Starnberg:Kulturmanagerin ausgebootet

Veranstalterin Elisabeth Carr bleibt bei der Reihe "7 Räume" und der Nutzung des Starnberger Bahnhofsaals außen vor

Von Katja Sebald, Starnberg

Vom Publikum weitgehend unbemerkt rumort es hinter den Starnberger Kulturkulissen gewaltig. Dem Vernehmen nach geht es um Zuständigkeiten, die neu festgelegt wurden, vor allem aber um Kompetenzgerangel zwischen den verschiedenen Akteuren. Die Folge: Veranstalterin Elisabeth Carr, die viele Räume in Starnberg erst bespielbar gemacht hat, ist ausgebootet worden. Sie konzentriert sich nun weitgehend auf Lokalitäten außerhalb der Stadt.

"Ich finde, es gibt sehr viele gute Projekte in Starnberg, die sich nicht im Weg stehen, sondern durchaus ergänzen könnten", findet Martina Neubauer, die für die Grünen im Stadtrat sitzt und als langjährige Kulturreferentin eine profunde Kennerin der Kulturszene ist. Sehr bedauerlich ist es ihrer Meinung nach, dass es im neuen Stadtrat keinen Kulturreferenten mehr gibt: "In dieser Position ist man immer wieder als Vermittler zwischen Politik, Verwaltung und Akteuren gefragt." Ihrer Meinung nach hätte die Stadt vor allem eine koordinierende Funktion, die sie aber bisher nicht genügend wahrnehme.

The Show must go on - das scheint im Moment der einzige Konsens zwischen den Akteuren zu sein. Einig ist man sich auch darüber, dass das Kulturangebot im Starnberger Raum enorm dicht ist. So stellte etwa die Stadt selbst vor kurzem ein Jahresprogramm für ihren "Kulturbahnhof" vor: In der Reihe "Kunst & Kultur im historischen Bahnhof Starnberg am See" werden der "Wartesaal für allerhöchste Herrschaften" und die ehemalige Schalterhalle bespielt, während das marode Gebäude selbst noch seiner Renovierung harrt.

Starnberg Kulturamt Kienzle

Die Leiterin des Starnberger Kulturamts, Annette Kienzle, hat eine Veranstalterin offenbar ausgebootet.

(Foto: Georgine Treybal)

Es war Elisabeth Carr, die vor etwa vier Jahren den Charme des holzgetäfelten Wartesaals entdeckt hatte, der damals noch mit Pommes-Frites-Duft geschwängert war und zuletzt der benachbarten Gaststätte als Abstellkammer diente. Sie war es auch, die den damaligen Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger davon überzeugte, den einst für Ludwig II. eingerichteten Salon für ausgewählte Kulturveranstaltungen zu nutzen - was sie im Auftrag der Stadt bislang fünfzig Mal tat. Als künstlerische Leiterin war sie auch für Konzept und Inhalte zuständig. Im neuen Programm aber wird sie namentlich nicht mehr erwähnt. Im Rahmen des zehnjährigen Bestehens ihrer "Kunst-Räume am See" nutzt sie nur für einen einzigen Abend den Wartesaal. Für eine künftige Zusammenarbeit wären konstruktive Gespräche und gemeinsame Planungen notwendig gewesen. Die habe es bislang nicht gegeben, so Carr: "Aber meine Türen sind offen."

Für Annette Kienzle, Leiterin des Starnberger Kulturamts, war es wichtig, alle Veranstaltungen in einem Programm "Kunst & Kultur im Bahnhof" zusammenzufassen: "Die Stadt als Veranstalterin muss dabei klar erkennbar sein." Gerne hätte sie jedoch weitere Veranstaltungen von "KunstRäume am See" aufgenommen, sagt sie. Das würde sie auch künftig so handhaben, sofern sie ins Programm passen und sofern sie nicht in Konkurrenz zu den Veranstaltungen nebenan in der Schalterhalle stehen: "Es ist natürlich klar, dass nicht in beiden Räumen zeitgenössische Kunst gezeigt werden kann."

Starnberg Ev.Gemeinde Lesung

Die Veranstalterin Elisabeth Carr hatte den Wartesaal im Bahnhof als Kulturbühne entdeckt.

(Foto: Georgine Treybal)

Eine Monopolstellung, nicht nur für den Bahnhof, sondern für ganz Starnberg beanspruchen hingegen die Kuratorinnen der Ausstellungsreihe "Nah-fern" in der Schalterhalle, Katharina Kreye, Ulrike Prusseit und Ursula Steglich-Schaupp: Sie haben bei anderen Veranstaltern bereits deutlich gemacht, dass sie keine Konkurrenzveranstaltungen im Stadtgebiet wünschen. Und um Konkurrenz- und Kompetenzfragen scheint es auch bei der Reihe "7 Räume 7 Künste" zu gehen, die Carr 2013 für das Fünfseen-Filmfestival konzipierte und die sie seither zusammen mit dem Festivalleiter Matthias Helwig kuratierte. Die erfolgreiche Reihe wird auch in diesem Jahr fortgesetzt - allerdings ohne Carr. Man habe sie diesmal nicht beauftragt, erklärte der Pressesprecher des Filmfestivals und der Kunst-Räume, Konstantin Fritz, dazu lapidar.

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