Starnberg:Medaille für Zivilcourage

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Kreisräte wollen mutige Bürger auszeichnen und planen auch eine Woche der Demokratie sowie einen Aktionstag über jüdisches Leben in Bayern

Von Christine Setzwein, Starnberg

Schon 2018 hat Peter Unger (Grüne) im Kreistag beantragt, der Landkreis Starnberg solle alle drei Jahre eine Medaille für Zivilcourage verleihen. Die Forderung wurde seinerzeit wegen des enormen Verwaltungsaufwands abgelehnt. Personell und zeitlich sei das nicht zu schaffen, argumentierte die Verwaltung. Daran habe sich bis heute nicht viel geändert, sagte Landrat Stefan Frey (CSU) am "Runden Tisch für Toleranz, Demokratie und Menschenrechte (gegen Rechtsextremismus)", der am Dienstag virtuell tagte. "Für meine Verwaltung muss ich das abblocken", die habe jetzt schon mehr als genug Arbeit. Trotzdem soll es eine Medaille geben - wenn das Prozedere so unbürokratisch wie möglich abgeht. Die Vorschläge von Christiane Kern (SPD) und Marlene Greinwald (Freie Wähler), dass die Fraktionen geeignete Personen oder Gruppen für die Zivilcourage-Medaille vorschlagen und der runde Tisch die Auswahl trifft, kamen gut an. Der Landrat und seine Verwaltung werden bis zum nächsten Treffen einen kleinen Leitfaden erarbeiten.

Damit war auch Unger zufrieden. Die Medaille sei ein symbolisches Zeichen für Zivilcourage, sagte er. Angesichts grauenhafter Morde wie in Hanau, der Hetze im Netz und der Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte, Journalisten und jüdische Bürger müsse man zeigen, "dass die Gesellschaft, wir alle, Diskriminierung nicht hinnehmen werden". Die rechte Szene trete immer lauter und aggressiver auf. Es gebe Menschen, die sich dagegen auflehnten, aber zu wenig wahrgenommen würden. Diese "Alltagshelden" gelte es auszuzeichnen.

Zustimmung erntete auch die SPD mit ihrem Vorschlag, eine Woche der Demokratie zu veranstalten. Vorbild dafür sei die Stadt Passau, erläuterte Christiane Kern den Antrag. Mit verschiedenen Veranstaltungen werde dort Jung und Alt angesprochen. Als mögliche Zeiträume schlägt die SPD die Woche vor der Bundestagswahl oder alternativ die erste Woche im Oktober vor. Am 2. Oktober finde ohnehin die "Lange Nacht der Demokratie" statt, an diesem Aktionstag könnte sich auch der Landkreis beteilige. Kern räumte aber auch ein, dass es heuer schwierig werde mit den Vorbereitungen.

"Wer zahlt's und wer macht's?", fragte Landrat Frey in die Runde. "Eine Projektgruppe aus den Fraktionen", meinte Kern. "Es finden sich sicher ein paar Menschen, die sich dafür engagieren wollen." Die fanden sich schnell: Außer Kern gehören ihr Marlene Greinwald (FW), Kerstin Täubner-Benicke (Grüne), Cedric Muth (FDP) und Ute Nicolaisen-März (CSU) an. Was die finanziellen Mittel betrifft, die nötig sind für Veranstaltungen, will man Partner und Sponsoren suchen.

Anlässlich des Jubiläums "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" würde sich Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) einen Aktionstag im Landkreis wünschen, "mit jüdischer Musik, jüdischem Essen und mehr". Im Jahr 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein Edikt, das es Juden gestattete, in Köln städtische Ämter zu übernehmen. Diese Urkunde gilt als ältester Beleg für die Existenz jüdischen Lebens in Deutschland.

Ein Aktionstag unterstütze er, aber angesichts der Corona-Pandemie sei vielleicht nur ein Online-Vortrag zum Thema möglich, meinte Landrat Stefan Frey: "Ich sehe heuer für uns noch keine großen Veranstaltungen."

© SZ vom 25.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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