Landkreis Starnberg:Die Baby-Boomer werden alt

Kurzzeitpflege

Wer sich nicht mehr selbst versorgen kann, ist im Alter oft auf einen Platz in einer Pflegeeinrichtung angewiesen. Im Landkreis Starnberg gibt es derzeit 1200 Plätze. Die werden künftig nicht mehr ausreichen.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Weil die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2025 um ein Viertel wächst, benötigt der Landkreis viel mehr Betreuungsplätze - besonders bei der Tagespflege. In Andechs wird so ein Angebot nun geschaffen.

Von Michael Berzl

Mehr alte Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, brauchen mehr Plätze, wo sie diese Pflege bekommen. Das ist eine Entwicklung, auf die sich auch der Landkreis Starnberg einstellen muss. "Es ist klar, dass wir mehr Einrichtungen brauchen, als wir jetzt haben", sagte Friedrich Büttner, der im Landratsamt den Fachbereich Sozialwesen leitet, als er Kreisräten aktuelle Zahlen und Prognosen für die nächsten Jahre vorstellte. Insbesondere bei der Tagespflege sei die Nachfrage jetzt schon viel größer als das Angebot, da gebe es sogar Wartelisten. Die Maro-Genossenschaft plant gerade in Andechs 15 dieser Plätze und erhält dafür finanzielle Unterstützung vom Landkreis.

Eine frühzeitige Zusage ist in dem Fall wichtig, denn bereits im Juli sollen die Bauarbeiten auf einem Grundstück an der Raiffeisenstraße beginnen, wie Maro-Projektleiter Ralf Schmid in seinem Förderantrag erläutert. Die Tagespflege entsteht im Zusammenhang mit einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt. Die Gesamtkosten sind mit knapp zwölf Millionen Euro veranschlagt. Die Fertigstellung ist im Frühjahr 2023 geplant. Die Trägerschaft soll die Firma "Villa Via Vita" aus Wielenbach übernehmen.

Derzeit stehen im Landkreis 1200 Pflegeplätze in 14 Einrichtungen zur Verfügung. Das sind die neuesten Zahlen vom April. Voraussichtlich im August sollen 84 vollstationäre Plätzen im "Mehrgenerationencapmus" des BRK-Kreisverbands in Gauting dazukommen. Auffällig ist laut Büttner, dass der westliche Teil des Landkreises gemessen am Bevölkerungsanteil gegenüber dem Osten unterversorgt sei. Anders sei die Situation insgesamt im ambulanten Bereich: "Da sind wir sehr gut aufgestellt." Die Versorgung in der eigenen häuslichen Umgebung gewährleisten 36 Pflegedienste, Sozialstationen und Nachbarschaftshilfen.

Bei seinen Prognosen kann sich das Landratsamt diesmal auf ein Gutachten des Berliner Iges-Instituts stützen, das die Entwicklung in ganz Bayern untersucht hat. "Die haben uns schlichtweg die Arbeit abgenommen", sagte Büttner am Mittwoch im Sozialausschuss. Denn der Kreis ist verpflichtet, in regelmäßigen Abständen den Bedarf zu ermitteln und sich darum zu kümmern, dass entsprechen viele Plätze bereitstehen. Nun verwendet er für die Aktualisierung nach vier Jahren einfach die bereits vorliegende Untersuchung.

Demnach lebten im Jahr 2017 insgesamt 3860 Menschen mit Pflegegrad, die meisten davon mehr als 80 Jahre alt. Bis zum Jahr 2025 wird ein Anstieg um ein Viertel prognostiziert. In der Altersgruppe der über 80-Jährigen werden demnach sogar 992 Menschen mehr pflegebedürftig sein; das wäre ein Anstieg um gut 40 Prozent. Insgesamt wächst die Bevölkerung im Landkreis dagegen bei weitem nicht so stark. Büttner bezeichnete 2025 als das Jahr, "in dem die Baby-Boomer langsam ins Rentenalter reindrücken".

Häuser und Räume allein genügen aber nicht - was dringend benötigt wird, ist das Personal. Da haben die Betreiber von Kindergärten und Altenheimen oft das gleiche Problem. Sozialamtsleiter Büttner berichtete von einem "erheblichen Bedarf an Pflegekräften". Und Landrat Stefan Frey (CSU) erklärte: "Bezahlbaren Wohnraum zu finden, wird eines der größten Themen." Er dränge daher darauf, dass im Verband Wohnen diese Problematik behandelt werde. Dabei gehe es auch darum, ob man lieber günstig baut oder mit einer gehobenen Ausstattung zum entsprechenden Preis.

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