Corona-Krise:Sportvereine steigen auf Online-Training um

TSV Starnberg, Fitness-Trainer Severin Sauer

Fitness statt Tischtennis: Severin Sauer, Trainer beim TSV Starnberg, bietet online ein kostenloses Functional Training zum Mitmachen an.

(Foto: Christoph Wacker Photography)

Der TSV Starnberg bietet kostenlos für alle etwa Yoga und Aikido an - auch, damit die Mitglieder nicht abspringen. Weitere Angebote gibt es in Tutzing und Pöcking.

Von Peter Haacke

Hart getroffen vom Lockdown sind auch die Sportler. Wer nicht zu jener hart gesottenen Outdoor-Spezies zählt, die sich auch bei schlechtem Wetter und niedrigen Temperaturen aufs Fahrrad schwingt, durch Wälder joggt, auf dem See rudert oder beim Frühschwimmen ein Bad in einem der heimischen Seen nimmt, hat derzeit schlechte Karten. Doch Not macht erfinderisch: So haben Anhänger der Fitness-Disziplinen dank Internet Gelegenheit, ihr individuelles Programm zur körperlichen Ertüchtigung zu absolvieren. Außer kommerziellen Anbietern entdecken auch immer mehr Vereine im Landkreis den virtuellen Raum, um ihre Mitglieder bei Laune zu halten.

Die Corona-Pandemie hat das Wettkampfgeschehen im Breitensport fast komplett zum Erliegen gebracht. Mit Ausnahmen von Schul- und Profisport bleiben Hallen geschlossen und Außenanlagen gesperrt. Nach den Vorgaben aus dem Innenministerium ist nur Individualsporterlaubt; allein, zu zweit oder mit Angehörigen des eigenen Hausstands. Die Regelung gilt für nahezu alle Sportarten. Wettkämpfe, Herz und Seele des Sports, sind damit in der Regel nicht möglich. Betroffen sind nicht nur Sportarten wie Handball, Basketball, Fußball, Badminton, Tennis oder Tischtennis, sondern auch Klassiker wie Turnen, Leichtathletik, Schwimmen, Kampf- und Kontaktsportarten. Für alle gilt: Nichts geht mehr.

Beim TSV Starnberg, einem der mitgliederstärksten Vereine im Landkreis, hat man seit Anfang November wieder einmal umdenken müssen: Hygienekonzepte wurden ebenso hinfällig wie Handlungsempfehlungen. "Wir haben gerade mit viel Aufwand das Indoor-Programm gestartet, da tut die Schließung natürlich sehr weh", sagt TSV-Geschäftsführer Benedikt Pohlus. Doch dank des Engagements der Trainer ist in den vergangenen Wochen ein vielfältiges Online-Programm auf www.tsv-starnberg.de entstanden. "Wir versuchen so den persönlichen Kontakt zu den Mitgliedern zu halten", sagt Pohlus. So bieten etwa die Trainer für Capoeira und Aikido - Kampfsportarten aus Brasilien und Japan - Übungen per Internet an. Herausragend ist die TSV-Palette laut Pohlus auch im Bereich Fitness und Gymnastik. Im Angebot sind Hochintensives Intervalltraining, Yoga, Pilates oder auch Kurz-Workouts. "Hier haben die Mitglieder viel Abwechslung, was auch in normalen Zeiten unser Ziel ist", sagt Pohlus.

Gleichwohl ist das digitale Angebot nur eine Notlösung im Lockdown: Der SC Pöcking-Possenhofen etwa ist wie andere Vereine auch dazu gezwungen, Sportpark, Turn- und Schwimmhalle sowie übrige Trainingsstätten zu schließen. Aber die Übungsleiter waren kreativ: Auf der Homepage www.scpp.de werden Kindertanz oder Yoga übertragen. Eines der am meisten genutzten Videokonferenzprogramme ist das für die Teilnehmer kostenlose "Zoom".

Beim SC Tutzing bietet die Übungsleiterin Marion Weiß zweimal pro Woche vor einer Kamera ein Fitness-Mitmach-Programm mit Musik; das heimische Schlafzimmer wird dabei zum Gymnastiksaal. Sportliche Senioren in Herrsching trainieren mittwochs von 9 bis 9.40 Uhr ebenfalls online mit Roswitha Geiger nach Anmeldung per E-Mail an info@sportclub-tutzing.de. Die meisten Vereine aber haben sich noch immer nicht aus der pandemiebedingten Schockstarre gelöst.

Der TSV Starnberg denkt da weiter: Genutzt werden verschiedene Systeme von Live-Streams bis hin zu ständig abrufbaren Videos. Als Plattform dient die Homepage. Als jüngstes Angebot hat Severin Sauer ein Functional Training in Kooperation mit Marcel Schade etabliert. Das Reinschnuppern ist vorerst kostenfrei. Wie sich der Vereinssport weiterentwickeln wird, ist jedoch unklar. Pohlus verzeichnet derzeit eine Reihe von Vereinsaustritten, was er als "normal" bezeichnet. Doch Eintritte gibt es keine. Die mittelfristigen Folgen für den Verein sind kaum absehbar.

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