Starnberg:Neun Bewerber, viele Antworten

Starnberg: SBH Vorstellung der Bundestagskandidaten

Bewerber: Harald von Herget (FW), Heinz Thannheiser (BP), Kerstin Täubner-Benicke (Grüne), Martin Hebner (AfD), Britta Hundesrügge, Christian Winklmeier (SPD), Claudia Ruthner (Parteifrei) und Michael Kießling (CSU).

(Foto: Nila Thiel)

Die Agenda-Gruppe hat die Bundestagskandidaten eingeladen - und fast alle kamen in die Schlossberghalle

Von Patrizia Steipe, Starnberg

Es war das erste Mal, dass sich die Kandidaten für den nächsten Bundestag gemeinsam den Fragen eines Publikums gestellt hatten. Neun Bewerber (ÖDP, Linke und Piraten fehlten) hatte die STAgenda auf das Podium im Kleinen Saal der Schlossberghalle gebracht. Ein wenig erinnerte die Veranstaltung an eine Quizshow. "Wir wollen die Kandidaten kennenlernen und sehen, wie sie auf Fragen reagieren", sagte Moderatorin Erika Schalper. Reihum zogen die Kandidaten Zettel mit Publikumsfragen aus einem "Lostopf". Drei Minuten gab es für eine Antwort. Wer länger sprach, dem wurde das Wort durch Kuhglockengeläute entzogen. Zwar blieben die rund 150 Zuschauer damit vor ermüdenden Sermonen verschont, allerdings blieb vieles dadurch an der Oberfläche. Denn nach drei Minuten kam der nächste dran. Als Pragmatiker konnte Michael Kießling punkten. Es gilt als sicher, dass der CSU-Bürgermeister aus Denklingen im Herbst in den Bundestag gewählt werden wird. Bei der Frage nach dem Starnberger Tunnel erklärte er, "wenn eine demokratische Entscheidung getroffen wurde, dann ist ein Bürgermeister der Demokratie verpflichtet und soll das umsetzen". Der Tunnel alleine werde aber nicht ausreichen, um den Verkehr zu stoppen.

Senior in der Runde war der 79-jährige Heinz Thannheiser. Er tritt für die Bayernpartei an. "Demokratie lebt vom Mitmachen", betonte er. Beim "bedingungslosen Grundeinkommen" ist er der Meinung, "die einen werden sich auf die faule Haut legen und die anderen werden sich ärgern". Als Jüngster stellte sich der 25-jährige SPD-Kandidat Christian Winklmeier aus Gilching vor. Bei der Frage, ob er die direkte oder repräsentative Demokratie bevorzuge, verwies der Student der Volkswirtschaft auf seine Erfahrungen mit Bürgerentscheiden: "Da wird nicht immer mit ganz richtigen Wahrheiten gearbeitet", erklärte er. Eine Amtszeitverkürzung für Bundeskanzler fände er gut, würde sie sogar auf alle Abgeordnete ausweiten, "sonst sind viele Neuerungen nicht möglich". Die Freien Wähler haben den Starnberger Harald von Herget aufgestellt. Er stellte sich als "keinesfalls ideologisch, sondern sachorientiert" vor. Die "Ehe für alle" lehnt er als katholischer Christ ab. Für eine rechtliche Gleichstellung sollten sich homosexuelle Paare "bitteschön einen anderen Namen suchen", so der Anwalt für Markenrecht. Hier widersprach Kerstin Täubner-Benicke, Starnberger Kandidatin der Grünen. Die Ehe für alle sei ein zentraler Punkt der Grünen. "Es ist an der Zeit, dass wir das endlich schaffen." Sorgen bereitet ihr der Flächenfraß. "Irgendwann haben wir nur mehr Gewerbegebiete mit Autobahnanschluss." Die FDP-Kandidatin Britta Hundesrügge aus Gauting brach an diesem Abend den Schnellsprechrekord, um ihre Punkte in drei Minuten unterzubringen. Sie sprach sich für offene Grenzen und liberale Werte aus, forderte ein Digitalisierungsministerium und begrüßte einen Bürgerentscheid zum Tunnel.

Mit Martin Hebner hat die AfD einen hervorragenden Rhetoriker geschickt. Die Frage "Wie stehen Sie zu Rückführungen nach Afghanistan?" war eine Steilvorlage für ihn. Er konterte mit dem Szenario von zwei-bis dreitausend Taliban, die Asyl in Deutschland hätten. Außerdem kritisierte der 57-jährige Diplom-Informatiker das Handelsabkommen "TTIP" und "Erdogans Unrechtsregime". Dafür gab es Applaus. Dann gab es noch Claudia Ruthner. Die 52-Jährige sammelt derzeit Unterstützerstimmen für eine Kandidatur. Nachdem sie eine EU-Petition gegen Lebensmittelverschwendung auf den Weg gebracht hatte, habe sie gemerkt, wie viel Spaß Politik machen kann. Die Tutzingerin möchte parteilos antreten. "Sachfragen statt Fraktionszwang" lautet ihr Motto. Was auffiel: Ausgesucht höflich gingen die Kandidaten miteinander um.

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