Seeanbindung Starnberg:So sein wie Überlingen

Seeanbindung Starnberg: Die Luftaufnahme offenbart das besondere Dilemma der Stadt Starnberg: Gleisanlagen und Bahnhof trennen die Stadt vom See.

Die Luftaufnahme offenbart das besondere Dilemma der Stadt Starnberg: Gleisanlagen und Bahnhof trennen die Stadt vom See.

(Foto: Stadt Starnberg)

In der Schlossberghalle informiert die Stadt über den aktuellen Stand zum geplanten Großprojekt. Dabei wird deutlich: Vor allem in zwei Punkten gibt es noch erheblichen Gesprächsbedarf.

Von Linus Freymark

Schön ist es in Überlingen am Bodensee: historische Häuschen, schmale Gassen, hohe Kirchtürme. Was die Stadt aber für Starnberg besonders interessant werden lässt: Sie ist bis ans Ufer des Sees gewachsen, ohne Gleise, die Stadt und Gewässer voneinander trennen. Überlingen hat also genau das, was Starnberg gerne hätte - und ist deshalb Vorbild für Stadtbaumeister Stephan Weinl, wenn es um die Seeanbindung geht. "Das ist sehr gelungen", sagt er über das Zusammenspiel von Stadt, See und Eisenbahn in Überlingen.

Diese persönliche Präferenz bekannte Weinl am Rande einer Bürgerinformation zu dem Großprojekt Seeanbindung am Mittwochabend. Erstmals konnte sich die Bevölkerung dabei einen Eindruck von den bislang vorliegenden Entwürfen verschaffen; rund 400 Bürger machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Im Zuge der Seeanbindung möchten die Stadtplaner das Areal rund um den Bahnhof See aufwerten und die Anbindung der Stadt zum See verbessern. Durch die Verlegung des Regionalbahnhofs an den Bahnhof-Nord sowie eines Wendegleises in den Süden der Stadt sollen öffentlich nutzbare Flächen im Stadtzentrum entstehen, die bislang von den Gleisanlagen belegt sind: Die Kommunalpolitik erhofft sich davon eine Aufwertung des Bereiches.

Zudem ist die Stadt durch einen Vertrag von 1987 mit der Bahn zum Umbau der Gleisanlagen am Bahnhof See verpflichtet. Weil die Stadt dieser Aufgabe jedoch bislang nicht nachgekommen ist, stand eine Schadenersatzklage der Bahn über 170 Millionen Euro im Raum. Durch Verhandlungen konnte die Starnberger Delegation unter Leitung von Bürgermeister Patrick Janik (UWG, CSU, SPD, BLS) ein Gerichtsverfahren vorerst abwenden - nun aber muss die Stadt handeln und das Projekt vorantreiben.

Dabei sei es unabdingbar, die Starnberger Bevölkerung mit "an Bord" zu nehmen, erklärte die Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk (SPD). Denn die Bürgerschaft soll bei der detaillierten Planung mitreden können. Auch deshalb hat die Stadt eine externe Firma engagiert, die in der Kommunikation mit den Bürgern unterstützen soll. Die PR-Berater haben sich dabei eine besondere Strategie überlegt: An Infoständen sollten die Interessierten in Kleingruppen ihre Fragen stellen können, eine Diskussion im großen Plenum wurde dadurch vermieden. Das gefiel nicht jedem, ein Bürger forderte nach der Präsentation über den aktuellen Stand der Dinge lautstark, wichtige Fragen in großer Runde stellen zu dürfen. Diesem Ansinnen gaben die Vertreter der Stadt nicht nach. Einige wenige Zuhörer quittierten das mit Buhrufen - ebenso wie die Nachricht, dass Bürgermeister Janik wegen einer Erkrankung nicht an diesem Infoabend teilnehmen konnte.

Seeanbindung Starnberg: Beim Infomarkt zur Starnberger Seeanbindung waren (v.li.) die beiden stellvertretenden Bürgermeisterinnen Christiane Falk (SPD) und Angelika Kammerl (CSU) sowie Stadtbaumeister Stephan Weinl gefragte Ansprechpartner.

Beim Infomarkt zur Starnberger Seeanbindung waren (v.li.) die beiden stellvertretenden Bürgermeisterinnen Christiane Falk (SPD) und Angelika Kammerl (CSU) sowie Stadtbaumeister Stephan Weinl gefragte Ansprechpartner.

(Foto: Arlet Ulfers)
Seeanbindung Starnberg: Das Wende- und Abstellgleis soll abgesenkt zwischen die Durchfahrtgleise gebaut werden. Anwohner vom Oberfeld und der Oskar-von-Miller-Straße befürchten Lärmemissionen.

Das Wende- und Abstellgleis soll abgesenkt zwischen die Durchfahrtgleise gebaut werden. Anwohner vom Oberfeld und der Oskar-von-Miller-Straße befürchten Lärmemissionen.

(Foto: Lahmeyer GmbH/Stadtbauamt Starnberg)

Kein schlechter Schachzug, denn bei der Informationsveranstaltung am Mittwoch stellte sich heraus: Es gibt Gesprächsbedarf. Vor allem in zwei Punkten meldeten Besucher Zweifel und Sorgen an: Zum einen bei der Finanzierung des Großprojekts. Dafür muss die Stadt bis Jahresende Fördergeld von Bund und Freistaat im zweistelligen Millionenbereich einsammeln. Zum anderen gibt es Vorbehalte gegen das geplante Wendegleis am Oberfeld.

Bei der Finanzierung sind weiterhin viele Fragen offen

Dieses Gleis benötigt die Bahn unter anderem zum Rangieren, auch sollen Züge dort temporär abgestellt werden können. Bislang wurden zwar noch keine offiziellen Beschwerden bei der Stadt eingereicht. Doch bei den Anwohnern ruft das naturgemäß wenig Begeisterung hervor: Sie befürchten Lärmbelästigungen und Eingriffe in das Landschaftsbild. Die Vertreter der Stadt versuchten, diese Sorgen zu entkräften. Denn da das Rangiergleis im Vergleich zu den bestehenden Bahngleisen tiefergelegt wird, seien Sicht- und Schallschutz gegeben, erklärte Weinl. Sollte sich im Zuge des Planfeststellungsverfahren ergeben, dass dennoch Lärmschutzwände nötig sind, könne man diese noch nachträglich einbauen.

Bei der Finanzierung hingegen gibt es noch keine weiteren Entwicklungen. Erste Kontakte nach Berlin seien zwar geknüpft, erklärten Falk und die Zweite Bürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU), die den erkrankten Janik vertrat. Wann aus der Bundeshauptstadt aber mit Zu- oder Absagen zu rechnen ist, lässt sich vorerst noch nicht sagen. Somit bleibt weiterhin offen, ob und - falls ja - wann Starnberg seinen Traum von einem Überlinger Seeufer verwirklichen kann.

Bürgerinnen und Bürger, die weiterhin Anregungen, Vorschläge oder Kritik zur Seeanbindung an die Stadt adressieren möchten, können dies per E-Mail an seeanbindung@starnberg.de tun.

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