Starnberg:Neue Erfahrungen

Starnberg: 2000 Kilometer in drei Wochen will Marc Klespe mit dem Rennrad fahren.

2000 Kilometer in drei Wochen will Marc Klespe mit dem Rennrad fahren.

(Foto: oh)

Marc Klespe mag sein Cabrio. Wegen der Aktion Stadtradeln hat er es stehen gelassen und tritt seitdem kräftig in die Pedale. Dadurch hat er den Landkreis besser kennengelernt

Von Christiane Bracht, Starnberg

Drei Wochen lang das Auto einfach auf dem Parkplatz stehen zu lassen, ist nicht leicht. Das hat Marc Klespe inzwischen schon gemerkt. Vor zwei Wochen hat er seinen Autoschlüssel abgegeben und ist Stadtradel-Star geworden. Am schwersten fällt ihm der Verzicht bei kühlem, regnerischem Wetter. "Da wäre es schon schön, wenn man einfach einsteigen könnte", gibt der 26-Jährige zu. Zur Arbeit fährt er jetzt jeden Tag mit seinem Rennrad mehr als 25 Kilometer hin und abends wieder zurück. Anfangs sei es schon anstrengend gewesen, gibt er zu. "Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt."

Als er in seiner Firma von der Aktion hörte, bei der auch viele Kollegen mitmachen, war er begeistert. "Am besten gefällt mir diese App, mit der man auf problematische Stellen für Radler aufmerksam machen kann", sagt er. Sie ist der Hauptgrund, weshalb er sogar als Vorbild beim Stadtradeln mitmachen will. Um zu seiner Firma in Delling zu kommen, muss Klespe jeden Tag die Straße von Neuried nach Gauting passieren. Dort gibt es keinen Radweg und es kommt häufig zu gefährlichen Situationen. "Ich habe mich schon oft darüber geärgert, dass mir plötzlich zwei Autos mit hoher Geschwindigkeit entgegenkommen, weil einer überholt", sagt er. Solche Bereiche wollte er melden, aber auch plötzlich endende Radwege, schlechte Beläge und ähnliches. 1300 Kilometer hat Klespe inzwischen zurückgelegt und den Landkreis besser kennengelernt. Jeden Tag macht der 26-Jährige eine Tour, die er vor Beginn der Aktion ausgetüftelt hatte. Denn Klespe will nicht nur etwas für die Verbesserung der Radwege tun, er ist auch sportlich sehr ambitioniert. Als er mitbekam, dass ein Kollege in seiner Firma im Vorjahr mehr als 2000 Kilometer geschafft hatte, spornte es ihn noch mehr an. Jetzt plagen ihn allerdings die ersten Zweifel, ob er sein Ziel erreichen wird.

Was die Radwege im Fünfseenland angeht, ist Klespe aber positiv überrascht. Zwar hat er auf seinen Touren schon einige Schwachstellen entdeckt, die er mit Hilfe der App noch weitergeben will, er wurde auch öfter von massigen SUVs zur Seite gedrückt oder wenigstens angehupt, aber sein Fazit fällt völlig anders aus, als anfangs erwartet: "Es gibt mehr Radwege als ich dachte - auch wenn manch einer unpraktisch ist", sagt Klespe. Und ihr Zustand sei ebenfalls besser als vermutet.

Bis zum Samstag, 11. Juli, können noch Kilometer für den Landkreis beziehungsweise die Gemeinden gesammelt werden. Rund 3000 Erwachsene, Kinder und Jugendliche haben sich schon auf ihren Sattel geschwungen, um bei der Aktion mitzumachen. Insgesamt sind sie etwa 300 000 Kilometer gefahren. Die Organisatoren sind zuversichtlich, dass das diesjährige Ergebnis besser ausfällt als im vergangenen Jahr. Momentan steht der Landkreis bayernweit auf Platz drei hinter Regensburg und dem Landkreis München. Bundesweit ist die Konkurrenz härter geworden, aber die Starnberger rangieren momentan auf Platz acht. Am meisten freut die Organisatoren im Landkreis, dass jedes Jahr mehr Firmen mitmachen. Wer noch einsteigen will, kann sich noch immer unter www.stadtradeln.de anmelden.

"Irgendwie ist es entspannend, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren", sagt Klespe. Auch wenn er sich wünscht, wenigstens manchmal das Auto benutzen zu können. Er freut sich schon darauf, wenn er wieder in sein Cabrio steigen kann. Aber er sagt auch, er würde jederzeit wieder mitmachen - sogar als Stadtradel-Star.

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