Süddeutsche Zeitung

Aktionstag in Starnberg:Immer weniger Kinder können schwimmen

Nur eine Minderheit kann sich gut über Wasser halten. Darum gibt es einen Aktionstag im Seebad, bei dem 55 Kinder kostenlos Seepferdchen und Co. absolvieren.

Von Martina Grießbacher

Ein halbes Dutzend Kinder springt vom Beckenrand ins Wasser und schwimmt darauf los. Sie ziehen ihre Bahnen, acht sind das Ziel. Als sie zum vierten Mal kehrtmachen und kurze Zeit später wieder aus dem Wasser klettern, ist es geschafft: Sie haben das Jugendschwimmabzeichen in Bronze in der Tasche. Sie gehören zu den 55 Kindern, die am Freitagnachmittag ins Starnberger Seebad kamen, um die Prüfungen für das Seepferdchen, das Jugendschwimmabzeichen in Bronze oder Silber zu absolvieren.

Knapp 60 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Das hat eine Umfrage der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft ergeben. Als sichere Schwimmer bezeichnet man Kinder erst dann, wenn sie mindestens die Anforderungen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze erfüllen. Darum veranstalten die Tourismusgesellschaft Gwt und Wasserwacht Starnberg zum ersten Mal diesen Aktionstag. "Wir möchten den Kindern die Angst vor dem Schwimmen nehmen und Sicherheit geben", sagt Projektleiterin Isabell Bauch, die unter dem Motto "Mit Sicherheit mehr Spaß am See" mehrere Veranstaltungen für Kinder im Landkreis organisiert, um sie für das Schwimmen zu begeistern und die Gefahren des Wassers zu sensibilisieren.

Die Wasserwacht leitet die Prüfungen

Der fünfjährige Lukas aus Starnberg ist einer der Jüngsten, der sich über ein Stoffabzeichen zum Aufbügeln freute. Nach 25 Metern schwimmen - eine Bahn im großen Becken -, einem Sprung vom Beckenrand und dem Herauftauchen eines Gegenstand aus schultertiefen Wasser hat er die Prüfung für das Seepferdchen bestanden. "Ich habe ihm das Schwimmen selbst beigebracht, deswegen hatte er bisher kein Abzeichen", erzählt Mutter Barbara Kontae. Denn in der Regel schließen die Kinderschwimmkurse mit diesem Frühschwimmer-Abzeichen ab.

Die siebenjährige Helena hat sich am Jugendschwimmabzeichen in Bronze versucht und die Prüfung beim zweiten Anlauf erfolgreich bestanden. Dafür musste sie 200 Meter schwimmen, zwei Meter tief tauchen, um einen Gegenstand heraufzuholen, aus einem Meter Höhe ins Wasser springen und die Baderegeln kennen. "Mit ist es sehr wichtig, dass sie sicher schwimmt", sagt Mutter Stephanie Walczak, die mit ihren beiden Töchtern aus München angereist ist. Vor Kurzem hat die Familie einen Badetag am Starnberger See verbracht und einen Aushang zum Aktionstag gesehen. Da ihre Tochter das Abzeichen schon länger machen wollte, hat Walczak nun die Gelegenheit genutzt. "So etwas in der Gruppe zu machen, ist ja auch viel motivierender", sagt die Mutter.

Insgesamt haben sich 55 Kinder zwischen fünf und 17 Jahren beim Aktionstag angemeldet: 17 fürs Seepferdchen, 23 fürs bronzene Abzeichen sowie elf für das silberne. Prüfen dürfen Bademeister und Rettungsschwimmer; in Starnberg übernahmen fünf Mitglieder der Wasserwacht diese Aufgabe. Isabell Bauch ist es ein persönliches Anliegen, das Projekt "Mit Sicherheit mehr Spaß am See" auch in Zukunft weiterzuführen. Dass es auch im nächsten Jahr einen Schwimmabzeichen-Aktionstag geben wird, steht bereits fest. "Vor allem, wenn man in einer Region mit so vielen Seen lebt, ist das ein ganz wichtiges Thema", sagt sie.

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Quelle:
SZ vom 13.07.2019
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