Starnberg:Seit Jahren im Koma

Achtjähriges Mädchen braucht mehr Muskeltraining.

Blanche Mamer

Starnberg- Bei einem Unfall ist die achtjährige Leonie so schwer verletzt worden, dass die Ärzte sie ins künstliche Koma versetzten. Das war vor fünfeinhalb Jahren. Jetzt liegt das Mädchen zu Hause immer noch im Wachkoma und braucht Pflege rund um die Uhr. "Wachkoma ist aus medizinischer Sicht ein unerfasster Bereich. Man weiß nicht, ob und was sie mitbekommt", sagt die Mutter Maren L. Ihre Tochter könne jedenfalls ihren Unwillen äußern. "Wenn ihr etwas nicht passt, macht sie sich ganz steif. Und wenn ich oder die Krankenpflegerin sie etwas frage, reagiert sie manchmal mit schnellerem Atmen. Manchmal kommt aber auch gar keine Reaktion." Die schwere Behinderung ist eine Folge des Sauerstoffmangels, den Leonie bei dem Unfall erlitt. Sie hat keinen Schluckreflex, wird über eine Magensonde ernährt und bei Bedarf künstlich beatmet.

In der Förderschule von "Helfende Hände" wird darauf hin gearbeitet, eine einfache Verständigung zu ermöglichen mit Fragen, die mit ja oder nein zu beantworten sind. "Das ist der weiteste Schritt, den ich mir vorstelle", sagt Maren L. Das Kind wird jeden Morgen abgeholt und mit der Pflegerin in die Schule gebracht. Im Klassenzimmer stehen ein Pflegebett, ein Rollstuhl und ein Sitzsack. An manchen Tagen berichtet die Pflegerin ganz zufrieden, dass Leonie ganz intensiv geschaut hat. "Das sind dann ganz positive Momente", findet die Mutter. Sie glaubt, dass man Leonie noch intensiver therapieren müsste, mehr Krankengymnastik machen, ihre Muskeln und Sehnen mehr fördern und fordern. Die Knie des Kindes seien bereits verdreht, was wohl an den Sehnenverkürzungen liege. Darum könne das Stehbett nicht mehr benützt werden.

"Es wird viel getan", sagt die 45-jährige Mutter. Doch gerade an den Wochenenden brauche ihre Tochter Training. Ihr Kind wiegt mittlerweile 33 Kilogramm; ein Gewicht das gerade noch zu tragen ist. "Ich denke, eine Schwimmtherapie würde ihr gut tun. Im Wasser wäre ihr Körper schwerelos, das wäre gut für ihre Muskeln", meint Maren L. Doch die Krankenkasse lehne die Finanzierung weiterer Therapien ab, Leonies Budget sei mit der Krankengymnastik und der Sozialtherapie in der Förderschule bereits erfüllt.

"Sicher gibt es einiges, was wir noch nicht ausprobiert haben, doch wir können uns keine neuen Experimente leisten", sagt die Frau, die Volkswirtschaft studiert und einen 30-Stunden-Job in einem Vertrieb angenommen hat, um für die Zuzahlungen für Leonies Betreuung aufzukommen. Vom Vater des Kindes hatte sie sich schon kurz nach Leonies Geburt getrennt, "einvernehmlich", wie sie betont. Der Vater zahlt seinen Anteil, er hat mittlerweile eine eigene Familie und betreut Leonie an zwei Sonntagen im Monat.

"Ich bin so froh, dass sich immer wieder Menschen finden, die uns helfen", sagt Maren L. Und sie ergänzt: "Es ist unser Leben, wir müssen damit klar kommen."

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