Seit mehr als 20 Jahren ist Friedrich Wilhelm Dittmar im Ruhestand. Doch noch immer spielt die Medizin eine große Rolle in seinem Leben. Wenn es um Frauenheilkunde geht, wird er lebhaft, redet davon, wie er 1970 angefangen hat als junger Arzt an der Universitäts-Frauenklinik in Kiel. Oder von seiner Zeit als Chefarzt im Starnberger Klinikum von 1977 bis 2001. Auch 24 Jahre nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand sind seine Erinnerungen noch so lebendig, als ob es gestern gewesen wäre.
Kein Wunder: Es war sein Verdienst, dass die damalige Kreisklinik eine der erfolgreichsten Geburtenkliniken in Deutschland wurde. Als der Gynäkologe 1977 als Chefarzt nach Starnberg kam, gab es im Krankenhaus gerade mal 252 Geburten. Im Jahr 2000 wurden immerhin 2090 Geburten verzeichnet. Damit lag das Klinikum an 13. Stelle in Deutschland und auf Platz fünf in Bayern. Den guten Ruf als Geburtsklinik konnten sich die Starnberger bis heute erhalten. Die Anzahl der Geburten habe sich auf das Niveau des Jahres 2000 eingependelt, sagt der Träger der Bundesverdienstmedaille. Am vergangenen Donnerstag ist Dittmar 90 Jahre alt geworden und auch im hohen Alter kein bisschen leise.
Seine Schwerpunkte seien schon immer Geburtsmedizin, Entbindung und Schwangerschaft gewesen, sagt er, insbesondere Risikoschwangerschaften und die Betreuung von kinderlosen Ehepaaren. Dittmar berichtet davon, wie er einst eine Frühgeburtenstation eingerichtet hat, damit die Frühchen nicht mehr nach München gebracht werden mussten. Und von einem eigenen Operationssaal speziell für die Frauenheilkunde. Unter seinen Patienten seien damals viele Promis gewesen. Aber er habe nie einen Unterschied gemacht zwischen der Frau eines Schauspielers oder den sogenannten normalen Patienten, sagt er. „Der Beruf hat mich geprägt“, sagt er rückblickend, „aber auch der Erfolg“. Als Gynäkologe war Dittmar Dozent an der Ludwigs-Maximilians-Universität, hat mehr als 500 Vorträge gehalten und zahlreiche Fachbücher geschrieben.

Noch immer ist Dittmar an den neuesten medizinischen Entwicklungen interessiert. Bis vor drei Jahren arbeitete er in einer Praxis mit und war ehrenamtlich tätig. Er engagierte sich für Kinder mit speziellem Förderbedarf sowie für die Versorgung schwerstkranker Menschen, in der Palliativmedizin und im Hospizbereich.
Erst seit wenigen Jahren findet er mehr Zeit für seine Miniatur-Eisenbahn im Keller sowie seinen liebsten Hobbys: Riesen, Wandern, Tiere und die Natur. Zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls Ärztin war, macht er am liebsten im Norden Urlaub. Sein nächstes Ziel ist eine Fahrt entlang der Mosel. Doch auch die Familie war und ist ihm wichtig. „Ich habe eine wunderbar funktionierende Familie“, erklärt Dittmar, der vier Kinder und sechs Enkel hat.