Starnberg:Mehr Diskussion wagen

Das SPD-nahe Kulturforum Starnberg nimmt zu kulturellen und kulturpolitischen Fragen Stellung. Nun wird es 25 Jahre alt und beschäftigt sich an diesem Sonntag mit dem Thema Heimatfilm

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Der Anspruch war hoch und ganz der damaligen Zeit geschuldet: Kulturschaffende wie auch Kulturinteressierte, die der SPD nahe standen, sollten sich auch im Landkreis in die Politik einmischen. Allerdings fehlte noch für den Ideenaustausch das richtige Podium.

Im März 1989 gründeten daher Carola Merseburger, der Historiker Peter Hanke, die Schriftsteller Gert Heidenreich und Johano Strasser mit anderen Mitstreitern das "Kulturforum der Sozialdemokratie". Ein etwas ungelenker Name, der im Laufe der Zeit auf Kulturforum Starnberg reduziert wurde. Themen wie "Gedenkkultur" und "Heimat" wurden schon damals beleuchtet, zum Beispiel die Geschichte und Bedeutung von Kriegerdenkmäler im Landkreis. Man wollte nicht provinziell sein, aber dennoch einen Blick auf den Landkreis und seine Bedingungen werfen. An diesem Sonntag feiert das Kulturforum sein 25-jähriges Bestehen und wieder wird es um das Thema Heimat gehen.

Treffpunkt ist um 18 Uhr im Gasthof Tutzinger Hof in Starnberg. Höhepunkt ist nicht das Freibier, das der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel den Gästen spendiert, sondern eine sehr interessante Diskussion über den Heimatfilm und die tatsächliche bayerische Wirklichkeit. An der Diskussion werden der Regisseur Hans Steinbichler ("Hierankl" und "Landauer"), der heimatkritische Musiker und Autor Hans Well, die Chefautorin der Bayernsoap "Dahoam is dahoam", Martina Borger, der Rundfunkrat Robert Stauffer und die Schauspielerin Ursula Erber, die in "Dahoam is dahoam" eine Hauptrolle spielt, teilnehmen. Die Moderation hat Gert Heidenreich. Die Musik liefert das Trio Dierkopf.

Starnberg: Gesine Schwan, SPD-Präsidentschaftskandidatin, und Schriftsteller Johano Strasser im Gespräch beim Kulturforum im Jahr 1998.

Gesine Schwan, SPD-Präsidentschaftskandidatin, und Schriftsteller Johano Strasser im Gespräch beim Kulturforum im Jahr 1998.

(Foto: Fuchs)

Es ist eine klassische Kulturforums-Diskussion, denn Stellung nehmen zu kulturellen und kulturpolitischen Fragen war und ist die genuine Aufgabe dieses Forums. In den vergangenen 25 Jahren beschränkte man sich nur auf diese Aufgabe. Der Krieg im Kosovo wurde ebenfalls diskutiert wie die Gedenkkultur. Und auch der Wandel des Buchhandels war Thema. Dazu lud man Betroffene, in diesem Fall Buchhändler ein. So berichtete Regina Moths aus München über die wachsende Buchmenge und wie dieses Mehr sortiert, begutachtet und an den Kunden gebracht werden kann. "Wie können kleinere Verlage eigentlich überleben, angesichts der großen Konkurrenz? Mit welchen Programmen gelingt es ihnen, sich Nischen zu schaffen?" Auch mit dieser bis heute aktuellen Thematik beschäftete man sich schon 1999 im Kulturforum. Vertreter von kleineren Verlagen aus dem Münchner Raum berichteten über ihre Strategie, darunter Axel Matthes vom Verlag Matthes und Seitz, Franz Joseph Hermann vom Babel Verlag sowie Peter Kirchheim vom gleichnamigen Verlag. Gar hellsichtig zeigte sich der damalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, der beim 10. Geburtstag des Forums 1999 sprach: "In einer Zeit, in der sich Ratlosigkeit und Orientierungslosigkeit in der Politik breitmachen und zugleich die Kommerzialisierung des Alltags fortschreitet, seien Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler gefragt, seien ihre kritischen Fragen und Anregungen von höchster Wichtigkeit." Dem ist nichts hinzu zufügen.

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