Das altehrwürdige Starnberger Rathaus ist nicht gerade bekannt dafür, dass dort Hitzköpfe arbeiten würden. Und dennoch hat das 122 Jahre alte Gebäude ein Problem, das mit Hitze zu tun hat: Im Sommer steigen die Temperaturen im Innern des Hauses zuweilen derart an, dass den Angestellten und Beamten ein Arbeiten mit kühlem Kopf quasi unmöglich erscheint. Nun sollen für insgesamt rund 120 000 Euro weitere vier Klimageräte beschafft werden, die das Gebäude in Zeiten des Klimawandels abkühlen sollen. Doch es gibt auch Kritik an diesem Vorhaben.
Das Haus unterhalb des Schlossbergs, das man landläufig als „alten Kasten“ bezeichnen würde, wurde 1903 für das Bezirksamt errichtet, 1939 wurde aus dem Bezirk ein „Landkreis“. Nach Jahrzehnten zog das Landratsamt 1987 in seinen preisgekrönten Neubau am Starnberger See um; das zwischenzeitlich umgebaute alte Haus übernahm derweil die Stadt Starnberg. In den Jahren 1991 bis 1995 wurde die Schlossberghalle angebaut. Doch das „neue“ Rathaus hat einen entscheidenden Mangel: Es heizt sich selbst bei widrigen Wetterverhältnissen sehr schnell auf, in manchen Büros wurden schon bis zu 35 Grad Celsius erreicht.
Das Problem ist nicht neu, tritt seit geraumer Zeit angesichts des spürbaren Klimawandels aber immer häufiger auf. Zwar wurde das Gebäude immer wieder mal stückchenweise saniert und auch die Fenster wurden getauscht. Eine natürliche oder bauliche Verschattung ist jedoch nicht vorhanden. Zwischenzeitlich hatte die Stadtverwaltung eine Begrünung der Fassade erwogen, die einen kühlenden Effekt haben würde, doch dieses Vorhaben scheiterte bislang am schmalen Budget der Stadt. Und Eva Pfister (vormals John), Amtsvorgängerin von Bürgermeister Patrick Janik, träumte in finanziell besseren Zeiten lieber von einem Neubau als von einer energetischen Sanierung.
Stattdessen setzte man auf Kühlgeräte: 2021 wurden aufgrund der extrem hohen Temperaturen im Dachgeschoss ein Klimagerät und in innen liegenden Büros dezentrale Anlagen montiert. Das bewährte sich – und so baute man 2024 ein weiteres Klimagerät auch im dritten Obergeschoss ein. Nun sei es erforderlich, so die Stadtverwaltung, auch in den Fluren des ersten und zweiten Obergeschosses jeweils zwei Innengeräte mit Luftauslass anzubringen. Anschaffung und Zubehör werden auf 80 000 bis 90 000 Euro geschätzt, hinzu kommen Bau- und Elektroarbeiten. Der Unterhaltsaufwand pro Einheit beträgt 800 Euro pro Jahr, hinzu kommen – je nach Nutzerverhalten – 1500 bis 2000 Euro Stromkosten.

Der Bauausschuss stimmte dem Vorhaben mit knapper Mehrheit zu, denn die steigende Zahl von Tagen, an denen die Temperaturen überschritten werden, zwingen zum Handeln. Die Arbeitsstättenverordnung besagt: Sobald die Raumtemperatur 30 Grad übersteigt, muss der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen, um Personenschäden durch Hitze vorzubeugen. Und bei mehr als 35 Grad Celsius darf der Raum „ohne geeignete Maßnahmen nicht mehr als Arbeitsraum verwendet werden“.
Die Alternative, das ganze Gebäude mit einer zentralen Klimaanlage auszustatten, ist aufgrund des Gebäudealters, enormen baulichen Aufwands und einer nur geringen Restnutzungsdauer unwirtschaftlich. Eine zweite Möglichkeit wären Einzelgeräte in jedem Büro, was aber einen wesentlich höheren Anschaffungs- und Unterhaltsaufwand erfordern würde. Ein Rathaus-Neubau erscheint ohnehin utopisch. Kritik kam nur von den Grünen. Franz Sengl vermisste ein „gescheites Energiekonzept“ und argwöhnte mit Blick auf den Klimawandel: „Es wird noch teurer werden.“ Schließlich benötige man mit dieser Kühlmethode drinnen immer mehr Energie, „während es draußen immer heißer wird“.