Kultur im FünfseenlandRauf und runter auf der Spur der Künstler

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Julius Wurst zeigt in seinen zwei kühlweißen Kellerräumen eine Retrospektive aus vier Jahrzehnten.
Julius Wurst zeigt in seinen zwei kühlweißen Kellerräumen eine Retrospektive aus vier Jahrzehnten. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Ateliertage in Söcking, Starnberg, Pöcking und Feldafing können diesmal auch zu einer topografischen Erfahrung werden. Insgesamt 15 Stationen sieht die vorgeschlagene Route vor.

Von Katja Sebald, Starnberg/Pöcking/Feldafing

Das Wetter ist gerade perfekt für eine Radtour, auf dem Weg kommt man an Eisdielen, Cafés und Gasthäusern vorbei, besonders Mutige können zwischendurch auch in den kühlen See springen: Elf Künstlerateliers in Starnberg, Pöcking und Feldafing sind an diesem und am kommenden Wochenende jeweils samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

Feste Mitglieder der 1997 gegründeten Ausstellungsgemeinschaft „Offene Ateliers“ sind Johannes Hofbauer, Katharina Kreye, Susanne Mansen, Susanne Palme-Waldemer, Ulrike Prusseit, Peter Schaller, Ursula Steglich-Schaupp und Julius Wurst. Wie jedes Jahr zeigen sie nicht nur eigene Arbeiten, sondern haben auch befreundete Künstler eingeladen. Insgesamt sind diesmal 15 verschiedene Positionen aus Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie, Bildhauerei, Objektkunst, Installation und Video zu sehen.

Wer ohne Motor unterwegs ist, muss sich die erste Station der Kunstrunde verdienen, denn das Bildhaueratelier Atelier von Max Wagner liegt oben am Berg im Starnberger Ortsteil Söcking. Zwischen den Porträtbüsten von Oskar Maria Graf und Ludwig Thoma, wundersam runden Frauen und anderen figürlichen Arbeiten, die immer wieder einen Besuch wert sind, ist diesmal das bezaubernde kleine „Haus für einen Gipser“ zu sehen. Zu Wagners berühmtem laufenden Fisch hat sich in diesem Jahr ein Mann gesellt, der einen dicken Fisch innig umarmt. Außerdem zeigt der Künstler Politisches: Fast wie ein Altar wirkt die mattgoldene Tafel, die mit dem Wort „Demokratie“ auf Griechisch beschriftet ist. Und wie eine Gebetsmühle lässt sich das Objekt „Turn for Global Peace“ bedienen. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Besucher damit gutes Karma für die Welt erzeugen.

Wer der von den Künstlern selbst vorgeschlagenen Route folgt, darf anschließend zum Atelier von Nataly Maier an der Weilheimer Straße und dann bis fast zum See hinunter radeln. An der Possenhofener Straße hat die Malerin Annette Girke bereits den Tisch gedeckt: Es gibt rosarote Cocktails und kühlen Wein, auf bunten Tellern und Platten sind Fisch, Hummer, Gemüse und Früchte angerichtet. Satt wird wird man von diesen üppigen Mahlzeiten allerdings nicht, denn sie sind nur gemalt. Der Künstlerin geht es hier nicht nur um das Nebeneinander der Farben von Getränken, Speisen, Geschirr und Tischwäsche, sondern vor allem um Lichtreflexionen und Schattenwürfe. Fernweh weckt das, was auf den Tellern liegt und in den Gläsern schimmert, nicht zuletzt aber auch die Sonne, die diesen Bildern innewohnt.

„Turn for global Peace“, heißt diese Arbeit des Bildhauers Max Wagner, die in Söcking zu sehen ist.
„Turn for global Peace“, heißt diese Arbeit des Bildhauers Max Wagner, die in Söcking zu sehen ist. (Foto: Arlet Ulfers)
Susanne Palme-Waldemer beschäftigt sich mit kleinen alltäglichen Gegenständen.
Susanne Palme-Waldemer beschäftigt sich mit kleinen alltäglichen Gegenständen. (Foto: Arlet Ulfers)
Farbenfroh präsentiert die Malerin Annette Girke Speisen, Getränke und Geschirr.
Farbenfroh präsentiert die Malerin Annette Girke Speisen, Getränke und Geschirr. (Foto: Arlet Ulfers)

Ebenfalls an der Possenhofener Straße befindet sich das Atelier von Ulrike Prusseit, die ihre geheimnisvollen Bilder in diesem Jahr zusammen mit den nicht weniger geheimnisvollen „Techno Ceramics“ ihres Gastes Janina Totzauer ausstellt. Katharina Kreye zeigt ihre „Alltagsszenen mit und ohne Hund“ im Atelier der Malerin Ursula Steglich-Schaupp in Niederpöcking.

Zu Julius Wurst in Pöcking geht es nun wieder bergauf: Der Künstler, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird, zeigt in seinen zwei kühlweißen Kellerräumen zwar keine neuen Arbeiten, dafür aber eine Retrospektive aus vier Jahrzehnten künstlerischem Schaffen, das mit klassischer Bildhauerei begonnen hat und nun schon seit Langem von der Auseinandersetzung mit sozialen Fragen und der Umweltzerstörung geprägt ist. Hinter dem Possenhofener Bahnhof bespielt Susanne Mansen unter dem Titel „Interieur“ auch in diesem Jahr ein ehemaliges Industriegebäude. Sie zeigt dort Malerei und Zeichnung nicht nur auf Leinwand und Papier, sondern auch und vor allem auf ihren wundersam-merkwürdigen Keramikgefäßen.

Susanne Palme-Waldemer beschäftigt sich in ihrem Feldafinger Atelier mit kleinen alltäglichen Gegenständen, die man verlieren, aber auch wieder finden kann. Angeordnet auf einem kleinen Tischchen wirken sie wie der der Bodensatz einer Handtasche: ein kleines rotes Portemonnaie, ein Kamm, ein runder Taschenspiegel, ein Bleistift, ein Schlüssel, ein Heftpflaster, ein Tablettenblister und zuletzt ein Zigarattenstummel. Fotografiert, collagiert und mit Zeichnungen ergänzt werden diese banalen Dinge an den Atelierwänden neu arrangiert, mal alleine, mal in einer Traumsequenz zu einer Geschichte inszeniert und zuletzt an einem neuen möglichen Fundort ausgesetzt.

Auch die letzten drei Station befinden sich in Feldafing: An der Bahnhofstraße stellen der Bildhauer Johannes Hofbauer und der Zeichner Michael Runsche zusammen aus, an der Alpsitzstraße treffen die farbstarken Bilder von Bettina Tratzmüller auf die Schwarz-Weiß-Arbeiten von Peter Schaller, und im ehemaligen Atelier von Gunther Radloff an der Rat-Jung-Straße sind die Multimedia-Assemblagen von Sonja Landberg zu sehen.

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