Mobile Gastronomie:Mister Café Piccolino

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Ein Cappuccino und etwas Süßes: Günter Zech, Inhaber des mobilen Café Piccolino, bedient einen Kunden. (Foto: Arlet Ulfers)

Seit Jahren steht Günter Zech morgens mit seiner feuerroten Ape vor der katholischen Kirche in Percha. Sein dreirädriges Café wirkt anziehend: Sind es Kaffee und Kuchen, die belegten Semmeln, die netten Gespräche oder gar alles zusammen?

Von Sabine Bader, Starnberg

Es ist 9 Uhr morgens. Auf dem Parkplatz vor der katholischen Kirche in Percha herrscht Betrieb. Das hat freilich einen Grund: Und der heißt Günter Zech und seine feuerrote Ape. In dem dreirädrigen Gefährt betreibt Zech sein mobiles Café Piccolino. Ohne ihn und seinen Kaffee wollen vor allem Stammkunden nicht in den Tag starten. Doch nicht nur sie machen hier Station. Auch Handwerker, Arbeiter und Schüler zählen zu den Gästen. Schon seit 14 Jahren ist Zech hier während der Woche vormittags anzutreffen. Nur donnerstags nicht: Da steht er auf dem Starnberger Wochenmarkt.

Einen schöneren Job als seinen kann sich Zech nicht vorstellen. "Guten Kaffee zu kochen, das hat mich schon immer interessiert, und mit Leuten ins Gespräch zu kommen fällt mir auch nicht schwer", sagt der 60-Jährige. Das stimmt. Er parliert locker mit seinen Gästen. Nur über sich selbst redet er ungern und fragt darum die wissbegierige Besucherin, die sich viele Notizen macht: "Was soll ich denn schon groß von mir erzählen?"

Ein Blick in die Ape. Günter Zech ist meist hinter der Espresso-Maschine anzutreffen. (Foto: Arlet Ulfers)

Und dann gibt es doch etliches. Zum Beispiel, wie er zu seinem Gefährt gekommen ist. Ein ehemaliger Nachbar hatte ihm von einer Ape mit Aufbau erzählt, die er auf einem Wochenmarkt in Münster gesehen habe. Und Zech war sofort fasziniert von dem Gedanken, auch solch ein Gefährt zu besitzen. Das war 2004. Zuvor hatte er einen Limousinen-Service und kutschierte Kunden von A nach B. Doch der Job machte ihm zunehmend weniger Spaß - auch wegen des stark zugenommenen Verkehrs. Darum recherchierte er, wie er an ein dreirädriges Rollermobil für ein fahrbares Café gelangen könnte. In Kassel wurde er schließlich fündig: In Nordhessen gab es einen Betrieb, bei dem man die Ape mit verschiedensten Aufbauten ordern konnte - etwa als dreirädrigen Bierwagen, als Würstl-Stand und eben als Café. Die Sache war geritzt, 2005 legte er los.

Die Espresso-Maschine auf seiner Ape ist Günter Zechs wichtigstes Hilfsmittel. (Foto: Arlet Ulfers)
Den Kuchen backt Günter Zech selbst, die Semmeln belegt er allmorgendlich in Toni's Backstube in Starnberg. (Foto: Arlet Ulfers)

Der italienische Hersteller Piaggio baut die Ape übrigens nicht mehr. Ein Umstand, den Zech sehr bedauert. Darum hat er sich fest vorgenommen, sein Fahrzeug möglichst sorgsam zu behandeln, damit es noch lange hält. Insgesamt hat er seinerzeit rund 30000 Euro in seine neue Geschäftsidee investiert. Die Ape kostete damals 6900 Euro, der Aufbau 23000 Euro und die Espresso-Maschine 5000 Euro. Aber er war sich von Anfang an sicher: "Kaffee geht immer, wenn er gut ist ." Und dass den Kunden sein Kaffee schmeckt, bestätigen sie ihm Tag für Tag.

In den ersten drei Jahren stand Zech mit seiner Café-Ape in der Starnberger Moosstraße, dann zog er mit ihr um nach Percha - in diesem Starnberger Ortsteil wohnt er mit seiner Familie ohnehin. Beruflich liebt er es, selbstständig zu sein. Er habe ein so genanntes Reisegewerbe angemeldet und mit der Kirche eine Platzmiete vereinbart.

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Günter Zechs Arbeitstag beginnt bereits sehr früh um drei Uhr in der Nacht. Um vier Uhr verlässt er die Wohnung und braust mit seinem Gefährt nach Starnberg zu Toni's Backstube in der Weilheimer Straße. In der kleinen Bäckerei deckt er sich täglich mit frischen Semmeln und Brezn ein. Da Zech in seinem Café Piccolino auch Butterbrezn und belegte Semmeln anbietet, macht er sich in der Backstube noch eineinhalb bis zwei Stunden lang ans Belegen. "Das mach ich selbst", erzählt er. "Da weiß ich, was drauf ist." Die Kuchen, die Zech verkauft - Marmor- , Karotten-, Schoko- und englischen Kuchen - backt er selbst.

Um sieben Uhr sind die ersten Kunden da

Gegen 6 Uhr am Morgen sind alle Semmeln belegt. Zech steuert dann in Richtung Perchaer Kirche. Dort angekommen, wird das Café aufgebaut, die Stehtische herausgeklappt und aufgestellt. Um sieben Uhr geht es los - und schon sind die ersten Gäste da und ordern Espressi. 1,70 Euro kostet die Tasse, das ist es vielen wert. Viele Kunden machen auf dem Weg zur Arbeit kurz Station. Kaufen sich einen Kaffee to go und rauschen gleich weiter auf der Autobahn nach München. Andere gönnen sich ein morgendliches Viertelstündchen zum Ratschen oder einfach zum Start in den Tag.

Besucht wird das Café Piccolino bei jedem Wetter, das ganze Jahr über. Wie viele Kunden im Durchschnitt täglich kommen, darüber will Zech nicht sprechen - scheint eine Art Betriebsgeheimnis zu sein. Schon zweimal hätten auch Hochzeitspaare an seinem Café Piccolino Station gemacht, erzählt er. Auch der Kaminkehrer komme regelmäßig auf einen Kaffee vorbei. Wenn das kein Glück bringt . . . Und auch der Pfarrer, Hausherr des Gotteshauses in Percha, nehme sich ab und an kurz Zeit. Und wenn es regnet oder schneit, klappt Zech eben sein Steh-Café auf: Dann stellt er Schirme auf, damit die Gäste ihren Kaffee im Trockenen trinken können. "Man muss wetterfest sein, sonst kann man diesen Job nicht machen," sagt der 60-Jährige und beteuert: Er sei gerne draußen und auch das lange Stehen mache ihm nichts aus. Gegen 11.30 Uhr packt Günter Zech dann zusammen und ab geht's nach Hause, um den nächsten Tag vorzubereiten. Damit es am nächsten Tag pünktlich um 4 Uhr morgens wieder losgehen kann.

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