Starnberg:Prügelei am Bahnhofplatz

Drei junge Männer aus Pöcking und München stehen nun vor Gericht

Von Christian Deussing, Starnberg

Faustschläge ins Gesicht hat ein Mann kassiert, der nachts eine Frau am Starnberger Bahnhofplatz vor einem Angreifer beschützen wollte. Der mutmaßliche Täter aus München, der sich nun vor dem Amtsgericht verantworten muss, soll das am Boden liegende Opfer zusammen mit zwei Freunden aus Pöcking auch noch gegen die Brust und den Kopf getreten haben. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatte der Münchner die junge Frau mit obszönen Ausdrücken beleidigt und einen gefüllten Getränkebecher in ihre Richtung geworfen. Mit dem Fall, der sich vor gut einem Jahr zugetragen hatte, befasste sich am Dienstag das Amtsgericht in Starnberg, vor dem sich der Maurer und seine beiden Begleiter im Alter von 27 und 23 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen.

Der Münchner gab zu, die Frau sexistisch beleidigt und den Becher nach ihr geworfen zu haben. Auch die Hiebe gestand der 22-Jährige. Er habe aus "Wut und Dummheit" zugeschlagen, weil er einen Schlag an der Nase verspürt habe, rechtfertigte sich der Angeklagte. "Aber zugetreten habe ich nicht."

Das beteuerten auch seine Freunde, die mit ihm bei einer Party in einem Lokal einiges getrunken hatten. Der Ältere von beiden schilderte den Vorfall aber etwas anders. Er habe nur den Streit zwischen der Frau und seinem Begleiter schlichten wollen, sei aber von hinten von dem einschreitenden Mann niedergerissen worden. "Beim Sturz kugelte ich mir meine Schulter aus und musste ins Krankenhaus", erzählte der 27-Jährige in dem Prozess.

Das habe er nicht getan, wies das 29-jährige Opfer die Behauptung zurück. Der Mann berichtete, er sei mit kräftigen Schlägen und Tritten traktiert worden, außerdem seien ihm wohl die Füße weggezogen worden. "Ich versuchte, mich noch mit meinen Händen zu schützen", sagte er als Zeuge aus. Er musste mit aufgeplatzter Unterlippe, Blutergüssen am Kopf und Schürfwunden in eine Klinik gebracht werden. Er war nach der brutalen Attacke am Bahnhof See für eine Woche krank geschrieben. Der Angeklagte entschuldigte sich in der Verhandlung bei seinem Opfer und bot Schmerzensgeld an: "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen", sagte er. Er betonte auch, dass es richtig gewesen sei, dass der Zeuge wegen der Beleidigungen damals dazwischen gegangen ist.

Vernommen wurde auch der Freund des Opfers, der in der Tatnacht ebenfalls auf die S-Bahn gewartet hatte. Die drei Männer hätten seinen Kumpel umzingelt und auf ihn eingetreten, sagte der 29-Jährige vor Gericht. Er habe jemanden gepackt und weggezogen, aber von den Angeklagten sei niemand verletzt worden. Einer sei besonders aggressiv gewesen, wobei der Zeuge auf den 22-Jährigen aus München zeigte.

Ein weiterer angeblich Beteiligter konnte bisher nicht ermittelt werden. Unklar blieb am Dienstag auch, ob einer der Angeklagten selbst angegriffen worden ist. Die Frau, die beleidigt und mit dem Getränkebecher beworfen wurde, die als Zeugin geladen war, ist nicht zur Verhandlung erschienen. Deshalb wird der Prozess fortgesetzt.

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