Starnberg:Pflege wird legal, aber teurer

Das Projekt "Caritas 24 - rundum zu Hause betreut" setzt auf Haushaltshilfen aus Osteuropa.

Sylvia Böhm-Haimerl

Tutzing - Mit einem neuen Projekt zur Legalisierung von Haushaltshilfen aus Osteuropa will die Caritas Augsburg den Pflegenotstand in der Region bekämpfen. Das Projekt "Caritas 24 - rundum zu Hause betreut" soll im Juli starten. An den Vorbereitungen ist auch die Ambulante Krankenpflege Tutzing beteiligt. "Ich freunde mich langsam mit dem Projekt an und glaube, es wird gut", sagte Geschäftsführer Armin Heil.

Starnberg: Bezahlbare Pflege: Um die alte Dame kümmert sich die Nachbarschaftshilfe. Foto: Hartmut Pöstges

Bezahlbare Pflege: Um die alte Dame kümmert sich die Nachbarschaftshilfe. Foto: Hartmut Pöstges

(Foto: WOR)

Laut Caritas sind deutschlandweit rund 100 000 Frauen aus Osteuropa im Einsatz, davon aber nur 2000 in legalen Arbeitsverhältnissen. Seit 1. Mai dürfen sie zwar legal arbeiten, bewegen sich aber oft in der gesetzlichen Grauzone. Meist sind sich nicht einmal versichert. Für viele pflegebedürftige Menschen, die eine 24-Stunden-Betreuung benötigten, sind sie jedoch die einzige bezahlbare Lösung. Den Sozialeinrichtungen waren diese Hilfskräfte stets ein Dorn im Auge. Es habe viele Beschwerden gegeben, sagt Heil. Die Frauen seien oft unqualifiziert oder hätten keine Deutschkenntnisse. Doch der Bedarf an Hilfen für Pflegebedürftige steigt zusehens und kann durch deutsches Personal kaum gedeckt werden. Heil gilt das neue Projekt daher als gute Alternative, Qualität und Sicherheit seien gewährleistet. Allerdings wird keine medizinische Pflege geleistet, die übernehmen laut Maximiliane Eisenmann (Caritasverband Diözese Augsburg) weiter die Sozialstationen: "Es sind pflegerische Alltagshilfen".

Die Caritas kooperiert mit der Caritas Polen sowie der Kolping Litauen, die Hilfskräfte ausbilden und mit Arbeitsvertrag nach Deutschland vermitteln. Vorteil für beide Seiten: Die osteuropäischen Hilfskräfte erhalten den deutschen Mindestlohn und sind sozialversichert. Im Gegenzug erhalten Pflegebedürftige qualifizierte und vor allem legale Hilfe. "Niemand fühlt sich wohl in der gesetzlichen Grauzone", weiß Eisenmann. Derzeit werden die Hilfskräfte in ihrem Heimatland geschult, ab 1. Juli können sie in der Diözese eingesetzt werden. Projektträger sind die Sozialstationen vor Ort.

Laut Heil beteiligen sich derzeit acht von insgesamt 64 Sozialstationen der Diözese Augsburg am Projekt. Nach seiner Erfahrung mussten Pflegebedürftigen in der Region für illegale Kräfte aus Polen bislang 1400 bis 1800 Euro pro Monat bei freier Kost und Logis bezahlen. Durch die Legalisierung über die Kooperationspartner werden die monatlichen Kosten voraussichtlich auf rund 2400 Euro steigen. Das sei aber immer noch weniger als für eine deutsche Pflegkraft. Ein großer Vorteil ist Heil zufolge, dass Qualitätsstandards eingehalten werden und dass die Hilfskräfte, die im Haus wohnen, nicht mehr versteckt werden müssten. Zudem sei die Zusammenarbeit mit der Sozialstation gewährleistet.

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