Starnberg:Quadratisch, wohnlich, einfach

Starnberg: Einfach aber ansehnlich: In den Häusern in Gräfelfing fehlt nur noch die Standard-Inneneinrichtung.

Einfach aber ansehnlich: In den Häusern in Gräfelfing fehlt nur noch die Standard-Inneneinrichtung.

(Foto: Robert Haas)

Die Starnberger Projektentwickler Ehret & Klein haben ein Standardhaus für Flüchtlinge konzipiert und sind damit in eine Marktlücke gestoßen

Von B. Lohr, W. Prochaska, Starnberg

In Percha, gleich neben der Autobahn, steht ein Gebäude, das üblicherweise nicht zu den architektonischen Höhepunkten gehört. Es ist ein Parkdeck. Das Ungewöhnliche an dem Bau: Es ist so geschickt getarnt, dass man es als solches nicht erkennt. Es stammt von Ehret und Klein, den Perchaer Projektentwicklern. Die Planer haben seit Gründung der Firma vor knapp zehn Jahren schon viele bauliche Spuren im Landkreis hinterlassen. In Tutzing haben sie die Wohnanlage "Lakeside Living", in Starnberg das Eckgebäude am Tutzinger-Hof-Platz gebaut. Michael Ehret und Stefan Klein, die Gründer, sind gut im Geschäft. Die neueste Entwicklung ist ein Standardhaus in Holzbauweise. Im Landkreis München ist es das Modell für Flüchtlingsunterkünfte; in Starnberg hingegen setzt man lieber auf große Hallen.

In Haar zum Beispiel wird man bald die Holzhäuser sehen. Auf einen Hinweis des Landratsamts München hin nahm die Gemeinde mit den Projektentwicklern Kontakt auf. Unter dem Namen "Feel Home" werden die Unterkünfte angeboten, die einerseits von außen ansehnlich sind und gleichzeitig den Bewohnern eine gewisse Wohnqualität bieten.

Die Projektentwickler sind offenkundig in eine Marktlücke gestoßen. Gemeinden suchen händeringend nach Unterkünften, die Flüchtlinge auch auf Jahre beherbergen können, gerade im Nachbarlandkreis München. Die Wohnwagensiedlung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist zum Symbol für diesen Missstand geworden. Ottobrunn will nun in großem Stil solche Holzblockhäuser aufstellen. In Haar und Taufkirchen laufen die Vorarbeiten für die Errichtung der Gebäude. Am weitesten ist man in Gräfelfing, wo bereits mehrere dieser Bauten am Ortsrand der Würmtalgemeinde stehen. Eine kleine, eigene Siedlung ist am Entstehen.

In den "Feel-Home"-Häusern können, weil sie ein Obergeschoss vorsehen, relativ viele Personen auf engem Raum untergebracht werden. In den vier jeweiligen Modulen ansatzweise Privatsphäre zu ermöglichen. Die Baracke, die in Haar zunächst vorgesehen war, hätte 48 Personen aufnehmen können, jetzt ist Platz für drei Gebäude und 96 Bewohner.

Michael Ehret, Geschäftsführer von Ehret & Klein, sagt, das Landratsamt habe Anbieter von Wohnraum für Flüchtlinge gesucht. Daraufhin habe man ein Angebot gemacht, das nun in mehreren Gemeinden umgesetzt werde. Dazu hat Ehret & Klein in acht Kommunen im Münchner Landkreis - in Taufkirchen, Oberhaching, Haar, Gräfelfing, Feldkirchen, Brunnthal, Ismaning und Planegg - eigene "Feel Home KGs" gegründet, die als Bauherren auftreten und die Gebäude dann für zehn Jahre an den Freistaat vermieten. Auch wenn Michael Ehret sagt, dass es ihn motiviert habe, sich als Immobilienentwickler mit der Kompetenz seines Teams des gesellschaftlich herausfordernden Themas der Flüchtlingsunterbringung anzunehmen, räumt er ein, dass es natürlich auch ein einträgliches Geschäft sei.

Private Investoren seien mit eingestiegen, sagt er. Hinter der "Feel Home" Verwaltungs GmbH stehen eine Heads Swiss AG aus dem schweizerischen Zug und eine W Beteiligungen GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Geschäftsführer von letzterer ist Martin Weckwerth, der bis April für den weltweit tätigen Finanzinvestor Permira im Aufsichtsrat von Hugo Boss saß. Jedenfalls haben die von Ehret & Klein konzipierten Gebäude wenig mit einer Baracke gemein. Es handelt sich in der Regel um zweigeschossige auf Holz basierende Blockhäuser mit in der Mitte liegendem Treppenaufgang. Die vier Wohneinheiten bieten insgesamt 32 Personen Platz. Eine Einheit besteht aus zwei getrennten Schlafzimmern für je vier Personen sowie zwei Bädern, einer Küche und einer Waschmaschine. Die Wände sind, hell und dunkel variierend, in Holzdesign gestaltet. Man habe versucht, schnell zu errichtende solide Gebäude zu planen, sagt Ehre, und "das gesundheitliche und sittliche Wohlempfinden" der künftigen Bewohner zu beachten.

Michael Ehret, der als geschäftsführender Gesellschafter auch hinter den einzelnen Gesellschaften in den Gemeinden steht, sagt, Ehret & Klein habe, abgestimmt mit staatlichen und nicht staatlichen Organisationen, die Gebäude entworfen. Ein Team aus Planern, Ingenieuren und Zulieferbetrieben sei mit dem Projekt befasst.

Die Häuser könnten kleinteilig, an den jeweiligen Standort angepasst, aufgebaut werden und entsprächen den Vorgaben des Standardraumbuchs der Staatsregierung. Leitlinien des bayerischen Sozialministeriums für solche Unterkünfte würden erfüllt. Natürlich auch die Statik und der Brandschutz. Nach zehn Jahren könnten die Gebäude Wohnungslosen oder Studierenden dienen, sagt Ehret, sie könnten auch umweltgerecht abgerissen und entsorgt werden.

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