Der Bahnhof in Gauting sieht jetzt schon etwas verwahrlost aus, nun soll auch noch die Pizzeria in dem Gebäude schließen. Nach 24 Jahren als Pächterin hat Maria Morlova vom Rathaus die Kündigung erhalten; demnach soll die 62-Jährige das Lokal bis Ende Mai räumen. Beruflich stünden sie und ihr 60-jähriger Koch dann vor dem Nichts: "Wir wissen nicht, was wir dann machen sollen. Uns stellt doch in dem Alter niemand mehr ein", sagten sie am Mittwoch im Gespräch mit der SZ. Warum sie ihr Lokal jetzt schon aufgeben sollen, verstehen sie nicht, denn es steht noch nicht einmal fest, was die Gemeinde mit dem Areal in kommunaler Hand vorhat. Die Rathausverwaltung versucht schon länger vergeblich, die Gastronomen, die einen Rechtsanwalt eingeschaltet haben, um sich zu wehren, aus dem Bahnhofsgebäude herauszubekommen. Im vergangenen Oktober hatte es deswegen eine Gerichtsverhandlung gegeben. Dabei soll die Rede davon gewesen sein, die Gemeinde wolle in dem Bahnhofsgebäude keine Gastronomie mehr, sondern einen Kultursaal. Das wäre jedoch eine neue und bislang völlig unbekannte Variante. Bisher gilt eigentlich immer noch ein Beschluss, wonach der Bahnhof abgerissen wird; auch wenn der Erhalt mittlerweile ebenfalls wieder im Gespräch ist. Eine Arbeitsgruppe soll Ideen entwickeln, wie sich ein größerer Bereich an der Bahnhofstraße in Gauting städtebaulich entwickeln soll. Da inzwischen feststeht, dass die Grundschule abgerissen wird, muss dabei das gesamte Gebiet von der Bahnunterführung bis zur Ammerseestraße berücksichtigt werden. Das ist eine große Aufgabe, geschehen ist aber immer noch nicht viel, wie Gemeinderäte mit zunehmender Schärfe kritisieren. Die Arbeitsgruppe hat sich offenbar schon lange nicht mehr getroffen. So beklagte jedenfalls Eva-Maria Klinger (CSU), "dass sich überhaupt nichts mehr getan hat. Die Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern". Und Jürgen Sklarek von der SPD bemerkte: "In der Bevölkerung grassiert sehr viel Unmut über den Bahnhof". Während für die Marketingleute der Cima und für das Regionalwerk für viele tausend Euro Räume im Bahnhof hergerichtet wurden, soll die Wirtin Morlova gehen. Noch hofft sie wenigstens auf einen Aufschub und trifft sich an diesem Donnerstag mit dem Rathaus-Geschäftsführer Joachim Graf.
