Süddeutsche Zeitung

Kultur im Landkreis Starnberg:"Musik ist die Sprache der Güte"

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Vor 23 Jahren gründete Rudens Turku die Starnberger Musiktage. Damals nahmen sechs Nachwuchsmusiker teil, heuer haben sich 120 angemeldet. Wie der Violinist aus Albanien aus einer kleinen Talentschmiede eine große Bühne machte.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Den Musikernachwuchs mit anerkannten Dozenten zusammenbringen, ihre Talente fördern und gleichzeitig hochkarätige Konzerte anbieten: Das ist die Idee der Starnberger Musiktage, die in diesem Jahr zum 23. Mal stattfinden. Sie wurden von dem Musiker Rudens Turku ins Leben gerufen. Damals war er selbst noch Student. Es kamen gerade mal sechs Teilnehmer und 25 Konzertbesucher. Heute ist Turku ein renommierter Violinist und die Musiktage haben so viel Zulauf wie noch nie. Mehr als 120 Studierende zwischen zwölf und 22 Jahren haben sich angemeldet. "Das ist eine Rekordzahl", sagt er. Auch die Konzerte seien regelmäßig ausverkauft. Die Musiktage beginnen mit einem Eröffnungskonzert des Kammerorchesters in der Schlossberghalle am 31. März und enden am 3. April mit einem großen Abschlusskonzert der Studierenden. Der Eintritt dafür ist frei.

Turku kam als 14-Jähriger aus Albanien nach Deutschland. Er besuchte die Montessorischule in Starnberg und studierte an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Ana Chumachenco, die auch auf den Musiktagen unterrichtet. Seit zehn Jahren ist Turku Professor am Vorarlberger Landeskonservatorium in Österreich. Mit den Musiktagen will er etwas von den Möglichkeiten, die ihm selbst als Jugendlichem in Starnberg geboten worden sind, wieder zurückgeben.

Er wolle jungen Musikern aus der ganzen Welt eine Chance geben, sie an die Hand nehmen, Vertrauen bilden und ihnen eine Bühne bieten, sagt er. "Die Kultur verbindet Menschen, was die Politik derzeit nicht schafft", erklärt er mit Blick darauf, dass unter den Teilnehmern zahlreiche ukrainische Geflüchtete sind. "Wir bringen Menschen zusammen. Sie bleiben im Gespräch über die Musik", betont er. Auch das Professorenteam ist seit Jahren freundschaftlich miteinander verbunden und kommt jedes Jahr wieder. Es sei eine musikalische Familie unter den Dozenten entstanden, erklärt Turku. "Musik ist die Sprache der Güte, sie ist völkerverbindend."

Im Laufe der Jahre konnte Turku immer mehr Sponsoren und Partner finden, die ihn finanziell unterstützen oder Stipendien ausloben. Denn der Violinist will auch Menschen eine Chance bieten, die sich den Kurs nicht leisten können. Dieses Jahr wurden 16 Stipendien vergeben. Auch Gastfamilien haben sich gemeldet, die die Nachwuchsmusiker bei sich während des Kurses aufnehmen. Andere Teilnehmer kommen mit ihren Eltern und übernachten in Hotels. Das ist seiner Meinung nach ein großer Wirtschaftsfaktor für die Kreisstadt, die die Musiktage dieses Jahr mit 8000 Euro bezuschusst. Das ist zwar nicht so viel wie beantragt (15 000 Euro), doch Turku ist dennoch zufrieden. "Wir sind dankbar, dass jeder uns mit seinen Möglichkeiten unterstützt."

Unterrichtet werden die Studierenden in den Räumen der Musikschule, des Gymnasiums und in der Schlossberghalle. Sie bekommen Einzel- und Gruppenunterricht. In Workshops und Meisterkursen feilen sie an Technik und Haltung oder lernen alles über die richtige Atmung.

Zudem werden Talkrunden mit den Dozenten angeboten. "Es ist ein intensiver Austausch auf höchster Ebene", betont der Geiger. Dazwischen gibt es öffentliche Konzerte in der Starnberger Schlossberghalle, aber auch im Hotel La Villa in Niederpöcking. Mit einem 12-jährigen Pianisten aus der Ukraine tritt dort der jüngste Künstler auf. Darüber hinaus ist eine frühere Teilnehmerin zu hören, die damals sechs Jahre alt war und heute eine anerkannte Sopranistin ist.

Programm und Kartenreservierungen im Internet unter www.starnbergermusiktage.de

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