Im Spätherbst wird die fast 60 Jahre alte Seeshaupt auf der Starnberger Werft abgewrackt. Ein elegantes Schiff verwandelt sich in Alteisen. Die Trauer vieler Schifffahrtsfreunde wird aber klein bleiben. Denn im Frühsommer 2012 kommt der neue Ausflugsdampfer für den Starnberger See. Und das Schiff wird wieder MS Seeshaupt heißen. Das ist das eindeutige Ergebnis der Abstimmung, an der sich per Internet insgesamt 7320 Schiffsliebhaber im Rahmen der Abendschau des Bayerischen Fernsehens beteiligt haben. Es wurde am Freitag bekannt gegeben.
Wie berichtet, standen drei Namen zur Auswahl: Seeshaupt, Possenhofen und Tutzing. Während sich 13 Prozent der Teilnehmer für letzteren Namen entschieden, waren es 30 Prozent für Possenhofen, aber 57 Prozent für Seeshaupt. Michael Bernwieser, der Seeshaupter Bürgermeister, zeigte sich darüber sehr angetan, zumal er für seine Gemeinde in der Öffentlichkeit ordentlich die Werbetrommel gerührt hatte. "Wir haben eine große Ortsgeschichte, und für die Erschließung des Tourismus im südlichen Bereich des Sees ist ein großes Schiff mit unserem Namen sehr wichtig." Die Gemeinde hatte für die Abstimmung ihre Homepage gleich umgestaltet: So wurde jeder Internetnutzer, der die Homepage anklickte, sofort zur Stimmabgabe für Seeshaupt weitergeleitet.
So geschickt hatten zwar auch die Verlierer agiert, aber das unterlegene Pöcking, dessen Ortsteil Possenhofen auch zur Wahl stand, hatte seinen Internet-Auftritt zurückhaltender gestaltet. Der Zweite Bürgermeister Albert Luppart meinte trotzdem: "Mich freut es für Seeshaupt, auch wenn ich als Pöckinger enttäuscht bin." Allerdings wäre es an der Zeit, dass man ein Schiff aus historischen Gründen Possenhofen tauft.
Immerhin verbinden viele den Namen mit dem dortigen Sisi-Schloss und König Ludwig II. Tatsächlich galt Possenhofen anfangs als Favorit, da heuer der 125. Todestag des Märchenkönigs gefeiert wird. Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass das Finanzministerium zusammen mit der bayerischen Seenschifffahrt diesen Namen in die Auswahl genommen hatte.
Auch der Finanzminister äußerte sich am Freitag zum Schiffsnamen-Voting: Georg Fahrenschon, der im Landkreis Starnberg als CSU-Direktkandidat für die nächste Landtagswahl gehandelt wird, sagte: "Ich freue mich sehr, dass die Tradition der MS Seeshaupt auf dem Starnberger See fortgesetzt wird." Mit der MS Starnberg und der MS Seeshaupt seien weiterhin sowohl das Nord- als auch das Südufer des Starnberger Sees repräsentiert.
Der neue große Dampfer ist ein Einrumpfschiff von 60 Metern Länge und von "zeitloser Eleganz", wie Fahrenschon meint. Es erhält eine edle Ausstattung, dazu einen Aufzug und eine Kinderabteilung. Das Schiff kostet 6,5 Millionen Euro und wird von der Luxwerft bei Bonn am Rhein gebaut.