Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Schüler erleben Politik hautnah

G7-Jugendgipfel in Tutzing und ein EU-Diskurs in Starnberg

Starnberg - Der G7-Gipfel tagt schon, nämlich als Schülergipfel an der Akademie für politische Bildung in Tutzing. Rund 60 Jugendliche des Landschulheims Kempfenhausen sowie von den Gymnasien Starnberg und Tutzing übernehmen diesen Donnerstag die Rollen der G7-Staatschefs und ihrer Minister. In einem Planspiel vertreten sie die Positionen ihres jeweiligen Landes und suchen in Verhandlungen Ergebnisse zu erzielen. Wie beim echten Gipfel soll es um Themen wie Friedenssicherung, Schutz vor Terrorismus und Energiepolitik gehen. Zuvor ist eine Podiumsdiskussion mit Experten vorgesehen, in der die Schüler sich auch mit Kritik am G7-Treffen auseinandersetzen. Die Tagungsorganisatoren Saskia Hieber von der Akademie und Landschulheim-Lehrer Christian Helfricht haben Raphael von Müller vom Centrum für angewandte Politik an der LMU eingeladen, Hans-Peter Kammerer vom Planungsstab der Polizei und Markus Weber, der die Großdemonstration von G7-Kritikern am 4. Juni in München organisiert.

Während der G7-Schülergipfel eine Premiere ist, hat der bundesweite EU-Projekttag für Schulen bereits Tradition. Am Starnberger Gymnasium war diesmal der CSU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Starnberg, Alexander Radwan, zu Gast. Er diskutierte mit 120 Schülern der zehnten Klassen. Der Sohn eines Ägypters und einer Deutschen bezog die Schüler sofort in seinen Vortrag mit ein. Ob die Jugendlichen denn wüssten, um wie viele Einwohner das 87-Millionen-Volk der Ägypter im Jahr wachse, wollte er von den Jugendlichen wissen. Die warfen Schätzungen zwischen 50 000 bis zu fünf Millionen in den Raum. Tatsächlich hat Ägypten einen Bevölkerungszuwachs von 1,6 Millionen im Jahr, wie Radwan verdeutlichte. Nicht zu vergleichen mit Deutschland, dessen Zuwachs mit 243 000 Menschen eher bescheiden daher kommt.

Radwan thematisierte Aspekte der aktuellen Politik wie die Asyldebatte, das Phänomen der stetig zurückgehenden Wahlbeteiligung und den Ukraine-Konflikt. Die Schüler zeigten sich sehr interessiert. Sie löcherten den Politiker mit Fragen zur Situation nach der Stadtratswahl in Starnberg, aber auch zur Wirksamkeit der Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland, zur BND-NSA-Affäre, TTIP und IS-Terrorismus.

In seinen Antworten erklärte der Abgeordnete ausführlich Hintergründe des Handelns von Politikern. Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, dass die Jugend denn wirklich so uninteressiert sei an der Politik, wie ihr vorgeworfen wird, antwortete er: "Mal von der Nachkriegsgeneration abgesehen, ist das total normal, wie die heutige Jugend sich zur Politik verhält. Also ich habe nicht den Eindruck, dass das der Fall ist. Und die Veranstaltung heute ist doch der beste Beweis dafür."

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Quelle:
SZ vom 21.05.2015 / manu, KoLO
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