Bluttat in Starnberg:Sohn soll Eltern und sich selbst erschossen haben - Tatwaffen waren illegal

Bluttat in Starnberg: Die Ermittler gehen davon aus, dass der junge Mann aus Starnberg zuerst seine Eltern und dann sich selbst erschoss.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der junge Mann aus Starnberg zuerst seine Eltern und dann sich selbst erschoss.

(Foto: Nila Thiel)

Die Polizei sucht nun nach einem Motiv und der Herkunft der beiden Pistolen. Der 21-jährige Starnberger soll auch auf den Golden Retriever seiner Familie gefeuert haben.

Von Christian Deussing, Starnberg

Gelbe und rote Rosen liegen auf der Gartenmauer, auch Kerzen mit Engelchen und der Aufschrift "Ruhe in Frieden" haben offensichtlich Anwohner als letzten Gruß vor dem Einfamilienhaus im Starnberger Norden abgestellt. In dem Anwesen soll der 21-jährige Sohn am Wochenende seine Eltern in ihrem Schlafzimmer erschossen und sich danach im eigenen Zimmer mit einem Schuss selbst das Leben genommen haben.

Diesen Hergang habe auch das Ergebnis der Obduktionen bestätigt, sagte am Dienstag Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Der Sohn habe aus zwei Pistolen mehrmals geschossen und dabei auch den Familienhund Rocco getroffen, der verletzt neben dem toten Ehepaar aufgefunden worden sei. Ein Tierarzt rettete den Golden Retriever, der jetzt bei einer Bekannten der Familie untergebracht ist.

Es gebe keine Anhaltspunkte auf eine vierte Person in diesem Fall, der Tatort werde aber weiterhin auf sämtliche Spuren untersucht, berichtet der Polizeisprecher. Das Motiv des Verbrechens sei nach wie vor unklar. Derzeit würden Verwandte und Freunde der Opfer und des Schützen dazu befragt. Überdies wollen die Ermittler die Herkunft der Pistolen erkunden - es handelt sich laut Kammerer um eine neuere und ältere Waffe, wofür der Sohn aber keine Erlaubnis besaß. Der junge Mann galt als Waffennarr. Er sei jedoch zuvor polizeilich nicht bekannt gewesen, so Kammerer. Auch angebliche Drogenprobleme des Starnbergers konnte er nicht bestätigen.

Chef und Mitarbeiter der Büchsenmacherei werden vernommen

Der mutmaßliche Täter absolvierte eine Ausbildung zum Büchsenmacher, in seinem Lehrbetrieb wurde der junge Mann aber am Montag nicht vermisst, weil ein mehrwöchiger Blockunterricht für den Azubi an einer gewerblichen Schule für dieses Handwerk in Ehingen an der Donau beginnen sollte. Laut Polizei würden auch der Chef und Mitarbeiter des Lehrbetriebs vernommen, um die möglichen Hintergründe der Tat zu erhellen.

Der Leiter der Berufsschule in Ehingen hat inzwischen von dem Verbrechen in Starnberg erfahren. Er wollte sich aber nicht zu dem Berufsschüler äußern. Es gebe jedoch an seiner Einrichtung bei Unglücksfällen eine seelsorgerische Begleitung, betonte der Schulleiter.

Die 60-jährige Mutter, die getötet wurde, war Psychologin und öfter beim Familiengericht in Starnberg, wo sie Verfahren begleitete und als Umgangspflegerin tätig war. Die Expertin wurde auch zu Gesprächsabenden eingeladen, um zum Beispiel über die Entwicklung von Jugendlichen zu referieren - und damit in Vorträgen Eltern das richtige Wissen zu vermitteln, ihre Kinder in der Pubertät besser begleiten zu können. Ihr 64-jähriger Ehemann war Lichttechniker beim Fernsehen gewesen.

Seine Ehefrau soll am späten Freitagnachmittag noch mit einer Bekannten telefoniert haben - nach bisherigen Erkenntnissen war es das letzte Lebenszeichen der Opfer gewesen. Die Tochter konnte danach ihre Eltern nicht erreichen und machte sich Sorgen. Sie verständigte die Polizei, die daraufhin am Sonntagabend das Anwesen im Norden Starnbergs aufsuchte - und die drei Leichen und den verletzen Hund im Haus entdeckte.

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