Freibäder und Hallenbäder sind für Kommunen eine teure Angelegenheit. Die Kosten für laufenden Betrieb, Technik, Unterhalt und Personal sind immens - das gilt auch für das "Seebad" in Starnberg. Für den erst vor wenigen Jahren runderneuerten Komplex - eine Kombination aus Hallenbad, Freibad und Saunabereich - beträgt das jährliche Defizit rund zwei Millionen Euro. Viel Geld für eine Stadt, die sparen muss. Nichts lag daher näher, als bei den jüngsten Haushaltsberatungen des Stadtrats die Eintrittspreise fürs Seebad zu erhöhen.
Doch kaum war die Entscheidung publik geworden, wehte dem Stadtrat der raue Wind des Protests entgegen: Im Rathaus landete eine Liste mit 162 Unterschriften, bei der Bürgerversammlung Mitte März fand ein Antrag unter der Frage "Finden Sie die geplante Preiserhöhung für das Seebad von fast 40 Prozent gerechtfertigt?" eine Mehrheit. Hinzu kam eine Online-Petition, die mittlerweile von fast 1300 Personen unterzeichnet wurde: faire Preiserhöhung und familiengerechte Preise wurden da eingefordert. Und die "Entscheidungstragenden" - also die Stadträte - wurden persönlich mit der Bitte um Stellungnahme angeschrieben.
Der Stadtrat kam also nicht umhin, sich erneut mit der unpopulären Angelegenheit zu befassen. Das Ergebnis: Die Preiserhöhungen, die sich an den Tarifen der Badeanstalten und Saunalandschaften im Umland orientieren, bleiben vorerst bestehen. Allerdings zahlen Kinder unter zwölf Jahren (bisher: sechs Jahre) künftig keinen Eintritt.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte Eliane Droemer, die seit 2015 im Sommer auf dem Gelände des Strandbads ihren "Sup-Club" für Stand-up-Paddler betreibt. Sie erachtet die Preiserhöhungen, von denen sie ebenfalls betroffen ist, als ungerechtfertigt. Ein Blick auf die aktuelle Sommer-Preisliste des Wasserparks scheint das zu bestätigen: Schwimmbad-Tageskarte Erwachsene 15 Euro (zuvor: sechs Euro), Kinder neun Euro (zuvor: vier), Familienkarte 30 Euro (18) oder Sauna 39 Euro (28,50). Zu viel, befanden Droemer und ihre Mitstreiter. Zumal die neuen Eintrittspreise auch für die SUP-Kundschaft gelten sollten. Es folgte eine - freilich nicht ganz uneigennützige - Online-Petition mit dem dramatisch klingenden Titel "Rettet das Seebad Starnberg! Für eine faire Preiserhöhung!".

Die Stadtverwaltung nahm daraufhin Preise anderer Anbieter in der Region unter die Lupe: Demnach kostet etwa eine Tageskarte in der Therme Erding 49 Euro, am Wochenende inklusive Sauna 69 Euro. Der Tageseintritt in die Kristalltherme Kochel kostet 51 Euro, der Zutritt zum "Day Spa" im Seehotel Leoni am Wochenende 55 Euro. Auch das Hallenbad in Pöcking und das Sommerbad in Gauting erhöhten jüngst erst ihre Preise - freilich jedoch auf einem anderen Niveau.
Weitere Erkenntnis: Von den knapp 1300 Unterzeichnern der Online-Petition kommen gesichert lediglich 373 aus Starnberg; der Rest blieb anonym oder lebt anderswo. Und von den analog im Rathaus vorgelegten 162 Unterschriften sind nur 15 aus Starnberg. Die weitaus meisten Besucher kamen aus benachbarten Gemeinden und aus München, aber auch aus Bochum, Eichstätt, Zirndorf oder Nürnberg.
Ob sich nun die seit 1. April geltenden Preiserhöhungen tatsächlich wie befürchtet auf die Besucherzahlen auswirken, bleibt abzuwarten. Im April 2024 zählte das Seebad lediglich 19 719 Gäste, generierte aber Einnahmen in Höhe von 222 603 Euro. Im April 2023 waren es 25 198 Besucher, die Einnahmen aber waren mit 214 570 Euro niedriger. 2019, im letzten Jahr vor Corona, hatten im Vergleichsmonat lediglich 18 254 Gäste (110 538 Euro) den Wasserpark besucht.
Was kostet die Stadt der freie Eintritt für Kinder unter zwölf Jahren?
Ein Monat allein ist aber kaum aussagekräftig, das wissen auch die Stadträte. Die Preiserhöhungen bleiben daher vorerst unverändert, entschied das Gremium einhellig. Mit einer Ausnahme: Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren haben künftig freien Eintritt. Unklar ist, wie viel Geld diese Entscheidung die Stadt kosten wird. Den Antrag des Bündnisses Mitte-Starnberg unterstützten auch die Grünen - wohl wissend, dass die Beschlüsse für den ausgefeilten Haushaltsentwurf damit in gewisser Hinsicht Makulatur sein könnten. Einzig Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU) hinterfragte, wie das zu erwartende Defizit denn nun zu kompensieren wäre.
Fraktionskollege Ludwig Jägerhuber schlug vor, die ganze Angelegenheit im Herbst ein weiteres Mal zu beraten, wenn neue Zahlen vorliegen - dann aber unter Beteiligung von Wasserpark-Chef Christian Herrmann, der bislang nicht befragt wurde. Eliane Droemer indes ist jetzt zufrieden: Wer zum Sup-Club will und älter als zwölf Jahre ist, zahlt im "Sporttarif" und mit Buchungsnachweis für zweieinhalb Stunden nur fünf Euro Eintritt. "Ich kann damit arbeiten", sagt Droemer. Die Petition gegen die Preiserhöhungen läuft dennoch bis Ende Juni weiter.