Süddeutsche Zeitung

Starnberg See:Nächtliche Riesenrunde

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Einmal um den Starnberger See geht es beim "Bavaria Königsmarsch". Eigentlich soll es kein Wettrennen werden, wird es aber doch

Von Hannah rocholl, Starnberg

"Meinst du wir kommen irgendwann an den Punkt, an dem wir nicht mehr reden vor Erschöpfung?" - war die Frage einer 24-Jährigen, die mit ihrer Begleitung voller Elan am vergangenen Freitag an der Seepromenade in Starnberg den "Bavaria Königsmarsch" antrat. Einmal um den Starnberger See: 50 Kilometer, mit einer angesetzten Zeit von 14 Stunden. Das war ein ganz schön großes Ziel, das der Veranstalter den Akteuren gesteckt hatte. Insgesamt nahmen dieses Jahr 175 Wanderer teil. Teilweise aus ganz Deutschland und sogar Österreich angereist. Nachdem jeder das Starterpaket, mit Stirnlampe, zwei Müsliriegeln und Regencape, vom Bayernwerk erhalten hatte, wurde noch schnell ein Gruppenfoto geschossen und schon ging es pünktlich um 22 Uhr los. Es sei "kein Wettrennen", hieß es in der Ankündigung. Trotzdem schien es nach und nach dazu auszuarten. Das Tempo war bis zur ersten Raststelle straff und oft wurde man von rechts oder links von einem ambitionierten Läufer überholt. Darüber war auch der Veranstalter Michael Raab enttäuscht und kündigte an, dass es im nächsten Jahr mehr Führung und sogenannte "Tempomacher" geben werde. Der Marsch zu Ehren des 130. Todestages von König Ludwig II. führte auch an historischen Stätten vorbei. Dazu sollten Geschichten erzählt werden, so stand es in der Pressemitteilung. In der Realität sah es so aus, dass man zwar daran vorbeihetzte, aber keine Zeit blieb, stehen zu bleiben, damit man den Anschluss nicht verpasste. Die Strecke war nämlich nicht ausgeschildert. Die erste Rast im Marina Seerestaurant verlief nach Plan, bis darauf, dass auf einmal die Meisten ohne Ankündigung losliefen. Jetzt waren die Nachzügler auf sich gestellt und zu allem Überfluss brach das Netz der Telekom zusammen. Die Stimmung ließen sie sich aber nicht vermiesen und wanderten - wenn auch in moderaterer Geschwindigkeit - weiter bis sie um halbfünf Uhr morgens die zweite Anlaufstelle erreichten - den Buchscharner Seewirt. Dort war eine längere Pause mit Frühstück geplant. Leider hatte der Wirt, laut Angaben Raabs, die Ankunftszeit verwechselt, weshalb lange auf das Essen gewartet werden musste. Bis Ammerland wurde es immer schweigsamer unter den Teilnehmern, das Gehen immer beschwerlicher und alle immer müder. Ab Leoni beschränkten sich die Unterhaltungen meist nur noch auf ungläubiges Schnauben, wenn man wieder einmal überholt wurde von einem Teilnehmer, der so frisch und fit aussah, als wären er eben erst gestartet. Man kämpfte sich so durch und erreichte gegen 10 Uhr erschöpft aber stolz Starnberg. Das Weißwurstfrühstück hatten manche aus mangelnder Kraft ohnehin ausfallen lassen. Nach Angaben des Veranstalters waren dennoch 130 der Teilnehmer in der Seestub'n eingekehrt. Insgesamt war es eine spannende Aktion, die in manchen Punkten zwar verbesserungswürdig ist, aber auf jeden Fall eine Erfahrung, an die man sich gerne erinnert und nicht missen möchte.

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Quelle:
SZ vom 14.06.2016
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