Starnberg:Mit Gauklern und Grillfleisch

Das Schlossparkfest in Gauting und das Schlossfest in Starnberg sind gut besucht und zeigen damit, wie wichtig sie für das Leben in einer Kommune sind.

Blanche Mamer

Starnberg /GautingEs ist noch ein wenig kühl unter den hohen Bäumen im Gautinger Schlosspark, als die ersten Spaziergänger sich ein Plätzchen zwischen Bühne und Caféwagen suchen. Für einen späten Frühschoppen nach dem Samstagseinkauf. Das Schlossparkfest lässt sich gut an, gerade ist es offiziell gestartet, da sind schon eine Reihe von Tischen besetzt. Hunde mit Schleifchen und Halstüchern statt Halsbändern toben friedlich zwischen den Biertischen und Mütter nehmen ihre Kleinkinder auf den Schoß und lassen sie am Apfelsaft nippen.

Starnberg Schlossfest

Eine Feuerschluckerin beeindruckt beim Schlossfest in Starnberg die Zuschauer. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Das Tor zur Remise wird aufgesperrt, der Vorsitzende des Remisenvereins, Götz Wilde, sitzt am Brunnen in der Sonne und plauscht mit Ulrike Deeg, der Vorsitzenden der Freunde des Schlosscafés. Im Zwist zwischen den beiden Schlosspark-Vereinen scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Auch wenn es mittlerweile schon ein paar Jährchen her ist, dass das Café aus Schloss Fußberg heraus musste, wird immer mehr klar, dass ein Treffpunkt im Schlosspark gebraucht wird. Der Marktwagen von Jane Höchstetter und Stefan Berchtold, den ehemaligen Schlosscafé-Betreibern, ist zwar mittlerweile fest installiert, aber doch nur ein Provisorium. Nun richtet sich eine kleine Hoffnung auf einen Neubau am Randes des Parks. Und auch wenn Bürgermeisterin Brigitte Servatius, die am späten Nachmittag in den Schlosspark radelt, bekräftigt, dass sie den Bau eines Pavillons befürwortet, bezweifelt doch so mancher, dass der politische Wille stark genug ist.

Doch erst mal wird gefeiert. Man merkt, dass viele Gautinger den Schlosspark mögen und die Geselligkeit schätzen, es sind Junge und Alte, Familien mit Kindern und Großeltern, ja, auch sogar einige Jugendliche haben sich hierher verirrt - um die Bands zu hören, wie Stray Colors, Living Tones, oder auch Erik and the Peacemakers. Obwohl es etliche weitere Veranstaltungen in Gauting gab, haben sich mehrere Hundert für dieses lauschige Idyll an der Würm entschieden, und während sich die Kinder bei der Artistin und Jongleurin Miriam Schäfer vergnügen oder in der Wunderbuche unterhalb vom Schweizer Haus herumturnen, flanieren die Erwachsenen zu den Ateliers im Schweizer Haus, um Schmuck von Sebastian Derksen und die Scherenschnitte von Thomas Heyl zu bewundern. Das Fest geht bis in den späten Abend. Bei Musik, Bier und Grillfleisch wird wieder einmal offensichtlich, wie wichtig so ein öffentlicher Park für das Leben einer Kommune ist.

Dass Sommerfeste wichtig sind, hat die Stadt Starnberg im vergangenen Jahr beim Stadtjubiläum erkannt und so hat das Kulturreferat auch heuer wieder ein Schlossfest im Renaissance-Garten organisiert. Ein Fest ganz im mittelalterlichen Stil: mit Tandlern, Musikern, Tänzern, Gauklern, Falkner und Handwerker, die ihre alten Künste zeigen. Das Wetter ist fast zu schön, die Sonne brennt auf den Schlossberg hoch über dem Starnberger See. Kein Lüftchen weht auf dem Schloss-Vorplatz, so dass die Kräuter- und Gewürzfrau ihren Färberbottich überm offenen Feuer vor sich hin köcheln lässt und sich ein Plätzchen im Schatten an der bewachsenen Schlossmauer sucht. Auch im Schlossgarten, der durch die symmetrische Anlage, seine mit Buchs umrahmten Rasen und die geordneten Blumenbeete besticht, ist nur wenig Schatten. Der Besucher wird empfangen vom Duft nach Steckerlfisch und kann sich für seinen Imbiss unter einem kleinen Zeltdach niederlassen. An der Mauer entlang haben die Handwerker ihre Buden aufgeschlagen, Glück hat, wer einen Platz an der Westseite bekommen hat. Trotzdem schwitzt die Starnberger Schneiderin Angela Luigart, die mittelalterliches Gewand anfertigt, in ihrem schweren Lodenrock. Die Mitglieder der Handspillgilde lassen sich indes nicht beirren, sie hocken an ihren Spinnrädern und drehen die noch fettige Wolle von heimischen Schafen durch die Finger. Für die Kinder ist der Springbrunnen in der Mitte des Gartens die Hauptattraktion. Hatten sie zuvor und mit großen Augen und offenen Mündern den Falkner bewundert und über eine Stelzentänzerin gestaunt, die mit Fackeln jonglierte und beachtliche Kunststücke zeigte, toben sie nun im Becken und bespritzen sich gegenseitig mit Wasser. Ein Troubadour der Musikgruppe Borbunitas singt alte Lieder in mit Latein durchsetzten Texten und erzählt zwischendurch von den alten Instrumenten und G'schichten von Dromedarbändigern. Kulturmanagerin Verena Fincke ist zufrieden. Gegen Abend beim Burghofsingen und der Feuershow danach ist es auf dem Schlossberg voll.

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