Sein Markenzeichen war die Fliege zum Anzug – selbst, wenn er auf dem Fußballplatz ein Spiel der „Seelöwen“ verfolgte. Seine stilvolle Attitüde kombinierte der Jaguar- und Cabriofahrer mit einem korrekten, meist humorvollen, zuweilen leidenschaftlichen Auftritt, der immer etwas Soldatisches hatte: Oberstleutnant a. D. Holger Knigge galt als eine der profiliertesten Persönlichkeiten der Starnberger Nachkriegs-SPD.
Knigge, geboren am 17. September 1937 im thüringischen Rudolstadt, wuchs in Gauting und Starnberg auf. Noch während seiner aktiven Dienstzeit, die ihn unter anderem nach Dillingen, Hofgeismar, Hamburg, in die USA und nach Feldafing geführt hatte, trat er 1972 in die SPD ein. Sogleich übernahm er bis 1978 die Leitung des Ortsvereins Söcking, 1986 bis 1990 wurde er Vorsitzender der Starnberger SPD. Für seine Leistungen wurde er 2015 mit der Willy-Brandt-Medaille, der höchsten Auszeichnung der SPD, gewürdigt. Das bayerische Innenministerium verlieh ihm die Kommunale Verdienstmedaille in Silber.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Knigge sein kommunalpolitisches Engagement bereits beendet. 36 Jahre lang war er Mitglied des Starnberger Stadtrats (1978 bis 2014) und saß 30 Jahre im Kreistag (1978 bis 2008). Zudem war er zweimal Dritter Bürgermeister (1990 bis 1996, 2002 bis 2008). Er wirkte als Schulreferent, Stadtplanungs- und Sportreferent, Vorsitzender des interfraktionellen Arbeitskreises „Rahmenplan“ und Chef des Arbeitskreises „Seeanbindung“. 2016 übernahm er den Vorsitz des Vereins „Forum für Stadtentwicklung“.
Als Sportbegeisterter – Knigge spielte in jungen Jahren Handball, später Tennis und Golf – übernahm er beim SV Söcking den Vorstandsposten (2009 bis 2017), in unzähligen weiteren Vereinen war er Mitglied. Einer seiner letzten großen Auftritte war 2019 die Verleihung der Starnberger Bürgermedaille, die er mit einem seiner typisch launigen Beiträge würzte.
Freunde bezeichnen ihn als anständig, zuverlässig, ehrlich und loyal. Für seine Leistungen und seine Verbindlichkeit erntete er Anerkennung über alle Parteigrenzen hinweg. Der Starnberger SPD, die ihn zum Ehrenmitglied ernannte, galt er als „Großmeister der Kommunalpolitik“. Die Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk schreibt: „Die SPD Starnberg hat Holger Knigge viel zu verdanken. Er hat mit Herz, Verstand, Charakter, Haltung und viel Humor in Starnberg politisch Maßstäbe gesetzt.“ Alt-Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger, der Knigges Erfahrungen und Ratschläge vor allem zu Beginn seiner Amtszeit zu schätzen wusste, sagte: „Ich verliere einen guten Freund.“
In den letzten Jahren wurde es krankheitsbedingt zunehmend stiller um Knigge. „Es fehlt mir einfach die Kraft“, hatte er schon 2017 aus Anlass seines Rücktritts als Vorsitzender des SV Söcking kurz nach seinem 80. Geburtstag erklärt. Obgleich er sich aus dem politischen Alltagsgeschäft zurückzogen hatte und immer seltener in der Stadt gesehen wurde, blieb er seiner Grundhaltung bei bestimmten Themen dennoch treu: Eindringlich warnte er als Befürworter des B2-Tunnels und der Seeanbindung vor „Kräften, die durch vorsätzlich falsche Informationen und emotional gespeiste negative Stimmungsmache eine Opposition ohne konstruktive und machbare Alternativen betreiben“.
Knigge starb am 21. Juli. Er hinterlässt Ehefrau Gloria, die er 1961 geheiratet hat, sowie eine Tochter, zwei Enkel und eine Urenkelin. Die Trauerfeier mit Beisetzung erfolgt am Samstag, 10. August, um 11 Uhr auf dem Waldfriedhof Starnberg.