Starnberg:Mutter nach Kritik Krippenplatz gekündigt

Die Gemeinde Feldafing löst nach Unstimmigkeiten den Vertrag mit dem Betreiberverein "Fortschritt" auf.

Armin Greune

Die Gemeinde hat den Vertrag mit dem Verein "Fortschritt" über die Trägerschaft der Feldafinger Kinderkrippe zum 31. August gekündigt. Der Grund für diese dringliche Anordnung von Bürgermeister Bernhard Sontheim: "Fortschritt" hatte zwischenzeitlich der Elternsprecherin Julia Selmer den Betreuungsplatz für ihren Sohn gekündigt, nachdem sie in einem Schreiben an die Gemeinde die Personalsituation in der Krippe kritisch dargestellt hatte.

Seit September seien die Kinder von sieben Personen im Wechsel betreut worden, sagt Selmer. Sie habe deshalb mehrmals bei der Krippenleitung auf eine Vollzeitkraft gedrängt, doch es folgten nur neue Übergangslösungen. Selmer wandte sich daher an Bürgermeister und Gemeinderat: Der laut Sontheim "sehr kritische Brief" sei "eher als Hilferuf" zu verstehen gewesen, wurde aber von einem Gemeinderat an die Krippe weitergeleitet. Am 21. Februar fand daraufhin ein Elternabend mit Vertretern von Gemeinde und "Fortschritt" statt, der aus Sontheims Sicht versöhnlich endete: Die Eltern waren bereit, weiter Geduld zu üben, während der Träger sich verstärkt um eine Vollzeitkraft bemühen wollte.

Doch zwei Tage später erhielt Selmer ein anwaltliches Schreiben von "Fortschritt", in dem ihr ein Hausverbot und die fristlose Kündigung des Betreuungsplatzes mitgeteilt wurden: Zehn Tage wurden der Mutter zugestanden, um eine neue Krippe für den Zweijährigen zu finden. Nach Intervention von Sontheim erklärte sich der Träger bereit, die Kündigung zurückzunehmen - freilich nur, falls auch Selmer ihr kritisches Schreiben widerrufe. Doch den Maulkorb will sie sich nicht verpassen lassen: Schließlich hatte sie im Auftrag der Eltern gehandelt - was alle Väter und Mütter am Elternabend bestätigten, so Sontheim.

Er betont, dass er über den gleichfalls von "Fortschritt" betriebenen Kindergarten und Hort keine Klagen, sondern nur Lob höre. Doch die Krippen-Trägerschaft habe er gerade noch fristgerecht am 28. Februar kündigen müssen. Am 1. März rief "Fortschritt"-Chef Peter von Quadt bei Selmer an, zog die Kündigung für ihren Sohn ohne Wenn und Aber zurück und bat sie, weiter als Elternsprecherin zu fungieren. Vor der Gemeinderatssitzung am Dienstag sprach der Geschäftsführer noch bei Sontheim vor und bat darum, die Trägerschaft für die Krippe weiterführen zu können. Gegenüber der SZ spricht von Quadt von "einem Riesenfehler": Die Kündigung für Selmer sei ohne seine Kenntnis erfolgt. Die Personalnot sei "eine Verkettung unglücklicher Umstände": Binnen eines Jahres seien fünf Krippenmitarbeiterinnen wegen Schwangerschaften ausgefallen. Trotz des Mangels auf dem Arbeitsmarkt habe man nun zwei Bewerberinnen für eine Vollzeitstelle gefunden, die schon im April in Feldafing hospitieren wollen.

Auf Anregung des Rathaus-Geschäftsleiters Sebastian Ostenrieder entschied der Gemeinderat am Dienstag, den Beschluss über Fortführung oder Neuausschreibung der Trägerschaft für eine Woche auszusetzen - und vom Votum der Eltern der Krippenkinder abhängig zu machen. Von Quadt begrüßt diese Idee: "Das hätten wir längst machen sollen."

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