Süddeutsche Zeitung

Im Fünfseenland:Leben retten mit dem Tauchroboter

Um in Notfällen besser helfen zu können, wollen Starnbergs Wasserretter eine Unterwasser-Drohne und ein Ortungssystem anschaffen.

Von Peter Haacke

Die Retter bitten um Unterstützung, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Pöcking-Starnberg will technisch aufrüsten: Zwei Unterwassersysteme sollen Einsätze in Notfällen effektiver und risikoärmer machen. Neben einem Ortungssystem für Taucher - vergleichbar einem Unter-Wasser-Navigationssystem - steht ein kabelgebundener Tauchroboter auf der Wunschliste: Die Unterwasserdrohne soll in Tiefen bis zu 150 Metern vordringen und somit selbst die tiefste Stelle des Starnberger Sees (128 Meter) erreichen können. Der Verein mit rund 300 ausschließlich ehrenamtlichen Mitgliedern hat nun eine Spenden- und Sponsorenaktion gestartet: Drohne und Ortungssystem kosten rund 48 000 Euro, die Gemeinde Pöcking und die Kreissparkasse haben bereits jeweils 10 000 Euro locker gemacht.

Tauchunfälle, Bootshavarien, Surfer in Seenot, verschwundene Personen, Einbrüche ins Eis: Wann immer es jemanden zu retten gilt aus den Gewässern des Fünfseenlandes, ist die DLRG daran beteiligt. Mit bundesweit rund 1,8 Millionen Mitgliedern und Förderern ist die 1913 gegründete DLRG die größte Wasserrettungsorganisation der Welt, und ihre simple Mission lautet: Ertrinken verhindern. Am Starnberger See wurde die DLRG schon 1919 erwähnt, in den 30er-Jahren gab es Stationen in Starnberg beim Undosa und in Percha, Berg, Maising und Possenhofen. Der DLRG-Ortsverband Pöcking-Starnberg stellt gemeinsam mit weiteren Hilfsorganisationen den Wasserrettungsdienst, den Katastrophenschutz sowie die Einsatzleitung im Landkreis. Neben Wasserwachtstationen und Booten sind diverse Spezialfahrzeuge im Einsatz, seit 2015 setzt die DLRG auch Drohnen zur Überwachung aus der Luft ein. Mit dem Ortungssystem Uwis - ein Produkt aus Finnland - und einer professionellen Unterwasserdrohne soll das Equipment nun weiter ergänzt werden. "Es hat in jedem Fall Vorbildcharakter", sagt DLRG-Vorsitzender Walter Kohlenz, "damit sind wir Vorreiter in Deutschland."

Die Vorteile der beiden sich ergänzenden Systeme: Das Ortungssystem - vergleichbar einem GPS-Tracking mittels Bojen, in denen sich Sender befinden- ermöglicht eine hochpräzise Orientierung unter Wasser und zeichnet bei der Suche nach Personen oder Booten exakt die Tauchwege auf. Die Unterwasserdrohne hingegen ist ein kabelgebundener Tauchroboter mit Greifarm, der Tauchgänge "technisch ergänzen soll", sagt Kohlenz. Entscheidende Kriterien sind beschleunigte und kürzere Einsätze sowie ein geringeres Risiko für Rettungskräfte - zumal "Taucher ein rares Gut in der Wasserrettung sind", sagt Kohlenz. Im Vordergrund steht nicht der Anspruch, mehr Menschen zu retten, sondern die Retter zu schützen und genauen Überblick über das Geschehen im Wasser und am Seegrund zu bekommen. Gut möglich auch, dass die DLRG auch Gegenstände aus vergangenen Zeiten entdeckt, die schon sehr lange verschwunden waren. Verschiedene Tauchsysteme testet die DLRG-Ortsgruppe schon seit 2017.

Auf der Suche nach Sponsoren hat die DLRG, die auch per Facebook für ihr aktuelles Anliegen wirbt, bereits zwei Partner überzeugen können: Dank der 10 000-Euro-Spende der Kreissparkasse wurde vergangene Woche schon das Unterwasser-Navigationssystem beschafft. Weitere 10 000 Euro stellt Pöcking auf Beschluss des Gemeinderats zur Verfügung; bei der Stadt Starnberg ist eine Anfrage in Bearbeitung. Doch auch private Zuwendungen sind gern gesehen. Die DLRG-Kontaktdaten finden sich auf der Homepage unter www.poecking-starnberg.dlrg.de.

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SZ vom 29.03.2021
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