Drei Mal sind die Müllgebühren im Landkreis Starnberg in der Vergangenheit gesenkt worden: 2005, 2008 und 2016. Vom 1. Januar 2020 an müssen die 38 000 Kunden des Kommunalunternehmens Abfallwirtschaft Starnberg (Awista) nun tiefer in die Tasche greifen. Die Ausgaben für die Müllentsorgung steigen im Durchschnitt um sechs Prozent. Das hat der Verwaltungsrat am Mittwoch einstimmig beschlossen.
Die Gebührenerhöhung hätte eigentlich noch bis 2021 warten können, wäre dann aber wesentlich höher ausgefallen, sagte Awista-Vorstand Peter Wiemann. Umsetzen müssen hätten das dann die neuen Verwaltungsräte - im März 2020 sind Kommunalwahlen -, und das wollte man aus Fairnessgründen nicht. "Das nehmen wir noch auf uns", sagte Wiedemann.
Seit 2016 schreibt der Awista rote Zahlen, konnte sie aber dank des gut gefüllten "Sparstrumpfs" ausgleichen. Das geht nun nicht mehr. Die Rücklagen sind auf eine Million Euro geschrumpft, die Gehälter sind gestiegen. Eklatant teurer geworden sind die Kosten für die Biomüllentsorgung (plus 51 Prozent), Künstliche Mineralfasern (plus 36 Prozent) und Asbest (plus 46 Prozent). Gleichzeitig werden die Erlöse aus der Verwertung von Papier und Alttextilien weiter sinken, erläuterte Wiedemann.
Die 60-Liter-Restmülltonne kostet von 2020 an 148,20 Euro (bisher: 139,80 Euro). Das sind im Jahr pro Haushalt 8,40 Euro mehr. Für den 120-Liter-Behälter sind künftig 296,40 Euro fällig (279,60 Euro). Eine Änderung gibt es auch beim Bioabfall. Die Leerung der 60-Liter-Tonne ist weiter kostenfrei. Für alles darüber muss künftig mehr bezahlt werden. Wer mehr Bioabfall loswerden will - ob in einer zweiten Braunen Tonne oder einer größeren - muss auch mehr zahlen. So kostet der zweite 60-Liter-Behälter dann 46,60 Euro pro Jahr (bisher 41,40 Euro), für 80 Liter sind 65,60 Euro fällig, 7,40 Euro mehr.
Landkreis Starnberg:Zu viel Plastik in den Biotonnen
Der Awista muss die Verunreinigungen von der Kompostieranlage zurücknehmen. Chef Peter Wiedemann droht Haushalten mit gelben und roten Karten.
Das Thema Biomüll beschäftigt den Awista. Viel zu oft werde die Braune Tonne mit ganzen Ästen oder Sträuchern befüllt, sagte Wiedemann. Das sei Gartenabfall, der nicht kompostierbar sei und in die entsprechenden Container auf den Wertstoffhöfen oder in die Grüngutannahme in Hadorf gehöre. Die neue Gebührensatzung gilt zunächst für zwei Jahre. Die Einnahmen des Awista erhöhen sich damit um etwa 650 000 Euro pro Jahr.
Diskutiert wurde darüber nicht. Dafür um so mehr über die neue Gebührensatzung für Veranstaltungen. Jeder Verein, jede Gemeinde und jeder andere Veranstalter, der Weihnachtsmärkte, Flohmärkte oder Seefeste organisiert oder Foodtrucks aufstellt, muss künftig für die Müllentsorgung eine feste Eventgebühr zahlen. Oft werde bei solchen Veranstaltungen das Trenngebot missachtet, und alles, ob Plastikteller, Speisereste und Papierservietten lande in einem Sack, sagte Wiedemann. "Dann handelt es sich um eine reine Restmüllentsorgung." Für das Abholen und die Müllentsorgung einer 120-Liter-Tonne berechnet der Awista künftig 62 Euro. Für größere Behälter wie eine 660-Liter-Tonne sind 91 Euro fällig.
"Bezahlbar", meinten der Verwaltungsratsvorsitzende, Landrat Karl Roth, und die Verwaltungsräte. Nur der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim war dagegen. Damit würden die ehrenamtlich tätigen Vereine unnötig belastet und demotiviert, meinte er. Er schlug vor, die Eventgebühren zu "sozialisieren" und auf die normalen Müllgebühren umzulegen. Dem pflichtete Ferdinand Pfaffinger zu. "Die Vereine machen die Feste schließlich für unsere Bürger."
Die Vereine so und kommerzielle Veranstalter anders zu behandeln, sei nicht möglich, entgegnete Wiedemann. Wenn jeder Besucher sein eigenes Geschirr mitbringe, falle auch gar nicht so viel Abfall an, meinte er.