Starnberg:Ohne Hindernisse

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Starnberg soll barrierefrei werden. Erste Bordsteine sind bereits abgesenkt, doch bis 2023 gibt es noch viel zu tun. Ein Ausstellung in der Starnberger Schlossberghalle zeigt die Möglichkeiten auf

Von Antonia Gaube, Starnberg

Bordsteinkanten können für Rollstuhlfahrer ebenso ein Hindernis darstellen wie Treppenstufen für eine Mutter mit Kinderwagen.

Starnberg soll barrierefrei werden, und das bis 2023. 16 Kommunen, darunter auch Starnberg, durchliefen in den beiden vergangenen Jahren Modellphasen, in denen städtebauliche Maßnahmen zur Umstrukturierung des öffentlichen Raumes zugunsten von Menschen mit Behinderung erforscht und geplant wurden. Die Ergebnisse können nun in der Ausstellung "Modellvorhaben - Die barrierefreie Gemeinde" im Foyer der Schlossberghalle eingesehen werden. Die Ergebnisse sollen Städten und Gemeinden in Bayern Hinweise zur eigenen Umstrukturierung liefern.

Der Schwerpunkt der Umbauten in Starnberg beschränkt sich zunächst auf die Innenstadt. Es gebe einfach so viel zu verbessern, irgendwo müsse man anfangen, erklärt die Ansprechpartnerin des Inklusionsbeirats Stefanie Fritz bei der Eröffnung der Ausstellung. Dieser Bereich solle aber zunehmend ausgeweitet werden. Seit 2015 gibt es den Inklusionsbeirat. Dieser besteht aus Betroffenen und Verwaltenden. So soll der Informationsaustausch zwischen beiden Gruppen und damit eine realitätsnahe und konstruktive Umstrukturierung der Stadt gesichert werden.

Bei der Ausstellungseröffnung (vll.): Eva John, Inklusionsbeirat Andreas Brückel, Stefanie Fritz vom Bauamt, Stadtbaumeister Stephan Weinl. (Foto: Nila Thiel)

Die Barrieren in der Innenstadt wurden zu Beginn der Modellphase analysiert, und es wurde mit dem Abbau begonnen. Eine einheitliche Gestaltungssprache begleitet den Prozess: Dunkle Bodenindikatoren kennzeichnen Fußwege für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft, Bordsteine werden an Fußgängerüberwegen für Rollstuhlfahrer auf null Zentimeter abgesenkt, taktile Leitlinien ermöglichen Blinden das Finden von sicheren Straßenübergängen, und breitere Fußwege bieten mehr Sicherheit für alle Fußgänger.

In Planung seien die Förderung von Ladenbesitzern, die ihre Geschäfte barrierefrei machen wollen, sowie konkret die Ausbesserung des Bodenbelags am Tutzinger Hof-Platz, damit auch Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen diesen problemlos passieren können. Zur Barrierefreiheit gehört auch die Möglichkeit, uneingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen zu können. Um diese auch für Menschen mit auditiver Behinderung zu gewährleisten, wurden an einigen öffentlichen Veranstaltungsorten Induktionsschleifen installiert. An Schaltern im Rathaus, in beiden Sälen der Schlossberghalle, in der Brunnangerhalle und in der Bücherei befinden sich bereits fest installierte Systeme. Ein tragbares Gerät kann im Rathaus ausgeliehen werden.

Die barrierefreie Gemeinde: Der Aktionsplan für Starnberg wird in einer Ausstellung präsentiert. (Foto: Nila Thiel)

Um uneingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen zu können, müssten viel mehr Informationen über Barrieren im Internet, einem sehr wichtigen Medium für Menschen mit Behinderung, kompakt aufgeführt sein, bemängelt das Mitglied des Inklusionsbeirats Andreas Brückel. Dort vertritt er die Interessen Körperbehinderter, selbst sitzt er im Rollstuhl. Brückel fordert, die Stadt müsse ihren Service für Behinderte im Internet verbessern. Bürgermeisterin Eva John habe vergangenes Jahr zwar eine Neugestaltung angekündigt, doch im Moment gebe es in dieser Hinsicht keine Neuerungen.

Die Ausstellung wurde von der Obersten Baubehörde des Bayerischen Staatsministeriums erstellt und kann von unterschiedlichen Gemeinden ausgeliehen werden. In Starnberg ist sie noch bis Freitag, 18. November, zu sehen.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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