Starnberg:Schach am See

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Großmeister Vlastimil Hort tritt auf der MS Starnberg simultan gegen mindestens 15 Spieler an

Otto Fritscher

Schach: Großmeister und Moderator Vlastimil Hort Schach: Im Rahmen einer Großen Schlösserfahrt eines Dampfers der Starnberger Seenschifffahrt findet am Samstag, 20. April 2013, ein Schachsimultan des renommierten Großmeisters Vlastimil Hort gegen 15 Schachspieler aus der Region statt. Bild und Texte sind zum Abdruck freigegeben, bloß bei dem Bild wäre ein Fotohinweis: www.ulrich-kaifer.de wichtig. Foto: oh (Foto: N/A)

Für ihn gehört es zu den leichteren Aufgaben: Wenn Großmeister Vlastimil Hort am kommenden Samstag gleichzeitig gegen mindestens 15 Schachspieler antritt, dürfte dies für den 69-Jährigen eher eine Fingerübung als ein harter Wettkampf sein. Denn Hort, der viele Jahrzehnte lang zu den weltbesten Schachspielern zählte, hat schon mal gegen 635 Spieler "simultan" gespielt, wie Schachspieler so einen zeitgleichen Wettkampf nennen. Dabei behielt Hort offenbar kühlen Kopf und den Überblick: Er gewann mehr als 80 Prozent der Partien. Das war 1985 und führte zu einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Nun gibt Vlastimil Hort, der schon mit 21 Jahren den Großmeister-Titel errang, ein Gastspiel in Starnberg. Warum er dies nicht auf dem Festland tut, sondern auf dem Dampfer MS Starnberg, der am Samstag, 20. April, 13 Uhr, zur großen Schlösser-Fahrt ablegt, erklärt sich durch den Veranstalter des Schachs am See: Es ist die auf Kreuzfahrten spezialisierte Poseidon Seereisen GmbH aus Baden-Württemberg, die mit der Schach-Schipperei auf dem Starnberger See ein bisschen Reklame für eine richtige Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer im Herbst machen will, bei der Großmeister Hort ebenfalls an Bord sein wird. Nach den Landgängen findet dann abends ein Schachturnier statt, das Hort mit seinen lebendig vorgetragenen Analysen begleitet. Projektleiter ist Matthias Schäfer, der ehemalige Vorsitzende des Starnberger Schachclubs. Ihm gelang es, Hort eine Kreuzfahrt am Starnberger See schmackhaft zu machen. "Er bekommt kein Antrittsgeld, er spielt immer noch für sein Leben gerne Schach", sagt Schäfer über den Großmeister. Hort, gebürtiger Tschechoslowake mit deutscher Staatsangehörigkeit, hat an 14 Schacholympiaden teilgenommen. 1972 spielte er beim legendären Wettkampf "UdSSR gegen den Rest der Welt" mit - und gewann an Brett vier. 1977 wurde er als Siebter der Weltrangliste geführt. Sein letzter großer Titel, der des Senioren-Weltmeisters, stammt aus dem Jahr 2006. Neben dem ernsthaften Turnierschach hat Hort aber auch immer wieder Simultan-Schach gespielt. Das hat in Starnberg übrigens Tradition. Bereits im Jahr 1927 spielt der damalige WM-Herausforderer Efim Bogoljubow im Hotel Seehof parallel gegen 44 Spieler. Im November 1982 trat dann der damalige Vize-Weltmeister Viktor Kortschnoi in der Kreissparkasse an 40 Brettern an. Und 2006 spielte der deutsche Meister Thomas Luther auf Einladung des Starnberger Schachclubs ebenfalls simultan gegen 40 Schachfreunde. Hort, der nicht als weltfremder Eigenbrötler gilt, sondern sich auch als Schach-Kommentator im Fernsehen einen Namen gemacht hat, setzt nun diese illustre Reihe in Starnberg fort.

Hort hat sich übrigens auch schon an schwierigeren Übungen versucht als nur einem Simultan-Match. Statt von Brett zu Brett zu eilen und sich sekundenschnell in die jeweilige Stellung hineinzudenken, ist der Großmeister auch schon einfach sitzengeblieben und hat "blind" alle Partien gespielt, also ohne hinzusehen. Eine unglaubliche Gedächtnisleistung. Neun Siege, acht Remis und drei Niederlagen waren die Bilanz einer Blind-Simultan-Vorstellung in München gegen 20 Gegner, die meisten Vereinsspieler, also keine Schach-Anfänger.

An Bord der MS Starnberg darf Hort auf die Bretter schauen. Seine Gegner werden sich warm anziehen müssen. Drei Startplätze sind gegen eine Startgebühr von zehn Euro noch zu vergeben. Anmeldungen bei Matthias Schäfer, dem ehemaligen Vorsitzenden des Starnberger Schachclubs, per E-Mail an scharfer-matt@gmx.de oder telefonisch unter 0151/560 27 662.

© SZ vom 17.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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