Starnberg:"Seelöwen" im Umbruch

Roland Sprinkart bewirbt sich als Fußball-Abteilungsleiter der FT Starnberg 09, der "Nummer 1" im Landkreis. Von der Wahl verspricht man sich mehr Ruhe und Struktur, tatsächlich aber fehlt es auch an Geld und Idealismus

Benedikt Warmbrunn

Starnberg Fußball

Das heimische Aushängeschild in Sachen Fußball hängt derzeit gewaltig schief: Sowohl in struktureller als auch in sportlicher Hinsicht muss sich die Freie Turnerschaft Starnberg neu ordnen, um den Anforderungen noch gerecht werden zu können. Gespannt darf man auch auf die bevorstehenden Vorstandswahlen sein. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

- Die Zeit des FC Schampus ist schon lange vorbei. Es müssten nur endlich alle verstehen, findet Roland Sprinkart. So viele wollen noch immer nur nach oben, wo Pelzmäntel getragen und schnelle Autos gefahren werden, so wie das damals war, in den ruhmreichen Zeiten des FC Starnberg. "Viele wollen immer noch nach den Sternen greifen, aber das ist irreal", sagt Sprinkart, "wir sind ein lokaler Verein, und wir sehen uns als lokalen Verein." Und weil er das trotzdem als gute Sache sieht, kandidiert Sprinkart als Fußball-Abteilungsleiter der FT Starnberg 09.

Mit der Wahl auf der Abteilungsversammlung am kommenden Montag ab 21 Uhr soll es im Verein wieder ruhiger werden. Seit dem Frühjahr hatte die FT weder einen Abteilungsleiter bei den Fußballern noch einen Vorsitzenden; CSU-Stadträtin Eva John leitet den Verein in diesen Monaten seither kommissarisch. Zuvor war John im Vorstand für die Finanzen zuständig, nun repräsentiert sie ihn im Grunde genommen alleine. Die Wahl des Leiters der Fußball-Abteilung ist dabei der erste Schritt zu mehr Struktur auf der Führungsebene. Am Mittwoch nach der Wahl findet eine Vorstandssitzung statt, bis Ende November soll endlich auch ein neuer Vorsitzender gefunden werden. Dass Sprinkart fürs Amt des Abteilungsleiters kandidiert, ist einerseits überraschend, da eigentlich Stefan Gebert, der sportliche Koordinator, als Favorit galt. Gebert sagte jedoch aus beruflichen Gründen ab. Dass Sprinkart, der seit 20 Jahren Vereinsmitglied ist und in Perchting wohnt, kandidiert, ist andererseits auch nicht so überraschend; immer wieder hatte er sein Interesse an dem Amt signalisiert. Bereits vor einem Jahr hatte er zugesagt, dass er die Abteilung leiten werde, sobald er die Zeit habe. Nun hat er sie. "Ich bin sicher kein Notnagel", sagt er, "ich mache das schon aus eigenem Antrieb."

Sprinkart, 51, tritt zur Wahl gemeinsam mit Ingo Junietz an, dem Trainer der U23; dass die beiden gewinnen, gilt als sicher - Gegenkandidaten gibt es nicht. Junietz soll sich als stellvertretender Abteilungsleiter hauptsächlich um das Sportliche kümmern. Auch dort sind nicht alle mit der personellen Lage zufrieden: Ende September trat Stefan Stuhler als Trainer der ersten Mannschaft zurück, ihm folgte Kevin Braun, 29 - als vierter Trainer innerhalb von nur einem Jahr. Braun, der von Junietz unterstützt wird, hat bisher wenig bewegen können, die Starnberger "Seelöwen" sind Tabellenletzter der Landesliga Südost, mit zehn Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Innerhalb der Mannschaft gibt es zudem Klagen über den Führungs- und Kommunikationsstil von Braun, ein Spieler kommt deswegen nicht mehr zum Training. Manche fragen sich auch, warum nicht Junietz, 60, seit 30 Jahren Trainer, das Team übernommen hat. Sprinkart aber will sich zu diesem Thema vor der Wahl am Montag nicht äußern.

Der Kandidat sagt, dass er mittelfristig plant, er sei kein Freund von "kurzen Strohfeuern". Als Maßstab nimmt er daher nicht die Erfolgszeit des FC Starnberg Mitte der 90er Jahre, als der Klub FC Schampus genannt und zweimal Zweiter in der Bayernliga wurde; Sprinkart spielte damals für die AH. Nun, elf Jahre nachdem die FC-Kicker von der FT aufgenommen wurden, sieht Sprinkart es als ein "tolles Ziel", das Team in der Landesliga zu etablieren. Er sagt aber auch: "Unser Ziel ist es, die Nummer eins im Landkreis zu bleiben." Dabei vertraut er besonders auf den Nachwuchs, in dem ein "super Potenzial" stecke.

Sollte Sprinkart am Montag gewählt werden, will er sich jedoch insbesondere auch auf die wirtschaftliche Lage des Vereins konzentrieren. Bei der Jahreshauptversammlung im Oktober 2011 hatte der damalige Vorstand einen Schuldenstand von 170 000 Euro bekannt gegeben. Diplom-Bankbetriebswirt Sprinkart hat in seiner täglichen Arbeit viel mit Bilanzen zu tun, immer wieder muss er wirtschaftliche Verhältnisse beurteilen. In den ersten Wochen will Sprinkart sich in die Verträge der Abteilung einarbeiteten und nach geschickten wirtschaftlichen Zügen suchen.

Am Montag wird Sprinkart vorschlagen, dass die Abteilungsleitung für zwei Jahre gewählt wird. Er findet, dass das eine faire Zeit ist, um seine Arbeit zu beurteilen.

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