Ohne Zweifel haben die vergangenen Jahre die Schulen im Landkreis vor extreme Herausforderungen gestellt. Als Karin Huber-Weinberger im Februar 2020 die Leitung des Staatlichen Schulamts Starnberg übernahm, hatte sie bestimmt nicht erwartet, in dieser Funktion fünf Jahre lang in „relativem Ausnahmezustand“ arbeiten zu müssen. Nur wenige Wochen später trat angesichts der Pandemie der erste Lockdown in Kraft, die Grund- und Hauptschulen vor nie zuvor erlebte Situationen stellte.
Dann kam der Krieg hinzu, in dessen Folge Brückenklassen für ukrainische Kinder eingerichtet werden mussten. Und all dies vor dem Hintergrund permanten Lehrermangels an allen Schulen und den Vorbereitungen auf den von 2026 an geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Von hehren, aber in der Umsetzung pannenanfälligen Bildungszielen wie Inklusion und digitale Aufrüstung mal ganz zu schweigen.
„Das waren bestimmt die fünf heißesten Jahre ihrer Berufslebenszeit“, vermutete Landrat Stefan Frey zurecht beim Festakt zur Verabschiedung der Schulamtsdirektorin a.D. in den Ruhestand. Vor gut hundert geladenen Gästen dankte er im Saal des Landratsamtes Huber-Weinberger ausdrücklich dafür, „dass sie den Laden in schwierigen Zeiten zusammengehalten haben“. Mit ihrem Einsatz und Engagement habe sie die Bildungslandschaft im Landkreis Starnberg geprägt. Falls es nun im Ruhestand langweilig werde, bot der Landrat scherzhaft an, für sie jederzeit eine 400-Euro-Stelle zu schaffen.

Exakt vier Jahre und elf Monate lang führte Huber-Weinberger die Aufsicht über 19 staatliche Grund- und fünf Mittelschulen sowie fünf private Einrichtungen im Landkreis Starnberg. Sie ist zum Jahresanfang 2025 von Manuela Hollweg abgelöst worden, die ihrerseits mit Huber-Weinbergers Dienstantritt am Starnberger Schulamt zur Stellvertreterin berufen worden war. Seither habe sie „den Landkreis mit dem Auto im wahrsten Sinne des Wortes erfahren“, sagte Hollweg. Sie bescheinigte Huber-Weinberger „auch als Schulrätin nie den Kontakt zur Basis verloren“ zu haben. Der neuen Aufgabe als Fachliche Leitung des Schulamts sieht Hollweg mit Freude entgegen: „Ich wünsche mir eine innovative, zeitgemäße Lernumgebung, in der alle Kinder die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um erfolgreich zu sein.“ Ihr steht dabei als Stellvertreterin Ulrike Eberlein-Harasim zur Seite, die zuletzt viereinhalb Jahre lang eine auf Fürstenfeldbruck und Starnberg aufgeteilte Schulrätinnen-Stelle bedient hat.

In ihren Abschiedsworten beichtete Karin Huber-Weinberger, sie habe schon in ihrer Grundschulzeit Lehrerin werden wollen. Nach dem Studium in Pasing wurde sie 1983 in den Schuldienst übernommen und war sie bis zur zweiten Lehramtsprüfung im Landkreis München tätig. Dabei wurde sie auch als Springer nach Tutzing abgeordnet, wo sie sich an einen besonders kalten Winter erinnert. Nach einer 13-jährigen Pause, in der sie die eigenen Kinder betreute, trat sie wieder in den Schuldienst in München ein, wurde Rektorin und kam dort 2016 ins Schulamt. Als dann 2019 die Stelle in Starnberg zu besetzen war, „konnte ich mir die Chance, heimatnah zu arbeiten, nicht entgehen lassen“, sagte Huber-Weinberger.
Dass sie dort einen Monat nach Dienstantritt mit abrupt verhängten Schulschließungen konfrontiert werden sollte, konnte sie ja nicht ahnen. Während der Pandemie folgten umstrittene Erlässe etwa zur Maskenpflicht oder Selbsttests an Grundschulen und Probleme beim Digitalunterricht. In Starnberg musste das Schulamt umziehen, weil das Gesundheitsamt wegen Covid zusätzliche Räume benötigte. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine registrierte das Schulamt Anfang April 2022 214 geflüchtete Schüler, die schlagartig an den einzelnen Schulen im Landkreis Starnberg unterrichtet werden mussten.

Vom Spiritusmatrizendrucker und dem Kartenstempel im Erdkundeheft bis zum Distanzunterricht: „Ich habe immer gern gearbeitet“, betonte Huber-Weinberger. Was auch daran abzulesen ist, dass sie ihren Dienst elf Monate über den eigentlichen Ruhestandstermin hinaus verlängert hat. „Es ist der schönste Beruf der Welt“: Beim Abschied wählte sie die gleichen Worte wie beim Antritt 2020, als sie Elisabeth Hirschnagl-Pöllmann an der Spitze der Behörde abgelöst hatte.