Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Lesung und Musik

Czernowitz - das ist ein Name, der lockt und klingt. Ein Mythos, dessen Faszination bis in die Gegenwart reicht. Und eine Stadt, die einst als Schmelztiegel der Kulturen galt, gelegen im entferntesten der österreichisch-ungarischen Kronländer, der Bukowina. Hatte sich im Gemisch der Sprachen hier bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine deutschsprachige Literatur etabliert, gelangte diese in der Zwischenkriegszeit zu ihrer Blüte. Kaum eine andere Stadt vergleichbarer Größe hat so viele Denker und Dichter hervorgebracht wie das "Jerusalem am Pruth": Karl Emil Franzos, Rose Ausländer, Alfred Margul-Sperber und Georg Drozdowski sind nur einige der auch heute noch bekannten Namen, die der deutschsprachigen Lyrik der Bukowina zu ihrem Platz in der europäischen Dichtung verhalfen und das einmalige geistige Klima der Stadt begründeten. Ein Mikrokosmos, der mit Einbruch des Zweiten Weltkriegs aufs Brutalste zerstört wurde. Emigration, Ghetto, Deportationen und Arbeitslager vernichteten das literarische und intellektuelle Le-ben und führten auch die Dichter der zweiten Generation - unter anderen Immanuel Weissglas, Alfred Gong, Paul Celan und Selma Meerbaum-Eisinger - in Tod und Exil. Mit Musik und Texten nähert sich der Abend an diesem Dienstag um 19.30 Uhr in der Evangelischen Akademie Tutzing der reichen literarischen Tradition von Czernowitz an und versucht die Faszination zu ergründen, die bis heute von dem Namen der Stadt in der Ukraine ausgeht. Der Eintritt kostet zehn Euro. Ermäßigt fünf Euro.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2017
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