Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Schnelligkeit zählt

Lesezeit: 2 min

Das Starnberger Kreiskrankenhaus ist zertifizierte Kooperationsklinik für Schlaganfallbehandlung

Von sabina zollner, Starnberg

Alle drei Minuten tritt in Deutschland ein Schlaganfall auf. Nicht nur die Qualität der Behandlung, sondern auch der Zeitpunkt ihres Beginns ist für den Betroffenen entscheidend. Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie schaffen es noch immer nur etwa 30 bis 40 Prozent der Patienten rechtzeitig ins Krankenhaus. Das liegt oft daran, dass Symptome wie leichte Lähmungen oder Seh- und Sprachstörungen nicht direkt mit einem Schlaganfall in Verbindung gebracht werden. Das Klinikum Starnberg behandelt jährlich rund 250 Schlaganfallpatienten. Seit 2014 ist das Klinikum, als einziges Klinikum im Landkreis, Kooperationspartner des Neurovaskulären Netzwerks Südwestbayern (Nevas), das als Koordinationszentrum versucht, Schlaganfallpatienten in Südwestbayern schnellstmöglich zu behandeln. Das Netzwerk setzt sich aus drei Zentrumskliniken sowie sechzehn Kooperationskliniken zusammen.

Vier von fünf Schlaganfällen werden durch ein Blutgerinnsel in einer Hirnarterie ausgelöst. Dieses kann mit Hilfe einer sogenannten Lysetherapie medikamentös behandelt werden. Laut der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft (DSG) ist dies aber nur innerhalb von viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall möglich. Deshalb ist eine schnelle Behandlung gefragt.

Mit Hilfe des Schlaganfallnetzwerks kann das Klinikum Starnberg rund um die Uhr Schlaganfallpatienten behandeln. In manchen Notfällen ist der zuständige Neurologe nicht im Haus. In dem Fall können Ärzte durch Telemedizin über eine direkte Video- sowie Bildübertragung der Computertomografie virtuell mit Experten aus den Zentralkliniken über die Behandlung des Patienten beraten. "Die Möglichkeit, den Patienten von Großhadern aus per Video in unserer Notaufnahme zu untersuchen, bringt die Schlaganfallexperten sozusagen sofort zu uns ins Klinikum. Die Behandlung startet schneller und gesundheitliche Schäden werden weitest möglich reduziert", erklärte Andreas Rüchardt, Leiter der Schlaganfalleinheit am Klinikum Starnberg. So können Nervenzellen und Hirngewebe gerettet werden, die im Bestfall eine bleibende Behinderung verhindern. Neben der Lysetherapie kann die Blutversorgung auch durch eine mechanische Rekanalisation wiederhergestellt werden. Hierbei wird durch einen arteriellen Katheter ein verschlossenes Gefäß geöffnet. Somit wird der Blutfluss regeneriert. Da eine solche Therapie am Klinikum in Starnberg nur wenige Patienten betrifft, werden diese in eine der Zentralkliniken verlegt, die dort über die notwendigen technischen Geräte verfügen.

Als erstes Schlaganfallnetzwerk in Bayern wurde Nevas nach den Kriterien der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zertifiziert. Hierbei wurden die Strukturen der einzelnen Klinken ausführlich überprüft. Unter anderem wurde die Kommunikation zwischen den Zentrumskliniken und den Kooperationskliniken, das Versorgungsgebiet und die Behandlungsmethoden der einzelnen Patienten kontrolliert. Das Klinikum Starnberg freut sich über die Zertifizierung und hofft, auch in Zukunft Schlaganfallpatienten so schnell wie möglich zu helfen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4344917
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.02.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.