Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Rare Pilze

Die Körbe bleiben leer, Schwammerlsucher sind bitter enttäuscht.

Armin Greune

Während sich Landwirte heuer über fast optimale Wachstumsbedingungen für die Vegetation freuen, werden Pilzsucher bitter enttäuscht. Meist sprießen Ende Juli bis Mitte August im Fünfseenland die Sommersteinpilze - und nach den meist warmen und nicht zu trockenen zurückliegenden Monaten hatten Schwammerlfreunde auf reiche Beute gehofft. Stattdessen hat Helmut Grünert bis dato noch keinen einzigen Steinpilz entdeckt. Und das will etwas heißen: Der Gilchinger durchstreift die Wälder seit 40 Jahren und interessiert sich als zweiter Vorsitzender des Vereins für Pilzkunde München nicht nur aus kulinarischen, sondern auch aus wissenschaftlichen Gründen für Schwammerl. Er führt das Ausbleiben der begehrten Speisepilze auf die regenarmen ersten Augustwochen zurück, als kräftige Nord- und Ostwinde die obersten Zonen der Waldböden zusätzlich austrockneten.

Auch Grünerts Frau Renate ist vom Fach und betreut regelmäßig die montägliche Pilzberatung im Münchener Rathaus. Gestern kamen nur drei Kunden, zwei davon mit Schwammerln aus dem eigenen Garten. "Von gefüllten Körben kann in diesem Jahr bislang nicht die Rede sein", sagt Renate Grünert: Auch bei der Pilzberatung sei heuer noch kein einziger Steinpilz aufgetaucht. Dafür gibt es wohl relativ viele der sonst seltenen Satanspilze - die einzige giftige Art unter den Röhrlingen, zu denen auch die Steinpilze gehören. In der Nacht zum Sonntag klingelte um vier Uhr früh das Telefon bei Grünerts: Im Rahmen des Giftnotrufs rief eine Ärztin an, die eine dreiköpfige Familie mit ernsten Vergiftungserscheinungen behandeln musste. Die Patienten überlebten, letztlich blieb offen, welche Pilzart sie zu sich genommen hatten. Knollenblätterpilze waren es nicht; Helmut Grünert vermutet Satanspilze, denn die Sammler hatten angegeben, Steinpilze entdeckt zu haben - was eben heuer sehr unwahrscheinlich erscheint.

Auch wenn die Saison für Sommersteinpilze fast gelaufen ist, müsse man die Hoffnung nicht aufgegeben: Selbst im November hat Grünert noch Fichtensteinpilze gefunden. Und nach ergiebigen Regenfällen wie am vergangenen Wochenende dauerte es meist eine bis zwei Wochen, bis die Fruchtkörper aus dem Waldboden sprießen.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2012
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