Starnberg:Seerosenorden für "Mr. Slow-Speech"

Die Starnberger Faschingsgesellschaft Perchalla zeichnet Wirtschaftsminister Martin Zeil aus.

Sylvia Böhm-Haimerl

Wegen seine bedächtigen Art zu reden wird zuweilen als "Mr. Slow-Speech" belächelt. Doch er kann durchaus auch poltern mit bierzelttauglicher Stimme. Das bescheinigte Laudatorin Sigrid Friedl-Lausenmeyer (FDP) dem Bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Auf jeden Fall sei er voller Lebensfreude und habe hintersinnigen Humor. Gestern wurde der Zweite Mann in Bayern - Zeil ist auch Stellvertreter von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) - mit dem Seerosenorden der Starnberger Faschingsgesellschaft Perchalla ausgezeichnet "Ich freue mich sehr, dass ich es in den Kreis der Narren geschafft habe", sagte Zeil.

Traditionell wird der Seerosenorden am Rosenmontag bei einem Weißwurstfrühstück in der Schlossberghalle vergeben. Den feierlichen Rahmen bildeten die Auftritte der Perchalla- Garden und Ordensverleihungen an Ehrensenatoren sowie verdiente Mitgliedern.

Die Auswahlkriterien für Ordensträger sind streng. Sie müssen entweder durch einen Flop oder durch Humor aufgefallen sein. Immerhin kommen 38,5 Prozent der bislang 26 Ordensträger aus der Politik, darunter die beiden Bundesministerinnen Sabine Leutheusser- Schnarrenberger und Ilse Aigner sowie Kommunalpolitiker, wie Rudolf Widmann, Heribert Thallmair, Heinrich Frey oder Albert Luppart. Daher könne man den Seerosenorden durchaus als Sprungbrett für weitere politische Aktivitäten bezeichnen, erklärte Perchalla- Ehrenpräsident Robert Weiß in seiner launigen Rede. Und das könne Martin Zeil durchaus gebrauchen. "Denn wer weiß, ob es ihn politisch bald noch gibt", so Weiß. Doch der hohe Anteil der politischen Narren in der Perchalla lässt laut Weiß auch den Schluss zu: Narren in die Politik. Denn den Narren "glaubt man eh nichts - also müssen sie sich nicht mal verstellen". So könne man gleich eine neue Partei gründen in Starnberg, die SFGP (Starnberger Für g'scheite Politik). Traditionell feuert Weiß in seiner Rosenmontagsrede immer auch Spitzen an die Starnberger Politik ab. So bekam beispielsweise der Starnberger Stadtrat als "Weimarer Republik des 21. Jahrhunderts" sein Fett weg, ebenso spießte er die Kirchplatz-Neugestaltung auf - und natürlich das Dauerthema Verkehr in der Kreisstadt.

Zeil bedankte sich auf seine Weise: "Ich bin ja täglich im Landtag von vielen freiwilligen und manchmal auch unfreiwilligen Narren umgeben", erklärte er. Der Seerosenorden sei eine schöne Auszeichnung für ihn als "Berufsnarr". Er freue sich schon darauf, dass sich auch die ehemaligen Seerosenordensträger Leslie Mandoki und Albert Luppart vorgenommen haben, bei den kommenden Wahlen "in die Narrenklasse" aufzusteigen. Das werde die Qualität seiner Auslandsreisen unglaublich steigern, sagte Zeil, der sich auf Reisen laut Friedl-Lausenmeyer gerne mit guter Musik unterhält und auch mal selbst ein Volkslied anstimmt. Wie der frisch gekürte Ordensträger erklärte, gehört für ihn zu Bayern als Hort der Lebensfreude, des Frohsinns und zum Heimatgefühl auch, dass die Perchalla immer fröhlich ist und für jedermann offen. "Das ist Fasching in seiner besten Tradition."

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