Süddeutsche Zeitung

Öffentlicher Nahverkehr:Das sind die Pläne für die Buslinien im Landkreis Starnberg

Mit 96 000 Passagieren pro Woche rangiert Starnberg an dritter Stelle der MVV-Landkreise rund um München. Mit einem besseren Angebot sollen es noch mehr werden.

Von Michael Berzl

Mehr als 96 000 Menschen sind pro Woche mit MVV-Bussen im Fünfseenland unterwegs. Pro Jahr legen diese Busse im Regionalnetz insgesamt gut fünf Millionen Kilometer zurück. Das Angebot wurde in den vergangenen Jahren stark ausgebaut; die Fahrleistung zum Beispiel hat sich innerhalb von drei Jahren etwa verdreifacht. Diese Entwicklungen schilderte die Verkehrsmanagerin des Landkreises, Susanne Münster, dem Mobilitätsausschuss, der neu installiert wurde und sich am Dienstag zum ersten Mal getroffen hat. Die Kreisräte im Ausschuss haben auf Basis der Zahlen bis 2018 einen Überblick bekommen, was schon geleistet wurde und was noch bevorsteht. Ein paar Beispiele:

Ringbuslinie

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember nächsten Jahres soll eine Ringlinie rund um München mit sieben aufeinander abgestimmten Expressbussen starten, die Montag bis Samstag im 20-Minuten-Takt von Kreisstadt zu Kreisstadt fahren. Beteiligt sind daran auch der X 970 von Kochel über Wolfratshausen und Berg nach Starnberg und der X 900 von Starnberg über Gilching nach Fürstenfeldbruck. Der Freistaat fördere das neue Angebot mit 80 Prozent, sagte Münster. Im Oktober solle der Starnberger Mobilitätsausschuss weitere Beschlüsse dazu fassen.

Fahrgastzählung per Video

Um ausrechnen zu können, wie die Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrkarten aufzuteilen sind, lässt der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) etwa alle drei Jahre die Passagiere zählen. Das geschieht künftig automatisch und permanent. Eine Videokamera bei den Türen registriert, wenn jemand ein- oder aussteigt. Noch im Herbst soll die neue Expressbuslinie X 920, die seit März von Fürstenfeldbruck über Gilching und Krailling nach Großhadern fährt, mit dieser Technik ausgestattet werden, kündigte Münster an. Mit ersten verlässlichen Zahlen sei dann im kommenden Frühjahr zu rechnen.

Größeres Verbandsgebiet

In einer Studie untersucht der MVV gerade, das Verbundsystem zu erweitern. Ein "Integrationspfad" sieht demnach vor, nicht nur den gesamten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sondern auch Weilheim und Landsberg im Jahr 2023 in das Tarifsystem aufzunehmen. Praktisch wäre das zum Beispiel für Dießener oder Seeshaupter, die dann auch MVV-Fahrkarten benutzen könnten. Auch eine Anbindung an die Ammerseebahn würde dann erleichtert, erklärte Münster im Ausschuss. Sie sieht darin "ein ganz wichtiges Projekt", nicht zuletzt deshalb, weil viele Arbeitnehmer auch aus Augsburg oder dem Allgäu in die Gewerbegebiete bei Oberpfaffenhofen oder Krailling kämen. Auch als Tourismusregion könne das Fünfseenland davon profitieren. Bislang sei es nicht möglich, mit einer Fahrkarte rund um den Starnberger See oder den Ammersee zu fahren. Das könnte sich dann ändern.

Ausbau in Tutzing

Das Verkehrsmanagement im Starnberger Landratsamt arbeitet gerade zusammen mit den Gemeinden Feldafing und Tutzing an der Erweiterung der Probelinie 978, die im vergangenen September in Betrieb gegangen ist und sich "großer Beliebtheit erfreut". Geplant ist dabei eine Erschließung des Tutzinger Ortsteils Kellerwiese und Kallerbach, der Ortsteile Kampberg und Unterzeismering sowie des Feldafinger Gemeindebereichs rund um die Koempelstraße. Auch dazu sollen in der Oktobersitzung weitere Beschlüsse gefasst werden.

Ein Vergleich

Nach München und Fürstenfeldbruck steht Starnberg bei den Fahrgastzahlen an dritter Stelle unter den acht Verbundlandkreisen. Der Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck habe ein doppelt so großes Angebot und fast doppelt so viele Fahrgäste, berichtete Verkehrsmanagerin Münster auf Nachfrage im Mobilitätsausschuss.

Geisterbusse

Diese Leerfahrten, über die hin und wieder gespöttelt wird, sind laut Münster in der Realität sehr selten. Sie sprach von einem Anteil von 0,02 Prozent, "keine drei Hand voll". Manchmal würden Betriebsfahrten, bei denen ein Bus zu einem neuen Ausgangspunkt gebracht wird, mit einer Leerfahrt verwechselt, manchmal werde ein Bus ausgerechnet auf einem Abschnitt bemerkt, auf dem tatsächlich nur der Fahrer drin sitzt, davor und danach, wenn viele Plätze besetzt seien, aber nicht. Generell veranschlagte sie eine Auslastung von gut 30 Prozent.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2020
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