Starnberg:Mehrheit für zweites Gymnasium

Kreistag beschließt, beim Kultusministerium Antrag auf Gründung einer weiterführenden Schule in Herrsching zu stellen

Wolfgang Prochaska

Nach drei Stunden gab es Applaus und Bravorufe von den Zuhörern auf der Galerie im großen Sitzungssaal. So lange hatte der Starnberger Kreistag am Montagvormittag in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien über den Bau eines zweiten Gymnasiums im westlichen Landkreis diskutiert. Mit 37 zu 15 Stimmen wurde dann der Vorschlag der Verwaltung angenommen, einen Antrag zur Gründung eines Gymnasiums in Herrsching beim Kultusministerium zu stellen. Es war der zweite Anlauf. Im Dezember vergangenen Jahres war dieser Schritt noch abgelehnt worden. Jetzt waren die Befürworter am Ziel. Deshalb auch der Jubel auf der Galerie. Gleichzeitig beschloss das Gremium, dass der Landkreis beim Ministerium auch die Möglichkeit für den Bau einer Fachoberschule (FOS/BOS) prüfen lassen soll. Dazu ist als erstes Schritt eine Probeeinschreibung bei bestehenden Einrichtungen notwendig. Dieser Beschluss wurde sogar einstimmig gefasst.

Bis dahin war es aber ein weiter Weg. Wie schon in den vorangegangenen Sitzungen, setzten sich vor allem CSU und FDP für den Gymnasiumsbau ein, während ein Großteil von SPD, Grünen und auch Freien Wählern die Sache skeptischer sah. Vor allem die Finanzierung des Gymnasiums samt Trägerschaft durch den Landkreis sowie die Folgen für das Gilchinger Gymnasium spielte in der Diskussion eine große Rolle. Hier befürchteten vor allem diejenigen Kreisräte, die auch Bürgermeister sind, negative Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte, da sich der Landkreis durch den Bau und die Betriebskostenübernahme tief verschulden müsste. Rainer Schnitzler (Freie Wähler), Pöckings Gemeindechef, befürchtete für die kommenden Jahre gar einen Anstieg der Kreisumlage auf 60 Prozent, eine Horrorzahl für alle Kommunen. Kreiskämmerin Eva John wies diese Zahl als "rein spekulativ" zurück.

Es ging an diesem Montag gut zur Sache, was auch daran lag, dass sich die Kreistagsfraktionen und deren Mitglieder für den anstehenden Wahlkampf positionieren wollten. Deutlich wurde aber, dass der Bau eines zweiten Gymnasiums die gesamte Schullandschaft und deren Finanzstruktur durcheinander wirbeln wird - sollte das Ministerium den Antrag auf Gründung überhaupt zustimmen. Vor zwei Jahren hatte es einen weiteren Schulbau mit Hinweis auf die hohe Übertrittsquote, die "nicht steigerungsfähig" sei, abgelehnt. Darauf machte Jürgen Busse (Freie Wähler) aufmerksam, der fragte: "Welche neuen Argumente haben wir?" Am weitesten ging Ulrich Ellwanger (ÖDP). Er forderte eine Verschiebung der Abstimmung. Sein Argument: Zuerst muss ein Finanzierungskonzept her. Tatsächlich ist bislang noch nicht geklärt, was aus dem bisherigen Zweckverband für weiterführende Schulen werden soll, sollte in Herrsching das Gymnasium gebaut werden. Sowohl Ellwanger als auch Manfred Walter (SPD) verlangten vom Landkreis, den Zweckverband samt Schulden in Höhe von 20 Millionen Euro zu übernehmen. Diese seien aufgelaufen, um das Gilchinger Gymnasium auszubauen. Es ist nun für 1600 Schüler ausgelegt, aktuell besuchen 1364 Gymnasiasten die Schule. Laut Schulgutachten werden aber 450 Schüler nach Herrsching wechseln, sollte dort ein Angebot bestehen. "Der Gilchinger Ausbau war herausgeschmissenes Geld", schimpfte Ellwanger. Die Kosten dafür blieben aber an den Zweckverbandsmitgliedern hängen. Landrat Karl Roth (CSU) signalisierte Hilfe: "Der Landkreis ist bereit, Geld in die Hand zu nehmen."

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