Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Polizeiwache angegriffen: Staatsanwalt erhebt Anklage

Nach der Festnahme eines Schülers wollten rund 50 Jugendliche die Inspektion stürmen. Nun werden sich insgesamt elf von ihnen vor Gericht verantworten müssen.

Von Peter Haacke

Die Randale am Abend des 25. Juli 2019 vor der Starnberger Polizeiwache, bei der etwa 50 Jugendliche die Inspektion stürmen wollten, hat ein gerichtliches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft München II teilte am Donnerstag mit, dass sie im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen den Polizeibeamten und einer Gruppe junger Leute am 19. März gegen weitere sechs Jugendliche Anklage am Amtsgericht erhoben habe. Bereits einen Monat zuvor sei Anklage gegen vier Jugendliche und einen Heranwachsenden erhoben worden. Den Angeschuldigten werden Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, Widerstandshandlungen, Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchte Gefangenenbefreiung vorgeworfen.

Anlass der Auseinandersetzung war die "Nichtbefolgung eines mehrfach ausgesprochenen Platzverweises durch einen der nunmehr Angeschuldigten", schreibt die Staatsanwaltschaft. Der betrunkene 15-Jährige sei daraufhin durch zwei Polizisten in Gewahrsam genommen worden und sollte zur Starnberger Inspektion gebracht werden, wogegen sich der Schüler gewehrt habe. Zeitgleich hätten sich etwa 50 Personen zusammengerottet - darunter die nun weiteren Angeschuldigten, die eine Freilassung des Schülers gefordert hätten.

Aus der Gruppe heraus - so die Darstellung der Staatsanwaltschaft - soll es dann Schläge, Tritte und Schubsereien gegen die Beamten gegeben haben. Die Polizisten sollen auf dem Weg zur Dienststelle von mindestens der Hälfte der Personen der Gruppe "schreiend verfolgt" worden sein. An der Polizeiwache angekommen seien die Beamten sowie Security-Mitarbeiter, die bei einem Schulfest des nahe gelegenen Gymnasiums eingesetzt waren, weiterhin massiv bedrängt worden. Einige der Jugendlichen sollen versucht haben, die Tür zur Inspektion aufzuhalten und durch Tritte und Schläge zu beschädigen. Ein Schild und ein Briefkasten wurden ramponiert, ein Fenster der Dienststelle ging durch gezielten Wurf einer Bierflasche und von Steinen zu Bruch.

Erst ein Großaufgebot von 70 Polizisten konnte die Lage beruhigen. Die Beamten sollen dabei nicht zimperlich vorgegangen sein: Unbeteiligte Zeugen berichteten von teilweise unangemessener Härte, ein Polizeibeamter soll einem Schüler unvermittelt ins Gesicht geschlagen haben.

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SZ vom 29.05.2020/imei
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