Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Prämiertes Brot

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Die Bäcker im Landkreis setzen auf traditionelles Handwerk

Von Anna Gleiser, Starnberg

Fünf Betriebe der Bäckerinnung Starnberg haben sich einer Kontrolle durch das Institut für Qualitätssicherung von Backwaren unterzogen. Im Foyer der VR- Bank Starnberg nahm Prüfer Manfred Stiefel, von der alljährlichen Stollenprüfung her bekannt, die Produkte der Bäckereien Benedikter aus Andechs, Böck aus Oberpfaffenhofen, Boneberger und Reis aus Gilching und Lidl aus Berg unter die Lupe. Semmeln, Brezn und Brote wurden anhand von sechs Kriterien beurteilt: Form und Aussehen, Oberfläche und Kruste, Lockerung und Krumenbild, Struktur und Elastizität, Geruch und natürlich - am wichtigsten - der Geschmack. Die freiwillige Kontrolle dient laut Obermeister Anton Lidl nicht nur der Qualitätssicherung, sondern hilft, "die Betriebsblindheit wegzuwischen". Schließlich sei es "wie beim Angeln, der Köder soll dem Fisch schmecken und nicht dem Fischer". Von den insgesamt 58 Proben schnitten 30 mit "gut" und 28 mit "sehr gut"ab. Außerdem wurden jeweils zwei Brote der Bäckereien Benedikter und Boneberger mit "Gold "prämiert, weil sie mindestens drei Jahre in Folge mit "sehr gut" abgeschnitten haben.

Die fünf Unternehmen arbeiten noch nach traditionellem Bäckerhandwerk und nicht mit großen Maschinen und Aufbackwaren. Der Trend geht, laut Lidl, wieder zurück zum traditionellen Handwerk. Da sind allerdings auch die Kunden gefragt. "Ältere Menschen sind für das Handwerk noch dankbar und schätzen es", sagt Willi Boneberger. Die Jungen seien bequem und kauften, wenn sie eh schon im Supermarkt sind, auch gleich Brot ein. Dort seien jedoch meistens die großen überregionalen Ketten. Eine zufällig vorbei kommende ältere Dame bestätigt Bonebergers Einschätzung: Für sie sei es wichtiger, regional einzukaufen und die lokalen Unternehmen zu unterstützen, als ein paar Cent zu sparen. Regionalität ist auch für die fünf Starnberger Bäckereien wichtig, sie setzen laut eigener Aussage überwiegend auf Zutaten von "Unser Land".

Immer wieder wird über den fehlenden Nachwuchs für das Bäckerhandwerk diskutiert. Das Problem sieht auch Lidl, allerdings sei die Lage "nicht so dramatisch". Man könne sich die Lehrling zwar nicht mehr aussuchen, aber dann "bildet man nur ein oder zwei aus, und die dafür gescheit". Die Tatsache, dass Deutschland ein Migrationsland ist, kommt den Handwerk laut Lidl, zugute. Dies würde den momentanen "Akademisierungswahn" etwas ausgleichen.

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Quelle:
SZ vom 06.05.2017
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