Der Verkehr ist eines der Sorgenkinder in Starnberg. Insbesondere Radfahrer kritisieren die mangelhafte Infrastruktur der Kreisstadt, die in den vergangenen Jahrzehnten dem Auto eindeutig Vorrang einräumte. Die Wunschliste aus Sicht der Radfahrer, was alles zu verbessern sei, ist lang und dem Stadtrat wohlbekannt. Doch noch länger ist der Weg zu einer fahrradfreundlichen Kommune – ein Attribut, mit dem sich die Stadt am Starnberger See nur allzu gern schmücken würde. Immerhin: Einen Bruchteil der Forderungen zum Thema Radverkehr hat die Stadtverwaltung mittlerweile umsetzen können. Doch es bleibt weiterhin viel zu tun.
Weil zum Unmut vieler Radfahrer lange nichts voranging, hatte der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität der Verwaltung im Vorjahr aufgetragen, halbjährlich eine aktualisierte Maßnahmenliste vorzulegen. Die vielen Beschlüsse wurden nach Einschätzung der Verwaltung nach Prioritäten sortiert. Doch bei der Umsetzung haperte es. Grund: „Aufgrund des Aufgabenspektrums und der personellen Engpässe seit Anfang 2020 im Ordnungsamt hat sich ein Bearbeitungsrückstand allgemein bei Verkehrsthemen und insbesondere Radverkehrsthemen ergeben“, heißt es in der Beschlussvorlage des Ausschusses. Im Klartext: Vieles, was längst erledigt hätte sein sollen, ist liegengeblieben.
Stadtbaumeister Stephan Weinl präsentierte dem Gremium am Donnerstag nun eine Zwischenbilanz zur Ausweisung weiterer Fahrradzonen in Starnberg. Ausgeschildert durch den Betriebshof ist seit Anfang August etwa der Bereich rund um die Von-der-Tann-Straße (inklusive Gisela-, Leopold- und Mathildenstraße, Am Mühlbergschlößl, Augusten- und Vordermühlstraße). Gleiches gilt für Percha- und Uhdestraße (mit Dampfschiffstraße, Nepomuk- und Schiffhüttenweg). Hinzu kommt seit Ende August ein als Fahrradzone deklarierter Teilabschnitt der Josef-Jägerhuber-Straße zwischen Kaiser-Wilhelm-Straße und Unterführung zur Perchastraße. Die dazugehörigen Piktogramme „Fahrradzone“, die neben den verbleibenden Tempo-30-Hinweisen auf die Straße aufgetragen werden, sollen bis Ende September fertiggestellt sein.
Damit nicht genug: Im Neubaugebiet „Am Wiesengrund“ wurde, wie im Bebauungsplan vorgesehen, ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet, was sich positiv auf die Verkehrssicherheit des Radverkehrs auswirken soll. Zudem sollen am 25. und 26. September endlich die zunehmend verblassenden Radfahrstreifen auf der Hanfelder Straße durch das Tiefbauamt nachmarkiert werden.

Das dies allein nicht reichen wird, ist allen im Gremium klar. Die verbleibende Prioritätenliste ist mehr als doppelt so lang wie die jüngst umgesetzten Verbesserungen. Dazu zählen etwa Tempo 30 auf Andechser- und Buchhofstraße, ein Radweg entlang der B2 oder Fahrradschutzstreifen auf Hauptstraße und Possenhofener Straße. Ein Punkt könnte dabei allerdings noch für geballte Verärgerung sorgen: Auf der Starnberger Seepromenade sollen Radfahrer im Bereich zwischen „Undosa“ und der Heimatmuseums-Unterführung künftig absteigen und schieben; ein durchgängiger Radweg wäre damit hinfällig.
Im Amt für „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“, das auch für den Radverkehr zuständig ist, ruht die Hoffnung derweil auf neuen Mitarbeitern: Zweieinhalb bislang unbesetzte Stellen sollen vom 1. Oktober an helfen, die lange Prioritätenliste zum Radverkehr, darunter auch die Umwandlung der Von-der-Tann-Straße zu einer Fahrradstraße, endlich komplett abzuarbeiten. Als Franz Heidinger dann auch noch einen „schönen ausgeschilderten Radweg“ von Starnberg nach Hanfeld forderte, ermunterte Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU) den BLS-Stadtrat in seinem Ehrgeiz und sagte: „Dann machen Sie dazu doch mal einen schönen Vorschlag an die Verwaltung.“