Starnberg:Rentnerparadies Fünfseenland

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Neue Zahlen des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum verdeutlichen den schnellen demographischen Wandel.

Wolfgang Prochaska

Jeder fünfte Bundesbürger möchte in der Region München wohnen, möglichst im Landkreis Starnberg. Wegen der hohen Mieten und Grundstückspreise können sich aber nur wenige das Fünfseenland leisten, eine Entwicklung, die manche Kommunalpolitiker seit kurzem nachdenklich macht. Vor allem der Zuzug von Senioren lässt Befürchtungen laut werden. Vom Rentnerparadies Starnberg ist inzwischen die Rede.

Der Tutzinger Gemeinderat Thomas Parstorfer (CSU) formulierte dies kürzlich so: "Immer mehr junge Einheimische verlassen den Ort wegen der hohen Preise, und immer mehr wohlhabende Senioren ziehen zu uns. Bald braucht Tutzing kein Jugendhaus mehr." Parstorfers Befürchtung bestätigt der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum nun mit seinen neuen Zahlen zum Landkreis Starnberg. So bilden die Senioren ab 65 Jahren bei der Altersstruktur der Bevölkerung die größte Gruppe. Danach folgen die 50- bis 64-Jährigen und an dritter Stelle stehen dann erst die 40-bis 49-Jährigen.

In Zahlen ausgedrückt: Im 130 800 Einwohner großen Landkreis Starnberg sind 30 000 Bürger mehr als 65 Jahre alt - Tendenz weiter steigend. 25 000 Bürger sind 50 bis 64 Jahre alt. Beide Altersgruppen zusammen stellen mehr als 40 Prozent der Bevölkerung. Dagegen schaut es beim Nachwuchs mau aus. Obwohl der Landkreis zu jenen Regionen gehört, die eine stabile Geburtenrate vorweisen kann, sinkt der Anteil der Kinder. Vor allem die Kleinkinder unter sechs Jahren werden weniger, während die Zahl der Älteren bis 14 Jahre in den vergangenen Jahren leicht zugenommen hat und etwas über 10 000 liegt.

Auf diesem Level befinden sich auch die 18- bis 24-Jährigen, was überraschend ist, da in diesem Alter meist mit der Ausbildung oder mit dem Studium begonnen wird und meist Umzüge in andere Städte und Landkreise die Folge sind. Obwohl der Planungsverband sich dazu nicht näher äußert, könnte der Grund darin liegen, dass viele Studenten, um Kosten zu sparen, lieber weiter bei den Eltern wohnen und dafür zur Uni pendeln.

Die bodenständigsten Bürger wohnen übrigens in Weßling. Dort verzeichnet der Planungsverband die geringste Fluktuation. Nur 13 Prozent der dortigen Einwohner ziehen zu oder verlassen die Gemeinde. Die größte Umzugsrate verzeichnet Feldafing mit mehr als 22 Prozent. Das ist bei weitem der höchste Wert. Herrsching am Ammersee mit der zweithöchsten Fluktuationsrate kommt auf 17 Prozent. Der Durchschnittswert für den Landkreis Starnberg liegt bei 15 Prozent, ein eher niedriger Wert. Dieser zeigt eben auch, dass viele Ruheständler im Fünfseenland wohnen.

Inzwischen hat auch Landrat Karl Roth (CSU) eingesehen, dass eine konzertierte Aktion mit den Nachbarlandkreisen und der Landeshauptstadt München notwendig ist, um auf die Veränderungen bei der Bevölkerungsstruktur zu reagieren. Erst kürzlich war Roth in München, wo eine Expertenrunde stattfand zum Thema Siedlungskonzept. In der Arbeitsgruppe Ländlicher Raum ist Roth nun Mitglied und will dort Ideen für die künftige Raumordnung einbringen.

© SZ vom 20.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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