Starnberg:Liebelei im Schlossgarten

Die Theatergruppe "Tragaudion" gibt "Viel Lärm um nichts"

Von Katja Sebald, Starnberg

Selbst wer mit Shakespeare gar nichts am Hut hat, sollte sich eine Aufführung von "Viel Lärm um nichts" im Starnberger Schlossgarten an einem der unvergleichlich lauen Abende dieses Sommers auf keinen Fall entgehen lassen: Allein die stimmungsvolle Kulisse ist das Eintrittsgeld wert. Und darüber hinaus gibt es an der bezaubernd leichtfüßigen Inszenierung der Theatergruppe "Tragaudion" rein gar nichts zu kritisieren, außer vielleicht, dass man sich noch ein paar Eiswürfel für die Getränke wünschen würde.

Die Besucher werden zur blauen Stunde mit Musik am nördlichen Ende des Schlossgartens empfangen und in einem kunstvoll angelegten Stationentheater durch die kompliziert verschlungenen Kontrast- und Parallelhandlungen von Shakespeares berühmtem Ränkespiel geführt. Während sich langsam die Nacht herabsenkt, ziehen die Zuschauer von den Musikanten geleitet durch den Garten, nehmen mal diesseits und mal jenseits der Hecken Platz und werden, so scheint es beinahe, zu zufälligen Zeugen von konspirativen Treffen, Täuschungsmanövern und Belauschungsszenen, bis sich schließlich zu später Stunde alle Liebenden vor dem Traualtar wiederfinden und eine Doppelhochzeit rund um den sachte plätschernden und effektvoll beleuchteten Brunnen im Zentrum des Gartens gefeiert wird.

Für die semiprofessionelle Theatergruppe "Tragaudion" ist der Schlossgarten sozusagen der Geburtsort, denn mit einer Open-Air-Aufführung von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" im Schlossgarten begann 1993 die Geschichte des Ensembles, das aus einer Theatergruppe am Starnberger Gymnasium hervorging. 2014 feierte man mit der Uraufführung einer eigenen Neuübersetzung von "Macbeth", ebenfalls im Schlossgarten gespielt, einen großen Erfolg. In diesem Jahr sind rund 25 Mitwirkende vor und hinter den Kulissen an der Umsetzung der Komödie "Viel Lärm um nichts" unter der Regie von Tobias Malangré beteiligt. Man kann sich nur wünschen, dass daraus für Starnberg und seinen Schlossgarten eine neue Theatertradition erwächst.

Mit Jan Björn Potthast hat sozusagen der Spiritus Rector von "Tragaudion" die Rolle des Prinzen von Aragon übernommen, der mit seinen Begleitern Claudio und Benedikt von einem Feldzug heimkehrt und Leonata, die "Gouverneurin" der Stadt Messina, besucht. Claudio, der sich stante pede in Leonatas Tochter verliebt, wird von Jörg Potthast gespielt, und Benedikt, einer der anspruchsvollsten Rollen des Stücks, von Tobias Malangré, der zugleich Regie führte. Melanie Scheytt, die über eine schauspielerische Ausbildung verfügt, hält als Leonata souverän die Fäden des Stücks in der Hand. Aber auch Amara Palacios, die als Beatrice ihrem Gegenspieler Benedikt, mit dem sie eine wortreich dargebotene Hassliebe verbindet, Paroli bieten muss, beeindruckt in ihrer Rolle. Höchster Respekt gebührt auch der erst 17-jährigen Pauline Winkler, die als Leonatas Tochter Hero eine der größten Rollen des Abends auszufüllen weiß. Und das Vierergespann der vertrottelten Wachtmeister, gespielt von Jürgen Huber, Georg Kohler, Claudia Wittmaack und Elke Ebert, agiert wahrhaft komödiantisch: Mit allerköstlichster Dumpfbackigkeit und wundersamen sprachlichen Unzulänglichkeiten decken sie sozusagen versehentlich die intriganten Verstrickungen auf und läuten das Happy End ein. Am Ende wird der böse Schurke Don Juan - hier als Bully-Herbig-Verschnitt von Christian Hanselmann gespielt- enttarnt und verhaftet. Es wird geküsst und geheiratet, und selbst Beatrice und Benedikt müssen einander gestehen, dass sie sich lieben, wenn auch "nicht übermäßig" und auch nur, sofern es auf Gegenseitigkeit beruht.

Die letzten Aufführungen von "Viel Lärm um nichts" im Starnberger Schlossgarten finden von 30. Juli bis 1. August 2015 statt. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Karten zu 15 Euro gibt es unter info@tragaudion.de.

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