Verschmutzung der Meere:"Faszination und Schrecken zugleich"

Verschmutzung der Meere: Ein Thunfisch zappelt in einem alten Fischernetz.

Ein Thunfisch zappelt in einem alten Fischernetz.

(Foto: York Hovest)

Bei der Aktionswoche "Plastikfrei - sei dabei" stellt der Münchner Fotograf York Hovest Bilder seiner Bootsreise über die sieben verschmutzen Weltmeere aus. Er zeigt überfüllte Urlaubsbuchten und tote Korallenriffe - aber auch hoffnungsvolle Motive.

Von Pauline Graf, Starnberg

Trainiert hat er mit seinem Boot auf dem Starnberger See, jetzt befährt er die Weltmeere: York Hovest ist Fotograf und National-Geographic-Buchautor - und er hat einen Tauchschein. Jetzt stellt er im Foyer der Starnberger Kreissparkasse während der Aktionswoche "Plastikfrei - sei dabei" (noch bis 5. Juni) seine neusten Fotos aus, die teilweise unter Wasser entstanden sind.

Drei Jahre lang war der 44-Jährige mit seinem Team unterwegs - weltweit und mit Mission. Seine Organisation "Heroes of the sea" möchte Menschen finden, vorstellen und unterstützen, die Lösungen haben und "ihre Stimme nutzen", wenn es um einige der drängendsten Frage derzeit geht: Wie können wir unsere Weltmeere retten? Wie die Korallen schützen? Und vor allem: Wie kriegen wir die unglaublichen Plastikmengen aus dem Ozean heraus? Um diese "Helden der Weltmeere" weltweit ausfindig zu machen, hat York Hovest eine digitale Datenbank gegründet. Selbst beschreibt er sie als "Wikipedia der Ozeane".

Verschmutzung der Meere: Fotoausstellung im Foyer der Starnberger Kreissparkasse: York Hovest mit Petra Brüderl (links) vom Kulturbüro der Stadt Starnberg und Sabine Schellerer von der VHS Starnberger See.

Fotoausstellung im Foyer der Starnberger Kreissparkasse: York Hovest mit Petra Brüderl (links) vom Kulturbüro der Stadt Starnberg und Sabine Schellerer von der VHS Starnberger See.

(Foto: Nila Thiel)

2018 rief der Münchner Familienvater sein Projekt ins Leben - und stellte es daraufhin den Weltwirtschaftsexperten und Politikern in Davos vor. So lernte Hovest Sponsoren für seine Weltreise zu Wasser kennen. Mit dem Boot selbst war er zum ersten Mal in Tutzing auf dem Starnberger See unterwegs, "Training und Spaß" sei das gewesen, sagt Hovest. Neben Fotos entstanden seit 2018 auch ein "Heroes of the sea"-Dokumentarfilm und ein Buch.

Im Foyer der Kreissparkasse Starnberg hängt nun eine Nahaufnahme eines einzelnen Thunfischs, der tief unter dem Meer in einem alten Fischernetz gefangen ist. Daneben eine "Mördermuschel", eine gelbe Riesenmuschel in einem Naturschutzgebiet. Die Eindrücke, die er auf der Reise hatte, seien von "Faszination und Schrecken zugleich" gewesen, sagt der Fotograf selbst. Hier sieht man eine Totalaufnahme von Urlaubsbuchten mit Touristen in orangenen Schwimmwesten, daneben Unterwasserfotos von kunterbunten Fischen vor toten Korallenriffen und das Bild einer Frau auf Haiti, die in Müllbergen am Strand nach Essbarem sucht.

Hovest will mit seinen Bildern zeigen, dass es auch Lösungen und Hoffnung gibt

Die Gefahr des überforderten, gelähmten Nichtstuns, nachdem der Besucher solche Endzeitbilder konsumiert hat, ist groß. Hovest betont hier: Er wolle in seinen Fotos und Projekten auch zeigen, dass es Lösungen gibt, dass es Hoffnung gibt. Dabei verweist er auf ein Foto eines Tauchers, der eine Korallenaufzuchtstation mit einer Zahnbürste putzt. Klingt nach viel Aufwand, nach Zeit, nach Geld. Ob wir dafür nicht schon zu spät dran sind? "Informiert und wissbegierig zu sein, ist der erste Schritt - ich bin Optimist", sagt Hovest. Man müsse die vielen Projekte nur fördern und an die Öffentlichkeit bringen. Und "ein Bewusstsein schaffen" - wie eben durch seine Ausstellung. Konsumentinnen und Konsumenten wollen "heutzutage den Grünen Punkt auf ihren Produkten sehen" und durch den Image-Druck entstünden immer mehr Nachhaltigkeits- und Recyclingprojekte, die von großen Firmen unterstützt werden. Hovest insistiert: "Jeder kann etwas beitragen."

Verschmutzung der Meere: Teil des Problems oder Teil der Lösung: Eine Meeresbucht mit Touristen in orangenen Schwimmwesten.

Teil des Problems oder Teil der Lösung: Eine Meeresbucht mit Touristen in orangenen Schwimmwesten.

(Foto: York Hovest)
Verschmutzung der Meere: Starnberg: Sparkasse 'Helden der Meere' - Fotoausstellung von York Hovest li: Petra Brüderl und rechts: Sabine Schellerer Repro: Nila Thiel

Starnberg: Sparkasse 'Helden der Meere' - Fotoausstellung von York Hovest li: Petra Brüderl und rechts: Sabine Schellerer Repro: Nila Thiel

(Foto: York Hovest)

Die globale Verschmutzung mit Plastik sei ein Problem, das "noch viel mehr in die Köpfe der Menschen muss", sagt Christiane Falk, die Dritte Bürgermeisterin der Stadt Starnberg. Gemeinsam mit der Volkshochschule Starnberger See (VHS) hat sich das Kulturbüro der Stadt deshalb die Woche "Plastikfrei - sei dabei" ausgedacht. "Wir hoffen, wir werden überrannt", bekräftigt Sabine Schellerer aus der Verwaltung der VHS lachend.

Die Ausstellung von York Hovest ist Teil der Aktionswoche. Unter anderem gibt es aber auch noch einen Auftritt der "Big-Band-Stars" im Museum Starnberger See (Donnerstag, 2. Juni, 17 bis 19 Uhr) und einen Workshop zum Upcycling von alten Büchern in der Stadtbücherei (Freitag, 3. Juni, 15 bis 19 Uhr).

Weitere Informationen können auf der Website der Volkshochschule Starnberger See und der Facebookseite von "Plastikfrei - sei dabei" aufgerufen werden.

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