Also Leute, jetzt mal offen und ehrlich: Kennt ihr das auch? Ein Ohrwurm. Haste das Ding erst mal drin, kriegste es nicht mehr raus aus dem Kopf. Mir geht’s jedenfalls so, seit Tagen schon. Danke. Genau so heißt ein Song, der in den Sechzigerjahren wochenlang die deutsche Hitparade anführte: „Danke für diesen guten Morgen. Danke für jeden neuen Tag. Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag.“
Ausgedacht hat sich das Martin Gotthard Schneider: 1961 gewann „Danke“ den Wettbewerb für neue geistliche Lieder der Evangelischen Akademie in Tutzing. Das damalige Preisgeld betrug 1000 D-Mark. Und dann zog das Lied hinaus in die Welt und wurde in 25 Sprachen übersetzt. Danke! Und jetzt kommt’s: Die Originalnoten des Songs sind jetzt im Besitz der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. In sechs Strophen deutet das Lied dem Singenden einen Weg zu tiefer Dankbarkeit: Von kleinen Dingen des Alltags bis hin zur Macht Gottes.
Andererseits ist meist eher Undank der Welten Lohn. Das hat etwa Ephraim Kishon, der unvergessene jüdische Satiriker, dereinst geschrieben: „Der Kapitalismus ist ungleichmäßig verteilter Reichtum, der Sozialismus gleichmäßig verteilte Armut, aber der Kommunismus verteilt sogar das Elend ungleichmäßig.“ Da hat er wohl recht gehabt.
Womöglich wäre ihm beim Stichwort „Elend“ auch was zu Starnberg eingefallen. Die Starnberger kommen nicht aus den Schlagzeilen. Das Landesamt für Statistik stellt fest, dass Starnberg bundesweit die höchste Dichte an Einkommensmillionären hat. Hier leben viermal so viele Topverdiener wie im Landesdurchschnitt. Dazu gibt es in keinem deutschen Zulassungsbezirk so viele Cabrios pro Einwohner wie in Starnberg. Auf 1000 Einwohner kommen 56 Autos „mit offenem Aufbau“. Und auch bei E-Mobilen und SUVs sind wir ganz vorn mit dabei. Danke für diese Erkenntnis.
Doch das ist längst nicht alles: Die Starnberger werden am seltensten krank, haben die saubersten Seen, die teuersten Immobilien, den lustigsten Landrat und die schönsten Frauen sowieso. Dazu kommen die tollsten Projekte, aus denen nichts wird, die schlechtesten Radwege und die streitbarsten Bürger, die alles Mögliche verhindern. Danke auch dafür.
Womöglich sollten wir alle etwas dankbarer sein im Alltag und es auch zeigen. Und da komme ich wieder zurück auf meinen Freund Schneider: Der segnete zwar schon vor langer Zeit das Zeitliche, sein Danke-Lied aber ist unsterblich. Das Beste daran: Es bietet unzählige textliche Variationsmöglichkeiten. Kinder könnten singen: Danke für Omas Reibekuchen. Danke, dass sie nicht angebrannt. Oder Arbeitnehmer: Danke für diese Überstunden. Danke, denn die sind unbezahlt. Millionäre könnten summen: Danke für die viele Kohle. Danke, dass ich ein Cabrio hab’. Als schreibender Wassergeist im SZ-Auftrag aber singe ich: Danke für diese gute Zeitung. Danke, dass sie auch zugestellt.