Starnberg:Schwierige Aktion

Den Einbaum ins Museum zu hieven, gestaltet sich kompliziert.

Von Christiane Bracht

Die Vorfreude ist groß, als die Spedition vor dem Starnberger Museum vorfährt. "Endlich sind sie wieder vereint, das Adelsschiff und das bäuerliche", freut sich Museumsleiterin Sybille Küttner. Neben dem Delphin, dem letzten erhaltenen Prunkschiff der Wittelsbacher, hat sie bereits Pappkartons ausgelegt. Dort soll der Einbaum aus dem Ende des 19. Jahrhunderts künftig liegen. "Eine Dauerleihgabe der Archäologischen Staatssammlung München." Vor etwa 40 Jahren lagen die beiden Ruderboote schon einmal nebeneinander - in einem alten Schuppen. Als dieser 1977 abgerissen werden musste, entschied der damalige Bürgermeister Heribert Thallmair, den Einbaum der Staatssammlung zu überlassen.

Jetzt, anlässlich des 100. Museumsgeburtstags, bemühte sich Küttner sehr, den Einbaum wieder zurück in die Kreisstadt zu holen. Als der Laster am Mittwoch um 15.20 Uhr ankommt, ist sie hellauf begeistert. Doch die Spediteure sind schnell ernüchtert. "Die Tür zum Ausstellungsraum ist zu schmal", bemerken sie. Was nun? "Wir müssen das Boot rechts und links an den Seiten fassen, sonst rutscht es uns aus den Händen, denn der Einbaum ist v-förmig." Acht starke Männer begutachten den Raum, mit einem Zollstock messen sie die Zwischenräume aus, schütteln die Köpfe, überlegen hin und her. Wenn man das Boot, mit dem seinerzeit die Fischer hinaus auf den See gefahren sind, einfach über den Delphin hinweghebt, schlägt einer vor. "Das kommt gar nicht in Frage", schreitet die Restauratorin der Archäologischen Sammlung Verena Gemsjäger-Ziegaus ein. Was, wenn das rund 200 Kilo schwere Holzboot abstürzt?

Die Türen des Lasters werden geöffnet. Auf den ersten Blick sieht as Boot unspektakulär aus. Der Bug ragt erstaunlich hoch in die Luft, man sieht große Löcher im zerfaserten alten Holz und lange Spinnweben hängen herab. Seit den 1980er Jahren war der Einbaum in Rosenheim ausgestellt. Mit lautem Stöhnen heben die Männer das schwere Boot auf einen Rollwagen. Zum Schutz werfen sie Decken über das Ausstellungsstück. Der Haupteingang ist breit genug, doch die erste Ecke scheint schon ein unüberwindbares Hindernis. Ein Geländer muss abgeschraubt werden, damit das 6,40 Meter lange Boot um die Kurve kommt. Doch es bleibt Millimeterarbeit. Küttner hat die Hände gefalten, als ob sie ein Stoßgebet zum Himmel senden würde. "Ich sehe es schon wieder nach München zurückschwimmen." Dann schaffen es die Männer doch.

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