Starnberg:Sommer im Herbst

Der Oktober war zwar sehr warm, aber auch sehr feucht. Und auf dem Hohenpeißenberg fiel der erste Schnee

Von Christiane Bracht, Starnberg

Außergewöhnlich warm, aber auch feucht ist der Oktober gewesen. Seit 1781 soll es einer der wärmsten Herbstmonate gewesen sein, hat das Meteorologische Observatorium am Hohenpeißenberg ausgerechnet. Nur 2001 und 1795 gab es wärmere Oktober. Mit 10,3 Grad war die durchschnittliche Monatsmitteltemperatur in diesem Oktober um 2,3 Grad wärmer, 2001 lag sie sogar bei 12,8 Grad. Grund dafür seien die häufigen Südwestwetterlagen, mit denen subtropische Luft aus Spanien und dem Mittelmeerraum zu uns gelangte, erklärt Wetterbeobachter Lorenz Siegmar. Diese Luftströmungen sind in den vergangen Jahrzehnten bei uns häufiger geworden und begleiteten uns fast durch den gesamten vergangenen Winter. Sein Kollege Alfred Messmer argwöhnt, dass "die vermehrten Temperaturrekorde in den vergangenen zwei Dekaden an der Erderwärmung liegen könnten". Einig sind sich die Wissenschaftler darin jedoch nicht.

An drei Tagen kletterte das Quecksilber auf dem Hohenpeißenberg sogar über die 20-Grad-Marke. Der wärmste Tag war der 9. Oktober mit 23, 5 Grad, berichtet Wetterbeobachter Siegmar. Allerdings gab es auch öfter Hochnebel, vor allem über den Seen. Aber auch der Hohenpeißenberg verschwand vom 26. bis 28. Otkober mittags in einer Nebeldecke. Die Sichtweiten lagen an den Tagen nur bei 30 Meter, so Siegmar.

Aufregung brachte der Tropensturm Gonzalez mit sich, der sich am 12. Oktober bei den Antillen gebildet hatte und über Neufundland nach Europa zog. Mit heftigen Gewittern und Sturmböen im Flachland bis Windstärke elf überquerte die Kaltfront am Abend des 21. Oktober Südbayern. Auf dem Hohenpeißenberg hatte die höchste Windspitze 87 Stundenkilometer. In Oberbayern stürzten viele Bäume um und es kam zu Störungen im Bahn- beziehungsweise Straßenverkehr. In der Folge des Sturms gab es Schnee- und Graupelschauer, erst nach mehr als 24 Stunden ging der Schnee in Regen über. Am Morgen des 23. Oktober lag 20 Zentimeter hoch Schnee auf dem Berg, am Tag darauf waren es immer noch acht Zentimeter. 69 Liter pro Quadratmeter Niederschlag fielen vom 21. bis 23., berichten die Wetterbeobachter. Das ist die gesamte im Oktober zu erwartende Niederschlagsmenge. Da dies aber nicht die einzigen Schlechtwettertage im vergangenen Monat waren - es gab noch elf weitere - übertrifft diese Niederschlagsmenge den langjährigen Durchschnittswert pro Monat mit 110 Litern pro Quadratmeter um mehr als die Hälfte (157 Prozent).

Tutzing, See Schwimmer

Badewetter am Starnberger See im Oktober: Die subtropische Luft aus dem Mittelmeerraum machte es möglich.

(Foto: Georgine Treybal)

Mit -0,7 Grad am Hohenpeißenberg war der 22. Oktober der kälteste Tag des Monats. Die Sonne schien aber nur 127 Stunden, das sind 15 Prozent weniger als zu erwarten gewesen wären. An 18 Tagen konnte die Sonne den Nebel nicht vertreiben.

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