Starnberg:Mehr Sicherheit im Tunnel

Gutachter der Stadt fordert zusätzliche Rettungsaufzüge und Sprinkleranlage

Von David Costanzo, Starnberg

Wie sicher wird der Tunnel in Starnberg? Der Gutachter der Stadt zumindest sieht "erhebliche Mängel" in der Planung des Staatlichen Bauamts. "Zum jetzigen Stand würde ich Ihnen abraten, den Tunnel so zu bauen", erklärte der Berufsfeuerwehrler und Rettungswissenschaftler Dirk Schneider dem Stadtrat, der ihn beauftragt hatte. Der Gutachter riet dringend zu einer Sprinkleranlage in der Röhre und zu Rettungsaufzügen in allen sechs Notausgängen. Beides würde zusammen mit anderen kleineren Nachbesserungen allerdings das Risiko auf ein annehmbares Maß reduzieren.

Der Stadtrat schloss sich der Empfehlung einstimmig an. Das Staatliche Bauamt Weilheim und der Bund, der als Bauherr 200 Millionen Euro investiert, sollen Sprinkler und Aufzüge nachrüsten - und bezahlen. "Wenn eins von beiden nicht erfüllt wird, haben wir ein Problem", sagte Bürgermeisterin Eva John (BMS). Das Bauamt will die Forderung in ein eigenes Gutachten für Berlin einfließen lassen und unterstreicht, dass die Röhre nach allen Regeln der Sicherheit geplant ist.

Dem widerspricht der Gutachter überhaupt nicht, Dirk Schneider hält aber die Vorgaben für zu lax. Im Starnberger Tunnel stelle der Gegenverkehr ohne Fahrbahntrennung ein Risiko dar. Selbst kleine Vorfälle erzeugten Stau. Irgendwann sei die Geduld der Wartenden erschöpft: Autofahrer könnten wenden, um in die Gegenrichtung aus der Röhre zu kommen. Damit sei der Tunnel für die Feuerwehr blockiert, während im Brandfall jede Sekunde zählt. Darum gewinnen die Rettungsstollen für die Brandretter an Bedeutung. Diese seien aber bis zu 30 Meter tief, die Feuerwehrleute unter Atemschutz mit schwerem Gerät überwinden müssten - und dann auch noch den Weg in der verrauchten Röhre zum Unglücksort.

Das Bauamt habe für die Treppenhäuser nur eine Art Korb mit Elektrowinde geplant, der nicht baurechtlich geprüft sei. Damit dürfe ihn die Feuerwehr nicht nutzen. Zwingend nötig seien Rettungsaufzüge, wie sie an der zweiten S-Bahn-Stammstrecke vorgesehen sind. Zudem plädierte der Experte für eine Sprinkleranlage, weil sie den Brand eindämmen und so den Rettern mehr Zeit verschaffen könne. Gleichzeitig prophezeite er den Stadträten, dass sich die Feuerwehr ändern müsse, um den Tunnel zu beherrschen. Etwa 80 Kameraden seien nötig, die alle unter Atemschutz einsatzbereit sein müssten. Ein anderer Gutachter der Stadt hatte von 60 Rettern gesprochen, war aber sonst zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Die Kosten dafür lägen im Millionenbereich.

Das Bauamt widerspricht in vielen Punkten: Die Planung habe keine Fehler, sagte Projektleiter Herwig Ludwig. Die Forderungen gingen weit über die gültigen Richtlinien hinaus, könnten aber berechtigt sein, um lokalen Besonderheiten Rechnung zu tragen. Das prüfe ein unabhängiger Gutachter.

Das Echo im Stadtrat fiel gespalten aus. Die Tunnelgegner der WPS konzentrierten sich auf die erste Hälfte der Botschaft - Tunnel derzeit unsicher -, um Vokabeln wie "Hölle" und "Horror" in den Beiträgen unterzubringen. Die Mehrheit der Befürworter setzte auf Nachrüstungen, um das Optimum für die Stadt zu erreichen.

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