hype“ verzeichnete bislang noch kein Sportverein. Andererseits bestehe „für die Vereine aber auch die Verpflichtung, etwas zurückzugeben“, meint Robert Weiß (FT Starnberg), der die Veranstaltung auf dem Kirchplatz am Sonntag um 12 Uhr eröffnen wird. Einziger Unsicherheitsfaktor für die Veranstaltung bleibt allein das Wetter.